Hannes Daum (links) und Christian Hofbauer von „Coulord Rain“ beim Couchgespräch im Tonstudio in Viernheim. Es fehlt der Dritte im Bunde: Moritz Sohns, der Klavier und Gitarre spielt, hat wegen seines Studiums gerade wenig Zeit. Foto: Ofer
Von Manfred Ofer
Weinheim/Rhein-Neckar. Von einem klugen Geist stammt der Satz, dass es zwei Wege zur Unsterblichkeit gibt: Eine Familie zu gründen, oder ein Kunstwerk zu erzeugen. Zum Beispiel einen Song, der einer Band ein "Denkmal" setzt. Zumindest Letzteres haben die Jungs von "Coulord Rain" bereits geschafft, denn so heißt die aktuelle Single des Trios aus dem Rhein-Neckar-Kreis, das bei der Verleihung des "Deutschen Rock- und Pop- Preises" Mitte Dezember nominiert war. Die Reise nach Siegen hat sich gelohnt, denn bei ihrer Rückkehr hatten die Jungs dreimal Bronze im Gepäck.
"Die Nominierung war eine ziemliche Überraschung für uns", sagt Sänger Hannes Daum (24) und grinst über das ganze Gesicht, während er seine Klampfe stimmt. Der Weinheimer Christian Hofbauer (29), der neben ihm sitzt, nickt: "Und mit dem Erfolg bei der Preisverleihung haben wir gar nicht gerechnet." Der Schlagzeuger mit den langen blonden Haaren und dem Bart ist auch der Booker der Band, organisiert also die PR-Termine und Konzerte. Klavierspieler Moritz Sohns (22) macht das Trio komplett, fehlt aber beim Gespräch mit der RNZ, weil er fleißig studieren muss.
Hofbauer kann sich noch gut daran erinnern, als er die frohe Botschaft mit ihrer Nominierung aus seinem Briefkasten gefingert hat. Ein Umschlag, der nicht wie eine Rechnung ausgesehen hat. "Das war schon mal gut", bemerkt er lächelnd. Stattdessen enthielt das Kuvert die Mitteilung, dass seine Band "Coulord Rain", deren Mitglieder aus dem Rhein-Neckar-Delta stammen, gleich in drei Hauptkategorien für den Deutschen Rock- und Pop-Preis nominiert worden war: "Beste Single/CD", "Bester deutschsprachiger Song" und "Bester Newcomer".
Die Single, mit der sie sich beworben haben, trägt den vielsagenden Titel "Denkmal" und wurde im Mai dieses Jahres aufgenommen. Im selben Tonstudio, in dem die Jungs für das Interview auf der Couch Platz genommen haben. Und weil jeder Song eine Geschichte hat, sprechen wir als erstes einmal darüber. "Es geht darum, seinen eigenen Weg im Leben zu finden und sich treu zu bleiben", erzählt Hannes, der dem Song seinen Atem gegeben hat. "Wenn wir davon singen, dass man sich sein eigenes Denkmal setzen soll, ist genau das damit gemeint."
Bis vor wenigen Minuten stand der Sänger noch hinter dem Mikrofon und hat ein neues Stück für das Debüt-Album eingesungen. Der Silberling mit mindestens zwölf Songs soll im Frühjahr 2020 auf den Markt kommen. "Da haben sich die Jungs was vorgenommen", bemerkt Gunther Pagel (52), der das Tonstudio "Top 10" in Viernheim betreibt, in dem sich die Musiker derzeit die langen Winternächte um die Ohren schlagen.
Ihren Stil beschreiben sie als einen Hybrid aus deutschem Pop und Schlager, wobei sie textlich hier und da noch eine Schippe Punk draufpacken. Ehrlich? "Klar", meint Christian Hofbauer. Das Leben könne ja auch ernste Züge tragen. "Ironie und schwarzer Humor können da durchaus hilfreich sein." Die Nominierung für die Preisverleihung am dritten Adventswochenende erwies sich zuletzt als ein zusätzlicher Treibstoff für ihre Kreativität, die, wie der Applaus, das tägliche Brot eines Künstlers ist.
Der "Deutsche Rock- und Pop-Preis" ist die wichtigste nationale Auszeichnung für den musikalischen Nachwuchs. Der wurde nun bereits zum 37. Mal in der Siegerlandhalle zu Siegen verliehen. Egal ob Rock, Pop, Reggae oder Heavy Metal – das Event repräsentiert die laute Vielfalt der musikalischen Landschaft in Deutschland, und zwar bei Profis und Newcomern. "Als wir in der großen Halle standen, hatten wir schon Ehrfurcht", macht Hofbauer rückblickend deutlich. Viele wichtige TV- und Rundfunksender waren vor Ort, um über das Ereignis zu berichten, das eine Plattform darstellt, die schon so manchem Interpreten den Weg zu einer Karriere geebnet hat.
Macht das was mit einem? "Lampenfieber gehört dazu", erwidert Hannes Daum und stimmt mit seinen Bandkollegen überein. "Aber wir haben ja auch schon einiges erlebt, das uns gelassener gemacht hat", fügt er hinzu. So hätten sie auch schon mal vor sechs verirrten Seelen in einem Saal voller Rückkoppelungspfeifereien und in einem Laden gespielt, der anschließend Pleite gegangen sei. Als in Siegen der letzte Vorhang fiel, standen sie jedoch mit den anderen Preisträgern auf der Bühne und haben "We are the Champions" gesungen. Dreimal Bronze haben sie geholt – in den Kategorien "Bester neuer Rock & Popkünstler", "Bester deutschsprachiger Song" und "Beste Single des Jahres". Von der Publicity ganz zu schweigen. Gänsehaut sei das gewesen. Ein Gefühl, das die Jungs durchaus noch öfter erleben möchten.