Ladenverkauf, Abhol- oder Lieferservice

So reagieren Gastronomen der Region Schwetzingen auf die Corona-Krise

Not macht erfinderisch

29.03.2020 UPDATE: 30.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Tommy Möbius verkauft jetzt unter anderem Obst und Gemüse, Kundin Helga Hornung freut das. Foto: Lenhardt

Von Rolf Kienle

Schwetzingen/Plankstadt. Hans-Günther W. war es gewohnt, mittags in seinem Stammlokal essen zu gehen. Der Rentner ist 89 Jahre alt, ziemlich fit und findet, dass es sich nicht lohnt, für sich allein zu kochen. Außerdem isst er lieber in Gesellschaft. Mit seiner Schwägerin traf er sich jeweils zum Mittagstisch. Das ist seit knapp zwei Wochen vorbei. Seitdem muss er sich um einen täglichen Speiseplan Gedanken machen und Verwandte oder Nachbarinnen bitten, für ihn einzukaufen. Das Haus soll er aus gutem Grund nicht mehr verlassen.

Für Leute wie Hans-Günther W. haben eine gute Handvoll Restaurants in Schwetzingen und Umgebung einen Liefer- und Abhol-Service eingerichtet. Der wird gut angenommen, bestätigen zum Beispiel Christian Utz vom "Etwas anderen Clubhaus" im Schwetzinger Süden und Volker Seitz von der "Wärtschaft" in Plankstadt. Natürlich sei das alles "kein Vergleich zum normalen Betrieb", sagt Seitz – schon weil er weder beim Ausliefern, noch beim Abholen Getränke verkaufen kann. Aber es läuft "mal so, mal so", sagt Christian Utz. Ab 16 Uhr liefert auch die Trattoria Pizzeria Pina beim SV-Stadion aus: Pasta und Salat, aber vor allem Pizza. Und: Der Umsatz hat nicht gelitten.

Elnaz und Tommy Möbius vom Bistro "Möbius Lebensmittelpunkt" in der Kurfürstenstraße haben schnell geschaltet, als die Stadtverwaltung von heute auf morgen die komplette Schließung der Restaurants erließ. "Tante Möbius" nennen sie ihr Bistro seitdem und verkaufen fertige Gerichte, Obst, aber auch Kartoffeln, Auberginen und Zucchini sowie Brot von Bäcker Kapp in Edingen und Süßes von der Patisserie Christina Kübler in Ludwigshafen. "Die Nachfrage ist groß", erklärt Elnaz Möbius.

Die meisten Gastronomen waren von der städtischen Anordnung derart überrascht, dass sie es in der kurzen Zeit logistisch gar nicht schafften, auf einen Abhol- oder gar einen Lieferservice umzurüsten. Wer bereits auf einen Stamm von Abholern bauen konnte, hatte es da leichter. Oder sie investierten in das Mitnahme-Geschäft und hofften auf Zuspruch, wie Christian Utz vom "Etwas anderen Clubhaus". Er ließ Flyer drucken und verteilen und machte Werbung in den sozialen Medien. Die Resonanz ist nicht schlecht. Mal läuft es mittags besser, mal abends. Die Abholer und die Gruppe der Belieferten halten sich bei ihm etwa die Waage. Und was ist gefragt? Als hätte man es geahnt: Schnitzel und Pizza. Außerdem bietet das "Clubhaus" drei Stammessen an, zum Beispiel Käsespätzle.

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In Sachen Hausmannskost ist "Die Wärtschaft" in Plankstadt am Start. Wirt Volker Seitz hat vor knapp fünf Jahren beschlossen, das Regionale zu pflegen. Das heißt mittags Dampfnudeln, Frikadellen mit Lauchgemüse oder – jeweils freitags – Seelachsfilet mit Kartoffelsalat. Das will Seitz auch so beibehalten und bietet sein Essen zum Abholen oder Ausliefern an. "Wir sind ein Familienbetrieb", berichtet Volker Seitz. Seine Frau Christina steht in der Küche, der Sohn liefert aus. Sie sahen die gestiegene Notwendigkeit des Auslieferns, nachdem beispielsweise die Mensa des Altenzentrums für externe Besucher geschlossen wurde. Auch Unternehmen mit Schichtbetrieb sind auf diesen Service angewiesen. Allerdings kann "Die Wärtschaft" nur die nächste Umgebung beliefern: Eppelheim, Plankstadt, Oftersheim und Schwetzingen.

"Tante Möbius" ist jetzt auch montags geöffnet, mit einer beachtlichen Auswahl, die von Königsberger Klopsen bis Serviettenknödel reicht. Aus der Theke kommen Schinken, Käse und andere Leckereien. Gemüse lässt sich telefonisch vorbestellen, der Kunde bekommt im Laden dann seinen fertigen Einkauf. "Das hat den Vorteil," sagt Elnaz Möbius, "dass nicht zahllose Menschen die Dinge bereits in der Hand hatten".

Info: Als regionale Tageszeitung unterstützt die RNZ den Einzelhandel und die Gastronomie in Heidelberg und Umgebung. Auf www.rnz.de/einzelhandel sind Geschäfte und Lokale aufgeführt, die ihren Laden schließen mussten, aber weiterhin per Liefer- oder Abholservice für ihre Kunden da sind. Mehr Infos zu den aktuellen Angeboten der Händler und Gastronomen in Schwetzingen gibt es auf Facebook in der Gruppe "Corona in Schwetzingen – Schwetzingen hilft".

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