Von Gerhard Bühler
Ludwigshafen. Deutlich mehr Einbrüche von jugendlichen Tätern als in den Vorjahren meldet die Polizei in Ludwigshafen für 2015. Bevorzugtes Ziel sind Schulen und Kindergärten, aber auch Gaststätten, Vereinsheime, Arztpraxen und Privathäuser werden heimgesucht. Sorgen machen der Polizei besonders die so genannten "Intensivtäter". So konnten nun allein 17 Jugendlichen 83 Einbrüche mit einem Gesamtschaden von 130.000 Euro zugeordnet werden.
"Die Täter haben es abgesehen auf Elektrogeräte, Laptops, Beamer und Bargeld", berichtet Polizeihauptkommissar Jörg Haßler, Leiter des Sachgebiets Jugendkriminalität, davon, dass bei einem der Einbrüche in ein Haus auf der Parkinsel wohl eher zufällig auch zwei scharfe Jagdwaffen unter den Beutestücken waren. "Die zwei Gewehre konnten inzwischen nach umfangreichen Ermittlungen bei einem Ankäufer in Mutterstadt sichergestellt werden", gab Haßler hier Entwarnung. Für den bereits der Polizei bekannten Käufer werde dies ebenfalls zu strafrechtlichen Konsequenzen führen, machte Staatsanwalt Benjamin Mais deutlich, der bei der Staatsanwaltschaft Frankenthal mit dem Sachgebiet Jugendkriminalität betraut ist. Wie Haßler sagte, gebe es in Ludwigshafen insgesamt 34.000 Jugendliche bis 21 Jahre. Bei rund 3000 Fällen pro Jahr gebe es 1800 bis 1900 Tatverdächtige. Sorgen macht vor allem eine Gruppe von 50 bis 70 Intensivtätern, die für eine Vielzahl von Taten verantwortlich sind.
"Vor vier Jahren umfasste diese Gruppe noch 30 bis 40 Personen", stellt der Polizeibeamte eine erhebliche Steigerung fest. Seine Erklärung: Nachdem durch polizeilichen Druck das "Handy-Rippen", also der Raub von Mobiltelefonen unattraktiver geworden ist, stiegen einige auf einfache Einbrüche um.
Was hier wenige Jugendliche anrichten können, ist bemerkenswert. So beging ein 14-Jähriger im Sommer allein zehn Einbruchdiebstähle in Kindergärten im Stadtgebiet. "Derzeit sitzt er dafür in Jugendhaft", verweist Mais auf dessen kriminelle Vorgeschichte. Ein 18- und ein 19-Jähriger brachten es in den Sommermonaten auf 32 Einbrüche in Kindertagesstätten in der Region von Bürstadt über Bad Dürkheim bis Hockenheim, wo sie auf frischer Tat ertappt wurden. Für eine Serie von 20 weiteren Einbrüchen in Ludwigshafener Kita’s wurden ein 13-Jähriger und ein 16-Jähriger ermittelt.
Weitere elf Einbruchdiebstähle in Kita’s, Arztpraxen und Gaststätten gingen auf das Konto von vier Jugendlichen von 15 bis 19 Jahren. Die Motive sind meist dieselben: Es geht um Geld für Drogen, vor allem Cannabis. Finanziert wird damit ein Lebensstil, den sich die mittellosen Jugendlichen sonst nicht leisten können. Dazu gehören auch "Statussymbole" wie Taxifahrten oder Bordellbesuche. "Bei diesen Jugendlichen sind zuvor alle pädagogischen Maßnahmen des Jugendamts ins Leere gelaufen", stellt Haßler fest. Fast alle der Intensivtäter sind bereits polizeilich bekannt. Verschieden sei die Herkunft nach Stadtteilen, nicht außergewöhnlich hoch der Ausländeranteil, der soziale Hintergrund oft zwar weniger gut, aber nicht ausschlaggebend. Was die Jugendlichen alle gemeinsam hätten, seien zerrüttete Familienverhältnisse.
Die Jugendlichen sind sich selbst überlassen und verbringen die Zeit in der Gruppe mit Drogenkonsum. Um Geld für Cannabis zu beschaffen, oft mehrere Hundert Euro im Monat, ziehen die Jugendlichen durch die Gegend. Wo sich scheinbar einfache Gelegenheiten zeigen wie bei Schulen und Kita’s, werde zugeschlagen. "Oft gibt es keinen Plan, die Taten erfolgen spontan", kennt Haßler das übliche Verhaltensmuster.
Der Sachschaden ist dabei meist weitaus höher als der Wert der Beute. "Es ist uns zwar gelungen, einige der Einbrüche aufzuklären. Wesentlich ist aber die Präventionsarbeit", betont der Spezialist für Jugendkriminalität.