Spinelli zeigt Gesicht
Die Wohngebäude schießen in die Höhe. Die Verantwortlichen hätten sich allerdings ein höheres Tempo bis zur Bundesgartenschau gewünscht.

Von Volker Endres
Mannheim. Halbzeit auf Spinelli: Während sich auf der einen Seite das Gelände der Bundesgartenschau 2023 vor allem in der Breite entwickelt, schießen auf der städtischen Entwicklungsfläche die Wohngebäude in die Höhe. Rund 18 Monate nach dem Kauf des ehemaligen US-Militärgeländes stehen die Immobilien teilweise kurz vor dem Richtfest. Gut so, denn zur Buga soll zumindest der erste Bauabschnitt beendet sein.
"Das ist ein sehr sportliches Ziel", sagte Achim Judt, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP beim Blick auf das Ballett der aktuell zwölf Kräne, die sich über dem Baufeld drehen. Die durchschnittliche Entwicklungszeit für ein Baufeld dieser Größenordnung, insgesamt 80 Hektar, betrage 15 Jahre. "Wir wollen bis 2030 fertig sein." Also zehn Jahre nach der Ausschreibung. In rund 1800 Wohneinheiten sollen auf Spinelli dann rund 4000 Menschen ihr Zuhause finden. Im aktuellen, dem ersten der beiden Bauabschnitte, sind das bereits rund 500 Wohnungen für etwa 1000 neue Bürger in den unterschiedlichsten Wohnformen und Bauweisen, verriet Judt beim Rundgang.
Er musste allerdings auch einräumen, dass nicht alles im neuen Stadtquartier nach Wunsch verlaufe. Hatte er vor einigen Wochen noch verkündet, dass der komplette erste Abschnitt zur Buga fertig sein werde, musste er in der Zwischenzeit zurückrudern. Die von einem privaten Träger betriebene Kita auf dem Gelände wird ebenso erst 2024 in Betrieb gehen wie der am Quartiersplatz vorgesehene Supermarkt. Wo der einmal stehen soll, wachsen aktuell noch die Wildkräuter. Judt hofft zwar, dass der Rohbau ebenfalls 2023 in die Höhe ragt, der Innenausbau benötige allerdings noch ein wenig mehr Zeit.
Klar ist: Während der Bundesgartenschau selbst ruhen die Bauarbeiten. Zumindest das nördliche "Gesicht" des Quartiers hin zur angrenzenden Grünfläche soll dann bezugsfertig, mitunter sogar schon bewohnt sein, erklärte Charlotte König, Betreuerin der zwölf Investoren für die aktuell 22 zu bebauenden Grundstücke. Ein nicht nur schönes, sondern auch nachhaltiges Gesicht entlang des schon sichtbaren Promenadenweges, der an den neuen Radschnellweg angedockt sein wird. In Holzbauweise – nur die Aufzugstürme sind aus Beton gegossen und ragen bereits wie ein vergessener Zahn nach oben und werden nun täglich von etwas mehr Holz umbaut – in Holzhybridbauweise oder zumindest, wie beim mit zehn Stockwerken höchsten Bauwerk, mit einer fantasievoll begrünten Hausfassade. Dafür ist mit Blick auf die stehenden Betonträger allerdings noch jede Menge Fantasie gefragt.
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Vielfältig wie bei den Bauweisen, soll es auch in den Gebäuden selbst zugehen. Ein Studierendenwohnheim (mit 90 Plätzen) ist ebenso dabei wie ein gemeinschaftliches Komfortwohnen für Menschen ab 55 Jahren – inklusive Bibliothek, Yogaraum und Werkstatt – und viele andere Modelle mehr. Spannend werden auch die Flächen zwischen den Gebäuden. "Die Innenhöfe werden gemeinschaftlich genutzt", erklärte MWSP-Planerin Anne Pieper. Dafür hätten die unterschiedlichen Projektträger sich auf das Konzept eines einzelnen Landschaftsarchitekten geeinigt. "Das ist ein absolutes Novum."
Und eine weitere Neuerung gibt es auf dem Baufeld zu bestaunen: Baustoffhändler Würth hat hier einen kleinen, provisorischen Supermarkt errichtet. "So reduzieren wir den Verkehr hier auf dem Gelände", sagte König. Wenn eine Schachtel Schrauben oder eine Tube Silikon fehlt, ist alles zu Fuß erreichbar. Neu sind außerdem die zentrale Quartiersgarage und der Stellplatzschlüssel von 0,8. Im Rahmen des Mobilitätskonzeptes sollen dafür Stellplätze von Carsharing-Angeboten entstehen.
"Außerdem haben wir den ersten Mannheimer Bebauungsplan, in dem die vom Gemeinderat beschlossene Sozialquote von 30 Prozent erfüllt wird", verkündete Judt stolz. Demnach darf bei einem Neubau mit mindestens zehn Wohnungen die Kaltmiete bei einem Drittel der Wohnungen acht Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen. Und dann ging sein Blick in Richtung des zweiten Baufeldes. "Dort beginnt die Konzeptvergabe nicht vor 2024", kündigte er an. Interessenten dafür gebe es aber bereits.