Am Weinheimer Waidsee bewährte sich das Konzept der Stadtverwaltung. Diese hat die Besucherzahl auf 2500 begrenzt. Dagegen mussten am Samstag die Zufahrten zum linksrheinischen Kollersee gesperrt werden. Foto: Kreutzer
Von Carsten Blaue und Volker Endres
Brühl/Mannheim. Am Wochenende haben Tausende die Badeseen und Freibäder in der Region bevölkert. Aber das befürchtete Chaos blieb vor allem am Samstag trotz Temperaturen von bis zu 37 Grad Celsius aus. Meistens jedenfalls. Vielleicht kam die unsichere Wetterlage vor allem am Sonntag den Behörden und Badbetreibern entgegen.
Möglicherweise wirkten auch die Ankündigungen, dass Polizei und Ordnungsdienste verstärkt kontrollieren würden. Fest steht, dass es dort keine Probleme gab, wo eine maximale Besucherzahl gilt – wie etwa am Weinheimer Waidsee. Anders sah es am frei zugänglichen Kollersee aus, der linksrheinisch auf rheinland-pfälzischer Seite liegt, aber zum badischen Brühl gehört.
Hier machte das Ordnungsamt am Samstag zwischen 11 und 15 Uhr alle Zufahrten zum See dicht. Die 500 Parkplätze am "Inselcamping Kollersee" waren voll. Die Feldränder waren es auch. Die Halteverbotsschilder längs der L 630 werden oft schlicht ignoriert und dicke Strafzettel billigend in Kauf genommen. "Manche laufen mit ihrem Gepäck fast zwei Kilometer weit. Der See und seine Ufer waren eindeutig überfüllt", sagte am Sonntag der Geschäftsführende Gesellschafter des "Inselcamping", Günther Schmitt-Köhler, auf Anfrage der RNZ. Sogar Autos mit Heilbronner und Stuttgarter Kennzeichen habe er gesehen.
In dem eigentlich idyllischen Naherholungsgebiet war an die Kontrolle der Corona-Regeln nicht zu denken: "Das geht gar nicht mehr", so Schmitt-Köhler. Schon weit vor der Kollerfähre am Rhein auf badischer Seite warnte ein Schild vor der Überfüllung. Doch linksrheinisch kann man Fahrradfahrer und Fußgänger offenbar nicht von den Naturschutzgebieten rund um den See abhalten. Wird der Druck auf den Kollersee noch dadurch erhöht, dass fast alle Freibäder in der Umgebung nicht geöffnet sind? Nein, sagte Brühls Bürgermeister Ralf Göck auf RNZ-Anfrage. Die Masse der "Hitze-Schwimmer" könnten die Bäder in Brühl und Ketsch gar nicht aufnehmen. Es sei eher der freie Zugang, der die Menschen an den Kollersee locke.
Für den Campingplatz-Betreiber kam am Wochenende erschwerend hinzu, dass er den Gästen seines Platzes trotz der Straßensperrung die Zufahrt ermöglichen musste. Und nicht zuletzt ist auch der Unrat rund um den Kollersee ein Problem, den die Besucher hinterlassen. Schmitt-Köhler schickte ein Foto mit einem Berg voller, blauer Müllsäcke. Anlass übrigens für den Brühler Bürgermeister, Ralf Göck, beim Freiwilligentag der Metropolregion am 19. September persönlich die öffentlichen Strandabschnitte des Sees zu säubern, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Göck hofft auf einen großen Helferkreis. Den Kollersee genauso zu sperren wie den Breitenauer See bei Obersulm, der seit gut einer Woche dicht ist, zieht Göck allerdings nicht in Erwägung.
Schließungen sind auch am Karlsruher Epplesee nach einem, laut Polizei, Wochenende "im Rahmen" kein Thema. Auch in Mannheim nicht. War es der Appell von Oberbürgermeister Peter Kurz vor dem Wochenende? Die öffentlichen Badegewässer wie Rheinauer- und Vogelstangsee waren jedenfalls gut besucht, aber weit entfernt von einer Überfüllung. Und auch am Strandbad, wo Schwimmen zwar verboten ist, der Rhein aber trotzdem zur Abkühlung einlädt, war nicht nur reichlich Platz auf Kiesstrand und Liegewiese, sondern auch der Parkplatz war weit von der ansonsten üblichen Überfüllung entfernt.
Am Rheinauer See lagen die Handtücher auf Distanz. Zwar sammelten sich auch hier einige Gruppen unter den Sonnenschirmen, aber zum einen deutlich weniger als die maximal erlaubten 20 Badegäste pro Schirm und in durchaus haushalts- oder familienüblicher Größenordnung. Auch aus polizeilicher Sicht war es ein ruhiges Wochenende mit wesentlich weniger Parkverstößen und wenigen körperlichen Auseinandersetzungen. Also "insgesamt ruhig", so die Meldung aus dem Polizeipräsidium. Die Beamten hatten nach den Erfahrungen des vergangenen Wochenendes die Einhaltung der Hygieneregeln und der Ordnung mit großem Personalaufwand begleitet.
Am Weinheimer Waidsee bewährte sich einmal mehr das Konzept der Stadtverwaltung, die die Besucherzahl auf 2500 gedeckelt hat (an hochsommerlichen Spitzentagen waren es 2019 bis zu 7500 Badegäste). Außerdem steuert die Stadt die Ströme der Badegäste über eine elektronische Ticket-Reservierung. "Wir sind froh", sagte Stadtsprecher Roland Kern am Sonntag am Telefon.
Das Weinheimer Konzept geht auf: "Es funktioniert wirklich gut", so Kern. Zwar habe es anfangs Kritik an der Stadt gegeben, weil sie Badegäste enttäuschen muss, die sich ihren Platz nicht rechtzeitig gesichert haben. Aber gerade mit Blick auf dieses Wochenende sah Kern die Linie der Stadt bestätigt. Dies sei auch die einzige Methode, die ein Chaos verhindert. Auch an den frei zugänglichen Abschnitten, vor allem in der sogenannten "Schweinebucht", einer Halbinsel am nördlichen Seeufer, blieb die Lage überschaubar. Zumal die örtliche Polizeibehörde mit Betriebsleiter Markus Hester im Boot Patrouille fuhr.
So blieb der Badespaß in der Region also zumeist ohne große Konsequenzen, und die Wasser- und Sonnenhungrigen konnten die Wärme genießen. Am höchsten waren die Temperaturen am Samstag bundesweit übrigens in Bad Mergentheim-Neunkirchen im Main-Tauber-Kreis, wo 37,1 Grad Celsius gemessen wurden. Das teilte Meteorologe Tobias Reinartz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) mit. Generell lagen die Temperaturen im Süden bei über 30 Grad Celsius. Am Freitag war im südbadischen Rheinfelden mit 38,5 Grad der bislang höchste Wert des Jahres gemessen worden.
Auf dem Waidsee patrouillierte die Ortspolizeibehörde und kontrollierte das Ufer. Foto: Kreutzer