Von Carsten Blaue
Walldorf/Mannheim. Dieter Schäfer schickt es gleich voraus: "Mir steht es nicht zu, die Entscheidungen der Verkehrskommission zu kritisieren. Sie sind sicher richtig." Aber als Verkehrspolizeichef beim Polizeipräsidium Mannheim sagt Schäfer auch: "Wir hätten uns mehr gewünscht." Die Gefahren schwerer Lastwagenunfälle auf der A 5 zwischen Kronau und dem Walldorfer Kreuz würden durch einen Tempo-Trichter runter auf 80 Stundenkilometer nicht gebannt. Diesen hatte die Expertenrunde am Donnerstag in einer Sitzung im Regierungspräsidium Karlsruhe beschlossen. Und ebenso die Installation einer Stau-Warnanlage - zunächst für die Zeit der Fahrbahnbaustelle in diesem Bereich. Schäfer fordert dagegen Tempo 60, eine dauerhaft installierte Stauwarnung, ein Überholverbot für Lastwagen, um Abstandskontrollen möglich zu machen, und permanente Geschwindigkeitskontrollen.
Dafür würden sich laut Schäfer besonders sogenannte "Enforcement-Trailer" eignen. Das sind moderne, mobile Blitzer, die mehrere Tage am Stück ohne Personaleinsatz funktionieren. Da käme kein Temposünder davon. Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist ein Fan dieser Technik und hatte angesichts der steigenden Unfallzahlen im Land schon im Februar zur Blitz-Attacke geblasen. Schäfer wäre es recht. Nur: Tempo 80 hilft ihm dabei nicht. "Richterlich gibt es eine Toleranz von drei km/h. Landesweit wird erst ab sechs km/h zusätzlicher Überschreitung gemessen. Also ab 90 km/h. Und kaum ein Lastwagen fährt schneller als 89", rechnet er vor. Daher waren unter den über 15.000 angezeigten Geschwindigkeitsverstößen auf der Autobahn im Jahr 2017 ganze 63 Lkw-Fahrer.
Bei Tempo 60 könne man allerdings etwas tun. Ab 70 würde geblitzt, und ab 76 Stundenkilometern könnten schwarze Schafe "abschreckend sanktioniert werden", so Schäfer: "Die kriegt man eben nur über Flensburg und den Geldbeutel."
Daher also sein Plädoyer für die mobilen Blitzer - und die am besten auch gleich noch an Unfall belasteten Strecken auf der A6 vor und nach dem Walldorfer Kreuz. In Richtung Osten sei hier die Baustelle zwischen Rauenberg und Sinsheim die Wurzel allen Übels für Gefahren auf der A5 in nördlicher Richtung. Denn kommt der Verkehr auf der A6 zum Erliegen, staut es sich schnell in die Überleitung und darüber hinaus.
Und dann kommt auf der A 5 die gefährliche Rechtskurve bei Autobahnkilometer 593,5. Stau-Enden vor allem auf der rechten Spur können nur spät wahrgenommen und zur tödlichen Gefahr werden, wie der Unfall am Rosenmontag zeigte. Es bleibt nur wenig Reaktionszeit, und die eingebauten Notbremsassistenten der Lastwagen nützen nichts, weil auch diese auf Sicht arbeiten. Das spreche laut Schäfer ebenfalls für Tempo 60.
Und für einen digitalen Stau-Warner an dieser Stelle. Dieser könne hier zwar nicht von heute auf morgen eingerichtet werden, sei aber ein echtes Sicherheits-Plus. Nimmt die Geschwindigkeit des Verkehrs ab und die Zahl der Fahrzeuge zu, dann springt das Schild an. Es zeigt ein rotes Dreieck mit weißem Ausrufezeichen und darüber das Tempolimit. Das sei gerade auch bei einem Unfall entscheidend. Schäfer erläutert: Falls einem 40-Tonner mit Tempo 89 doch noch eine kurze Notbremsung gelänge, dann würde er mit bis zu 60 km/h aufs Stau-Ende prallen: "Ein Mensch hat dabei keine Überlebenschance". Wäre der Lkw vorher mit 60 bis 69 km/h unterwegs, könne er noch auf 30 bis 40 km/h runterbremsen: "Dann gibt es zwar trotzdem kaputtes Blech. Aber der Unfall endet wahrscheinlich nicht tödlich."
Und die Fahrzeit zwischen Kronau und dem Walldorfer Kreuz verlängert sich bei 60 anstatt 80 gerade mal um gut eine Minute: "Wie viel Zeitverlust ist ein Menschenleben wert", fragt daher der Verkehrspolizeichef. Schäfer ist klar, dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Autobahnen auf 60 km/h ein schwerwiegender Eingriff in die sogenannte "Leichtigkeit des Verkehrs" ist: "Aber meine Aufgabe ist es, Unfälle und Unfalltote zu verhindern." Das ist übrigens auch ganz im Sinne von Walldorfs Bürgermeisterin Christiane Staab.
Schon Ende Februar hatte sie einen Brief an die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl geschrieben und um Maßnahmen gebeten, die die Lage auf der A5 verbessern. Auch sie plädierte unter anderem für Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen. Zudem bat sie dringend um stärkere Kontrollen des Fahrverhaltens von Fernfahrern. Ein Anliegen, das Schäfer gut versteht. Er sagt aber auch: "Wir können nicht jeden Tag in 23.000 Lastwagen reinschauen."