Landkreis zieht Integrationspreis zurück

Karlsruher Landrat erkennt einem Republikaner-Funktionär die verliehene Auszeichnung wieder ab

19.10.2015 UPDATE: 20.10.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Von Volker Knopf

Karlsruhe. Es ist eigentlich eine sehr gute Sache: Alljährlich vergibt das Landratsamt Karlsruhe einen so genannten "Integrationspreis" an Initiativen und Einzelpersonen, die sich um die Eingliederung von Zuwanderern verdient gemacht haben. So geschehen jetzt auch wieder: Insgesamt wurden dabei Geldprämien von 3000 Euro ausgeschüttet. Unter anderem ging das Geld an ein internationales Frauencafé in Bruchsal oder an eine Schulklasse aus Bretten, die ein Flüchtlingsprojekt initiierte.

So weit, so gut. Für Stirnrunzeln sorgte jedoch in diesem Jahr die Verleihung des mit 200 Euro dotierten Sonderpreises. Dieser ging nämlich an einen gewissen Werner Zollt. Der pensionierte Bahn-Mitarbeiter gibt türkischen Kindern Nachhilfeunterricht und begleitet die Familien zu Elternabenden, um bei Sprachproblemen zu helfen, so die Begründung. Alles richtig - allerdings gibt es bei dem 65-jährigen Zollt offensichtlich noch ein zweites Gesicht: Er ist Karlsruher Kreisvorsitzender der "Republikaner" (REP). Und in einem Flugblatt des Ortsverbands Oberhausen-Rheinhausen der stramm rechten Partei heißt es eindeutig: "Politik zuerst für unsere ethnischen Bewohner, dann erst für die Asylanten" - wobei presserechtlich verantwortlich dafür kein anderer ist als eben der besagte Integrationspreisträger Werner Zollt.

Eine Protestwelle gegen diese Preisverleihung brachte daraufhin der Verein "Dialog, Integration, Freundschaft" aus Waghäusel ins Rollen. Dessen Vorsitzende Ebru Baz zeigte sich sichtlich irritiert über die Vergabe des Sonderpreises an Zollt. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich für Integration und Flüchtlinge einsetzen, und sehr enttäuschend für die Menschen, die diese Arbeit täglich leisten", so die frühere Waghäusler CDU-Stadträtin.

Zunächst gab man sich auf diese Kritik hin im Landratsamt Karlsruhe unwissend. Die ausländerkritischen Äußerungen und die Parteizugehörigkeit von Werner Zollt seien nicht bekannt gewesen, hieß es zu den Vorwürfen. Offensichtlich sei dies im Vorfeld nicht ausreichend geprüft worden. Die Preisvergabe bliebe aber trotzdem bestehen.

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Kurze Zeit später ruderte dann der Karlsruher Landrat Christoph Schnaudigel doch zurück - und erkannte dem REP-Funktionär den Integrationspreis wieder ab. "Im Nachhinein sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass Herr Zollt ein führender Republikaner-Funktionär ist, und auch dieses Flugblatt haben wir gelesen. Das ist mit dem Integrationspreis nicht zu vereinbaren. Wir haben daher umgehend reagiert und ihm den Preis wieder aberkannt", betonte Christoph Schnaudigel Ende vergangener Woche. Er habe an Werner Zollt einen Brief geschrieben und ihm darin mitgeteilt, dass solche Äußerungen eben in keiner Weise mit dem Gedanken des Kreisintegrationspreises zu vereinbaren seien, so der Landrat weiter.

Vergeben wurde der Preis vom Jugendhilfe- und Sozialausschuss des Landkreises Karlsruhe in Verbindung mit einer Jury. Dieses Gremium hatte offensichtlich im Vorfeld nicht aufmerksam genug geprüft, wer in diesem Fall ausgezeichnet wurde.

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