21 000 Tonnen Asbestmüll einer insolventen Firma mussten vor über zehn Jahren beseitigt werden. Was passiert mit dem Gelände? Foto: Len
Von Harald Berlinghof
Hockenheim. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass im Herrenteich 21.000 Tonnen Asbestmüll einer insolventen Firma lagen, die aus Umweltgründen beseitigt werden mussten. Nach Bekanntwerden der Asbestverseuchung waren die in der Umgebung lebenden Bürger um ihre Gesundheit besorgt. Die damalige Landes-Umweltministerin, Tanja Gönner (CDU), setzte sich für die Beseitigung der Schadstoffe durch das Land ein. Unter hohen Sicherheitsmaßnahmen wurde Ende 2008 schließlich damit begonnen, das Asbestmaterial zu einer Sondermülldeponie zu bringen. Bald darauf hieß es in Hockenheim: "Der Dreck ist weg".
Die Erleichterung war groß. Und: "Das Land hat sich vertraglich verpflichtet, finanziell in Vorleistung zu gehen", sagte Tanja Gönner damals. Hockenheim sollte sich aber mit maximal 1,9 Millionen Euro an den Kosten beteiligen - was man mit Verspätung und geballter Faust in der Tasche dann auch tat. Denn nicht die Stadt, sondern das Landratsamt hatte seinerzeit die Betriebsgenehmigung für die Asbest-Verbrennungsanlage erteilt. Deshalb sah man auch das Land in der Pflicht. Inzwischen waren dann auch noch Verzugszinsen aufgelaufen, sodass sogar rund 2,3 Millionen Euro an das Land überwiesen werden mussten.
Eigentlich war geplant gewesen, für das Gelände, das sich vor dem Rheinhauptdamm befindet, einen Interessenten zu finden, der dort wieder eine Industrieanlage ansiedeln könnte. Ursprünglich hatte das Gelände, für das ein entsprechender Bebauungsplan beschlossen wurde, einmal die Größe von rund neun Hektar gehabt. Man hoffte in der Stadtverwaltung, dass man das Gelände für den Betrag verkaufen könnte, den man für die Säuberung an das Land gezahlt hatte.
Aufgrund von Behördeneinwendungen und Umweltauflagen wegen der nahegelegenen Naturschutzgebiete war die vermarktungsfähige Fläche dann aber immer weiter geschrumpft - bis nur noch 2,5 Hektar zur Verfügung standen. Im Hockenheimer Gemeinderat war man entsetzt. Worte wie Skandal und Trauerspiel fielen. Bis heute ist man auf dem Gelände sitzen geblieben. Die gezahlten 2,3 Millionen Euro fehlen im Stadtsäckel. Jetzt will man in den nächsten Monaten noch einmal versuchen, das Gelände zu verkaufen. Einen zeitweilig von diversen Gemeinderäten angedachten Prozess gegen das Land werde man nicht beginnen, erklärte Oberbürgermeister Dieter Gummer.
Inzwischen haben die beiden Naturschutzverbände BUND und Nabu ihre Forderung nach einer Renaturierung des Geländes wiederholt. Das Gelände habe seit Jahresbeginn bereits zwei mal unter Wasser gestanden als der Rhein überlief. Die Wiederaufnahme einer gewerblichen Nutzung sei deshalb zum Scheitern verurteilt. Es sei nur ein Geländeabtrag nötig, die weitere Modellierung erfolge durch den Fluss. Eine Besiedlung mit Tieren und Pflanzen könne aus den benachbarten Auenbiotopen schnell erfolgen.
"Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Renaturierung", so Gummer. Aber man möchte mithilfe des Geländes eine Refinanzierung der Asbest-Entsorgungs-kosten erreichen - wie auch immer. "Wenn nicht in voller Höhe, so doch zumindest teilweise. Wir selbst werden die Renaturierung nicht durchführen".