Zahlreiche Bürger hatten von Anfang an gegen das Geothermie-Projekt protestiert. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Brühl. Die Nachricht kam nicht überraschend. Was sich schon gerüchteweise verbreitet hatte, wurde nun mit der Mitteilung des Insolvenzverwalters "Schultze & Braun" zur Gewissheit. Das Geothermieprojekt in Brühl wird nicht weiter verfolgt. Am Ende gab es zwar noch zwei ernsthafte Interessenten. Doch nach mehreren negativen Voten des Gemeinderates zogen diese ihre Angebote, das Geothermieprojekt weiter zu führen, zurück. Und damit ist das endgültige Aus des umstrittenen Geothermiekraftwerks besiegelt.
Seinen Anfang nahm die Geschichte vor etwas mehr als sechs Jahren. Im Frühjahr 2008 erteilte der Ausschuss für Technik und Umwelt in Brühl dem Plan zur Errichtung eines Geothermiekraftwerks das gemeindliche Einvernehmen. Und auch der Gemeinderat gab dem Vorhaben wenige Monate später grünes Licht. Galt doch die Geothermie damals noch als risikoarme, regenerative Energiegewinnung aus Bodenwärme. Mit den seismischen Ereignissen in Landau und anderen Städten mit Geothermieprojekten wuchs der Widerstand, und im Brühler Gemeinderat war eine Mehrheit gegen das Projekt. Aber juristisch war der Start nicht mehr zu verhindern.
Und so begannen im März 2012, begleitet von Protesten, die Arbeiten für die erste Bohrung. Verzögerungen im Bauablauf, aber auch der ständige juristische Widerstand aus der Gemeinde, bereiteten dem ausführenden Unternehmen jedoch zunehmend Schwierigkeiten.
Am Ende, nach rund 20 Millionen Euro Kosten, stand die Insolvenz - und die Suche der Insolvenzverwalter nach einem Unternehmen, dass das Projekt im Sinne der Gläubiger weiterführt. Insolvenzverwalter Holger Blümle erklärte, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren einige Unternehmen ihr Interesse für dieses "hoffnungsvolle Projekt" bekundet hätten. Doch der Gemeinderat sprach sich immer wieder klar gegen die Geothermie aus und ließ keinen Zweifel daran, jede juristische Möglichkeit gegen die Weiterführung zu nutzen. Das bedeutete natürlich für jeden Investor nicht abzuschätzende Unwägbarkeiten. Und erklärt letztlich den Rückzug der beiden verbliebenen Interessenten.
Eine Entwicklung, die in der Gemeinde mit Zufriedenheit quittiert werden dürfte. Aber, das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben. Denn es gebe bei den Versicherungsverträgen rund um das Geothermieprojekt eine Vertragslücke, die den Rückbau des Lochs für die Gemeinde zu einem millionenschweren Schaden machen könnte. Eine der Versicherung endete am 31. Dezember 2015 und mit dem Nachweis eines funktionierenden Wärmeaustausches. Letzteres wurde nachgewiesen. Eine Folgeversicherung wäre mit dem Probebetrieb in Kraft getreten.
Doch dieser Probebetrieb startete nie und so trat diese Versicherung auch nicht in Kraft. Brühls Bürgermeister Ralf Göck betonte, dass hier noch nicht alles bis ins Detail geklärt sei. Darüber hinaus trete dieser Schaden erst ein, wenn das Bergamt den Rückbau des Loches anordne. Aber es sei eine Gefahr, auf die er immer wieder hingewiesen habe.
Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass er das endgültige Aus bedauere. "Die Geothermie ist die einzige nachhaltige und grundlastfähige Energiequelle, die Deutschland hat." Und damit bleibt die Geothermie in seinen Augen ein entscheidender Baustein für eine gelingende Energiewende.