Höhepunkt des Schlossfests war das große Feuerwerk. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser und Gerhard Bühler
Mannheim. Von den Zinnen des Mannheimer Schlosses in die Ferne blicken, die eigene Intelligenz mit der eines Computers messen, Techno-Klängen in der Barockkirche lauschen, im Ehrenhof zu Rockmusik tanzen und staunen, wenn ein Feuerwerk das Mannheimer Schloss in ein Farbenmeer taucht - das alles bot das Mannheimer Schlossfest am Samstag etwa 15.000 Besuchern zur Zerstreuung.
Die Universität hatte Studierende, Erstsemester, aber auch ausdrücklich die Bevölkerung ins Schloss geladen, um das neue Semester einzuläuten. Los ging es am Nachmittag mit zahlreichen Veranstaltungen aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur.
Unter dem Motto "Wissenschaft erleben" waren alle Interessierten zum Mitmachen eingeladen. In einem Experiment des Lehrstuhls für Wissenschaftliches Rechnen konnten die Besucher ihre strategischen Fähigkeiten mit der künstlichen Intelligenz eines Computers messen.
Bei einem Experiment des Otto-Selz-Instituts für Angewandte Psychologie der Uni konnten Teilnehmer ihre Körperreaktion auf den Anblick einer Schlange und einer Vogelspinne testen. Beide Tiere waren dabei in einem Glaskasten eingeschlossen. "Mit unserer Eyetracking-Spezialbrille können wir messen, wo jemand wie lange hinschaut. Wir untersuchen damit, ob sich Ängste an den Augenbewegungen ablesen lassen", erläuterte Doktorandin Laura Fraunfelter.
Stefan und Daniel Lobenwein machten bei dem Versuch mit. Stefan Lobenwein hat in Mannheim Betriebswirtschaftslehre studiert. "Es ist toll, hier beim Schlossfest die Ehemaligen wiederzutreffen", erklärte er. Sein jüngerer Bruder Daniel liebäugelt derzeit mit einem Studium und möchte paar Eindrücke von der Uni gewinnen, an der sein Bruder studiert hat.
Besonders begehrt war ein Besuch der Dachterrasse des Mittelbaus. "Wegen des engen Zugangs und dem Brandschutz darf nur eine begrenzte Anzahl von Menschen oben sein. Weil die Nachfrage so groß ist, werden 20-Minuten-Tickets für bestimmte Uhrzeiten ausgegeben", sagte Uni-Sprecherin Katja Bär. Schon am Nachmittag waren die Tickets bis Mitternacht ausgebucht. "Der Blick vom Odenwald bis zur Haardt war super heute", sagte Ursula Kirsch aus Dudenhofen, die mit ihrem Mann Bernd das Fest besuchte. "Wir waren noch nie beim Schlossfest und wollten uns das mal anschauen", sagte Bernd Kirsch.
Fotoausstellungen und eine Videoinstallation gab es im westlichen Teil des Mittelbaus. Der offizielle Teil startete um 18 Uhr auf der Hauptbühne im Ehrenhof mit einem kurzen Auftritt des 80-köpfigen Universitätschors. Im Anschluss begrüßten Rektor Ernst-Ludwig von Thadden und Mannheims Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch die etwa 3700 Studienanfänger und demonstrierten damit die enge Verbindung von Uni und Stadt.
Dann ging die Party los, oder wie es das Comedy-Duo "Lumpenpack" ausdrückte: "Wir ham heut' Steilgehtag". Max Kennel und Jonas Meyer haben sich in den vergangenen Jahren mit ihren lustigen Texten, eingängigen Melodien und Persiflagen auf den Mainstream der deutschen Popindustrie eine stetig wachsende Fangemeinde erspielt. Der Ehrenhof war zwar für das Bühnenprogramm bestuhlt, doch bald hatte sich der harte Kern vor der Bühne versammelt und tanzte im Konfettiregen, der beim "Lumpenpack" stets und reichlich fällt. Härte Töne schlug im Anschluss die Mannheimer Alternativeband "Cinemagraph" an.
Auch im Schloss gab es Musik: spanischem Gitarrenspiel und Musikkabarett im Rittersaal, neue Klangwelten des Nationaltheater-Cellisten Daniel Fritsche und brasilianischen Elektronik-Rhythmen im Gartensaal. In der Schlosskirche verwandelten die DJs von "ClockClock" den Altar in ein DJ-Pult und erfüllten den barocken Chorraum mit Elektroklängen. Wer selbst aktiv werden wollte, konnte beim "Scratch Buffet" an den Plattenspielern oder beim Schachturnier gemeinsam mit 15 weiteren Herausforderern gegen einen Großmeister antreten.
Pünktlich um 22 Uhr startete das große Feuerwerk, dass musikalisch abgestimmt auf Songs wie "Feuerwerk" von Wincent Weiß war. Danach stürmte das "Mumuvitch Disko Orkestar" mit ihrer Mischung aus Balkan-Beats, Rock, Jazz und Hip-Hop die Bühne. Und wer nach dem offiziellen Ende des Schlossfests noch in Partylaune war, konnte bei Parties im Schneckenhof und im kleinen Hof bis in die frühen Morgenstunden abtanzen.