Wie verändert Digitalisierung die Sprache?
Die Linguistin Christa Dürscheid erhält den Konrad-Duden-Preis.

Von Stefan Otto
Mannheim. Alle drei Jahre vergeben die Stadt und der Duden-Verlag den Konrad-Duden-Preis. Eigentlich hätte die jüngste Verleihung bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen, wurde wegen Corona jedoch verschoben. Preisträgerin ist die renommierte Zürcher Germanistik-Professorin Christa Dürscheid. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises hat nun in kleinem Rahmen in der Kunsthalle stattgefunden – wie stets bei der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache.
Christa Dürscheid stammt nicht ursprünglich aus der Schweiz, sondern aus Kehl bei Straßburg, studierte in Freiburg wie Köln und lehrt bereits seit 20 Jahren im Fachbereich Linguistik an der Universität Zürich. Mit ihr "ehren wir eine herausragende Germanistin mit weitgefächerten Forschungsinteressen, besonders in der deutschen Gegenwartssprache", verlas Oberbürgermeister Peter Kurz den Text der Verleihungsurkunde, bevor die Geehrte sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Kurz erinnerte daran, dass sie die 30. Preisträgerin ist, die auf diese Weise für ihre Verdienste um die Erforschung der deutschen Sprache geehrt wird. Mit 62 Jahren ist sie zudem exakt so alt wie der Konrad-Duden-Preis selbst.
Die Laudatio hielt ihr Vorgänger, der Leipziger Sprachwissenschaftler Christian Fandrych, der besonders Dürscheids jüngere Veröffentlichungen "Wie sagt man wo? Erstaunliche Sprachvielfalt von Amrum bis ins Zillertal" und "Mensch. Maschine. Kommunikation" hervorhob. Gerade letzteres Buch belege, wie intensiv Dürscheid die allerneuesten Entwicklungen der Sprache verfolge: den Sprach- und Kommunikationswandel im Kontext der Digitalisierung.
Derzeit befasse sie sich besonders mit der mündlichen Kommunikation über die digitalen Medien, erläuterte Dürscheid in ihrer Dankesrede. Denn heute verschickten wir immer öfter Sprachnachrichten oder "Sprachanrufe", zum Beispiel über WhatsApp oder führten Gespräche in Videocalls. Letztere seien in linguistischer Hinsicht besonders interessant, weil sich feststellen lasse, welchen besonderen Einfluss die digitale Kommunikation auf den allgemeinen Sprachgebrauch habe. Hier werde eben nicht mehr nur gesprochen, sondern simultan geschrieben. "Man kann sich ja parallel im Chat austauschen oder man kann kleine Piktogramme und Emojis verschicken, noch während der andere spricht. Das ist aus meiner Sicht tatsächlich eine neue Form der Oralität, von Schriftlichkeit in der Mündlichkeit", so Dürscheid.
Dazu machte sie "eine Form der Nebenkommunikation" über die technischen Rahmenbedingungen aus, gerade wenn sie Probleme bereiteten. Entsprechende Fragen wie "Kann man das sehen?" oder erstaunliche Aussagen wie "Du bist eingefroren!" seien ehedem in zwischenmenschlichen Kontakten nur selten zu hören gewesen, dafür heute in Videocalls umso häufiger.