Waffenhändler-Prozess: "Beten Sie, dass kein Unheil geschieht"

Ein 79-Jähriger wurde wegen illegaler Waffengeschäfte zu Bewährungsstrafe verurteilt - Mittäter sind auf der Flucht

01.05.2015 UPDATE: 02.05.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Von Willi Berg

Heidelberg/Altlußheim. Ein 79-Jähriger hat seine Rente mit illegalen Waffenverkäufen aufgebessert. Das Heidelberger Landgericht verurteilte ihn jetzt zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Die Kammer befand den Mann aus Altlußheim für schuldig, 14-mal gegen das Waffengesetz verstoßen zu haben. Drei weitere Angeklagte erhielten ebenfalls Bewährungsstrafen.

Es sei "zu hoffen, dass niemand zu Tode kommt durch Waffen, die durch ihre Hände ging", sagte der Vorsitzende Richter Christian Mühlhoff. Und: "Beten Sie, dass kein Unheil geschieht." Nur sechs von 16 Waffen, die der 79-Jährige verkaufte, konnten bisher gefunden werden. "Die restlichen sind verschollen", so der Richter. Darunter sind auch besonders gefährliche halb automatische Pistolen. Er habe damals seine kleine Rente aufbessern wollen, bekannte der Hauptangeklagte. Der Senior, der früher drei Waffengeschäfte besaß, hatte zwar noch die Erlaubnis, Waffen zu verkaufen. Nicht aber an unberechtigte Personen, "die nie einen Waffenschein bekommen würden", so Mühlhoff. Darunter sei auch ein "ausgewiesener Krimineller" gewesen.

Zur Verschleierung hatte der Rentner die Schießeisen im Waffenhandelsbuch teilweise als "verschrottet" oder als "Dekoumbau" deklariert. Bei einigen Waffen schlug er die Nummern heraus. Der Angeklagte sei konspirativ und raffiniert vorgegangen, so der Vorsitzende. Legal habe er die Waffen damals nicht loswerden können, sagte der 79-Jährige. Und das wegen einer Gesetzesverschärfung nach dem Amoklauf von Winnenden. Er habe nicht wissen wollen, in wessen Hände die Waffen geraten, gestand der Rentner. "Er hat die Augen verschlossen und dachte, es wird schon alles gut gehen", sagte der Vorsitzende Richter.

Nach einem 76-jährigen Mitangeklagten wird weiter gefahndet. Der Mann aus Heidelberg war dem Prozess unentschuldigt ferngeblieben. An ihn hatte der jetzt verurteilte Rentner die Waffen zunächst verkauft und jeweils bis zu 150 Euro daran verdient. Der Heidelberger veräußerte diese dann offenbar an die drei Mitangeklagten im Alter von 46, 55 und 64 Jahren. Die wiederum verkauften sie zum Teil weiter.

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Ermittler waren zufällig auf die Waffenschiebereien gestoßen, als sie Telefonate eines Einbrechers mit einem der Angeklagten abhörten. In den Gesprächen war die Rede von Felgen und Muttern. Es stellte sich heraus, dass es sich um Waffen und Munition handelte. Bei mehreren Razzien im August 2013 hatten Beamte ein ganzes Waffenarsenal gefunden, das auch aus anderen Quellen stammte. Darunter über 20 illegale Kurz- und Langwaffen, zahlreiche Waffenteile sowie mehrere Tausend Schuss Munition.

Auch eine selbst gebaute Maschinenpistole war dabei. "Damit hätte man einen Kleinkrieg führen können", sagte Verteidiger Karlheinz Schnell. Ein Angeklagter lagerte die Waffen in einer Spielzeugkiste und einer Schlafzimmerkommode.

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