130 Betten, 350 Mitarbeiter und mehr als 6000 stationäre Patienten im Jahr: Die Klinik in Eberbach ist für die dezentrale medizinische Versorgung im Rhein-Neckar-Kreis immens wichtig. Fotos: zg
Von Stefan Hagen
Eberbach/Rhein-Neckar. Die gute Nachricht zuerst: Über 120 Landkrankenhäuser erhalten im kommenden Jahr einen Zuschuss von jeweils 400.000 Euro. Sie erfüllen die Kriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses für einen Zuschlag, um die stationäre Versorgung der Bevölkerung auf dem Land abzusichern. Insgesamt werden rund 50 Millionen Euro verteilt. Darauf haben sich der Verband der Gesetzlichen Krankenversicherung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Verband der Privaten Krankenversicherung verständigt.
Jetzt die schlechte Nachricht: Die GRN-Klinik in Eberbach – quasi das "Landkrankenhaus" im Rhein-Neckar-Kreis – geht bei der Ausschüttung leer aus – auf der Förderliste sucht man die Klinik vergebens. Dabei könnte man gerade in Eberbach das Geld gut gebrauchen – das Krankenhaus hat im Wirtschaftsjahr 2018 rund 2,5 Millionen Euro Verlust gemacht.
Das Gesamtdefizit des GRN-Verbundes mit Krankenhäusern in Weinheim (Verlust rund 1,1 Millionen Euro), Sinsheim (rund eine Million Euro), Schwetzingen (rund 1,2 Millionen Euro) und Eberbach sowie den Kliniken für Geriatrische Rehabilitation in Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim betrug zu diesem Zeitpunkt rund sechs Millionen Euro. Auch für den vergleichsweise reichen Rhein-Neckar-Kreis, der für die Verluste gerade steht, wahrlich kein Pappenstiel.
Warum also findet das Eberbacher Krankenhaus keine Berücksichtigung bei diesem "Sicherstellungszuschlag für Kliniken in dünn besiedelten Gebieten"? "Diesen Zuschlag gab es auch schon im vergangenen Jahr", sagt Tim Egger, der am 1. April die Leitung der Klinik übernommen hat. Leider habe die Klinik Eberbach das Kriterium der Einwohnerzahl ganz knapp nicht erfüllt. "Die Grenze lag bei 100 Einwohnern pro Quadratkilometer. Eberbach hatte 129 Einwohner pro Quadratkilometer, also 29 zu viel", seufzt Egger.
Das sehe in diesem Jahr nicht anders aus. "Darüber kann man sich ärgern", sagt der Klinikleiter. "Natürlich wäre es für uns persönlich schön, wenn die Grenze der Einwohner pro Quadratkilometer höher liegen und wir von dem Zuschlag profitieren würden", stellt Egger fest.
"Aber es gibt in dieser Hinsicht ganz klare Regelungen, und die erfüllen wir eben nicht vollständig", zeigt er sich als fairer "Verlierer". Selbst, wenn die Deutsche Krankenhausgesellschaft die Grenze verschieben würde, "gäbe es immer Kliniken wie unsere jetzt, welche die Kriterien knapp nicht erfüllen". Während der Name Eberbach in der List also fehlt, sind an "Position 35" der 121 bedachten Krankenhäuser die Neckar-Odenwald-Kliniken am Standort Buchen zu finden, die die Kriterien für die Bezuschussung erfüllt haben.
Was bei den CDU-Bundestagsabgeordneten Nina Warken und Alois Gerig für Freude sorgt: "Das ist eine gute Nachricht für die Neckar-Odenwald-Kliniken und unsere Region. Zugleich ist es auch eine Auszeichnung für die Arbeit, welche die Neckar-Odenwald-Kliniken für die Menschen leisten", teilen die beiden Christdemokraten mit. "Für uns sind gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land von besonderer Bedeutung – hierzu gehört selbstverständlich auch die medizinische Versorgung. Seitens der Politik arbeiten wir mit ganzer Kraft daran, dass uns auch die Krankenhausstandorte Mosbach und Hardheim weiterhin erhalten bleiben. Unser großes Ziel ist es, dass der ländliche Raum attraktiv bleibt und die Menschen hier gerne wohnen."
Der Standort des Krankenhauses in Eberbach gilt indes trotz der negativen Bilanz als sicher – schließlich ist das Überleben aller vier Klinik-Standorte im Rhein-Neckar-Kreis politisch gewollt. Dies haben Landrat Stefan Dallinger und sämtliche Fraktionen in der Vergangenheit wiederholt betont. Für den flächenmäßig großen Rhein-Neckar-Kreis brauche man eine dezentrale ärztliche Versorgung, hatte FDP-Fraktionschefin Claudia Felden stellvertretend festgestellt. Zusammenschlüsse von Kliniken, um etwa Synergieeffekte zu erzielen, seien hier kontraproduktiv. "Das geht bei uns nicht."
Tim Egger leitet seit 1. April 2020 die Eberbacher Klinik. Foto: zg