Trotz der sinkenden Inzidentwerte gilt in Mannheim, wie in ganz Baden-Württemberg, weiterhin die nächtliche Ausgangsbeschränkung. Sie kann auch nur auf Landesebene wieder aufgehoben werden. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Die Zahlen in Mannheim sind seit vergangener Woche erneut gesunken: Wurden am vergangenen Dienstag noch 57 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet, waren es am Dienstag noch 29. Das gab Peter Schäfer, der Leiter des Gesundheitsamts, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats bekannt. Damit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz auf 64,4. Das rief die Frage nach einer Lockerung oder gar Abschaffung der nächtlichen Ausgangsbeschränkung hervor. Doch da konnte Oberbürgermeister Peter Kurz nur abwinken. Mannheim hatte zwar am 3. Dezember aufgrund der hohen Zahlen die Ausgangsbeschränkung eingeführt, doch mittlerweile gilt sie in ganz Baden-Württemberg, ist Teil der Landesverordnung und kann deshalb von der Stadt nicht eigenmächtig aufgehoben werden.
Doch wie wirksam ist dieses Instrument eigentlich? Das hat das Gesundheitsamt für die Quadratestadt untersucht. Peter Schäfer konnte anhand der Zahlen zeigen, dass die Ausgangsbeschränkung durchaus Wirkung gezeigt hat. 13 Tage nach Beginn einer Maßnahme könne man Aussagen über eine Wirkung treffen, in Mannheim ist das der 16. Dezember. In der ersten Woche habe es da einen Rückgang von elf Prozent gegeben, und auch in den folgenden Wochen habe sich der Abwärtstrend fortgesetzt.
Auch die Zahl der infizierten Menschen, die sich in stationärer Behandlung befinden, ist rückläufig. Momentan werden 83 Personen auf den Isolierstationen behandelt, 23 befinden sich auf Intensivstationen. Etwa fünf Prozent der PCR-Tests sind positiv. "Da lagen wir auch schon mal im hohen einstelligen Bereich", so Schäfer. Die sinkenden Zahlen haben auch Einfluss auf die Kontaktnachverfolgung. Man könne mehr Kontakte ermitteln, was wiederum Einfluss auf das Infektionsgeschehen hat.
Am Montag wurde bekannt, dass es in Mannheim einen Fall einer Corona-Infektion mit einer mutierten Variante gibt. "Dabei handelt es sich um einen Fall, der sich klar abgrenzen lässt", berichtete Kurz. Umso wichtiger sei es, dass Positivtests nach Mutationen untersucht werden. "Wir brauchen eine verstärkte Eindämmungsstrategie", so der OB.
In Mannheim sind mittlerweile 24.444 Personen geimpft. Derzeit werden allerdings keine Termine mehr eingestellt, weil es nicht genügend Impfstoff gibt. Die ersten Schreiben an die Bürger über 80 Jahre sollen rasch erfolgen. "Wir hoffen, dass wir das sukzessive steigern können", sagte der Rathauschef. Die Briefe sollen die Terminvergabe für betagte Bürger erleichtern. Die Senioren werden pauschal angeschrieben und müssen nur reagieren, wenn sie nicht geimpft sind und keinen Termin haben.
Mobile Teams, die stark eingeschränkte Menschen und Personen impfen, die zu Hause gepflegt werden, könne es derzeit nicht geben, erklärte Kurz. Da der Biontech-Impfstoff bei extremer Kälte gelagert und sofort verimpft werden muss, bedeute das, dass sechs Personen gemeinsam geimpft werden müssten, damit nichts verschwendet wird. "Deshalb ist dezentrales Impfen derzeit nicht darstellbar."
Die Fraktionen wollten zudem wissen, wie hoch die Corona-Sterblichkeit in den 32 stationären Pflegeeinrichtungen in der Stadt ist. "Im Schnitt kann man sagen, dass 50 Prozent der Verstorbenen in Pflegeheimen lebten", bilanzierte Peter Schulz. "Dieser Wert deckt sich mit den Zahlen aus Heidelberg."
Schäfer betonte, dass bereits im März 2020 Schutzkonzepte erstellt worden seien, die strenge Hygienemaßnahmen, Besuchssteuerung, Tests und Regeln für Pflegekräfte beinhalten. Teilweise seien die Regeln strenger als die Landesverordnung gewesen, beispielsweise was das Tragen von FFP2-Masken und die Tests angehe. Trotzdem habe man das Virus nicht außen vor halten können. Hätte man die Bewohner stärker schützen müssen? Für Schäfer eine schwere ethische Frage, denn die Bewohner hätten nicht komplett abgeschottet werden wollen. "Wir wollten Besuche für sie ermöglichen."
Peter Kurz betonte in Richtung der Bundesregierung, dass dringend eine Öffnungsstrategie erarbeitet werden müsse. "Es ist weder epidemiologisch noch wirtschaftlich sinnvoll, wenn Öffnungen nicht flächendeckend passieren", betonte der OB. Das habe man im Fall der Friseure gesehen, die in Baden-Württemberg geschlossen und in Hessen noch geöffnet waren. "Dann finden Verlagerungen statt, die nicht wünschenswert sind." So verhalte es sich auch, wenn beispielsweise in Mannheim die Geschäfte wieder öffnen, in benachbarten Regionen aber nicht – und umgekehrt.