Ab sofort unterstützt die Polizei die Kontrolleure der RNV und den kommunalen Ordnungsdienst. Foto: vaf
Von Olivia Kaiser
Mannheim. "Bitte ufflosse, dank’schee!!", mit diesem Slogan wirbt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH seit Ende April für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den Bahnen und Bussen sowie in den Haltestellenbereichen. "Die überwiegende Zahl der Fahrgäste hält sich daran, und das freut uns sehr", betont der Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, Christian Volz. "Aber es gibt ein paar Menschen, die ohne entsprechenden Schutz einsteigen." Immer wieder haben sich Fahrgäste in den vergangenen Wochen darüber beschwert. Sie fühlen sich unsicher, aber auch enttäuscht über die fehlende Solidarität mancher Mitmenschen. Aber es geht auch um die Durchsetzung geltenden Rechts. Jetzt haben RNV, Kommunen sowie die Polizei reagiert und kündigen für die kommenden Wochen Schwerpunktkontrollen an. Los ging es am Freitag in Mannheim.
Jasmin Joshi hat alles im Griff. Bevor die Bahn der Linie 6 an der Haltestelle Paradeplatz einfährt, weist die Sicherheitsmanagerin der RNV ihr Team ein, sodass an jeder Tür Mitarbeiter des Sicherheits- und Servicediensts bereitstehen und einsteigen. Sie kontrollieren an diesem Vormittag die Maskenpflicht. In der Linie 6 Richtung SAP-Arena sitzen nur wenige Fahrgäste, und alle tragen Maske. Da gibt es also nicht viel zu tun – außer einmal einer Frau mit Kinderwagen beim Aussteigen behilflich zu sein. Die Masken-Kontrolle werde positiv aufgenommen – zumindest von denen, die Mund-Nase-Schutz tragen, erzählt ein Mitarbeiter. "Die Leute freuen sich, wenn wir einsteigen. Wer keine Maske trägt, legt sie aber meistens nach Aufforderung auch sofort an."
Ab diesem Wochenende werden die RNV-Mitarbeiter in Bussen und Bahnen von Streifenpolizisten begleitet. Denn auch wenn 98 Prozent der Fahrgäste sich an die Corona-Verordnung halten, so strebe man die 100 Prozent an, erklärt Volz. In letzter Zeit habe sich eine gewisse Laxheit eingeschlichen, was das Maske tragen angeht, erklärte Christian Specht, Erster Bürgermeister und Nahverkehrsdezernent. "Das Infektionsgeschehen macht aber keine Pause", gibt er zu bedenken.
Die Streifenpolizisten unterstützen die RNV-Mitarbeiter bei der Ansprache von Masken-Verweigerern in den Fahrzeugen. "Doch auch wer die Maske unter dem Kinn oder nur über dem Mund trägt, wird gebeten, sie korrekt aufzusetzen", stellt Polizeipräsident Andreas Stenger klar. Laut dem in Mannheim geltenden Bußgeldkatalog werden bei einer Weigerung 100 Euro fällig. "Das ist kein Kavaliersdelikt. Die Rechtsverpflichtung durch das Infektionsschutzgesetz ist eindeutig, und wir setzen sie durch", verspricht Stenger.
Der Polizeipräsident steht voll hinter der Aktion: "Wir leisten gern Amtshilfe. Wir wollen schließlich keinen zweiten Lockdown." Dieser Schulterschluss freut nicht nur Christian Volz, sondern auch Christian Specht. Die Stadtverwaltung übernimmt mit den Kräften des kommunalen Ordnungsdiensts die Kontrolle der Einhaltung der Corona-Regelungen an den Haltestellen. "Denn auch dort ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht", informiert Klaus Eberle, Fachbereichsleiter für Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim. Die Schwerpunktkontrollen finden vor allem an viel frequentierten Haltestellen, wie beispielsweise Paradeplatz Mannheim oder Hauptbahnhof Heidelberg, statt.
Dass es Menschen gibt, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen können, ist den Akteuren bewusst. Wer ein entsprechendes Attest vom Hausarzt hat, muss keine Geldstrafe befürchten. Andreas Stenger warnt allerdings vor Blankoattesten oder dubiosen Bescheinigungen aus dem Internet: "Wir behalten uns vor, die Atteste zu prüfen."
Auch wenn die Polizei einen Bußgeldbescheid vollstrecken kann, gehe es nicht in erster Linie um Bestrafung oder Stigmatisierung, betont Specht. "Wir wollen signalisieren, dass der Nahverkehr sicher ist und das Bewusstsein für den Schutz anderer Menschen wecken. Die Aktion dient dem Schutz derer, die eine Maske tragen, um andere zu schützen." Es gebe zwar weltweit keine erwiesene Infizierung mit dem Coronavirus im öffentlichen Nahverkehr, trotzdem müsse man die Maskenpflicht ernst nehmen. Christian Specht freute sich, dass die allermeisten Mannheimer das tun. Umso mehr gelte es, deren Gesundheit zu schützen.