Leitet das Großkraftwerk zu viel Quecksilber in den Rhein?
Großkraftwerk will weiterhin Abwasser aus der Rauchgas-Entschwefelung in den Rhein leiten - Umweltverband erhebt Einwände

Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Ein neuer Streit zwischen dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Großkraftwerk Mannheim (GKM) bahnt sich an. Weil die Betreiber trotz zweier stillgelegter Kraftwerksblöcke die gleiche Menge Quecksilber wie früher in den Rhein einleiten wollen, haben die Umweltschützer beim Regierungspräsidium Karlsruhe Einwände erhoben.
"Kohlekraftwerke feuern enorm die Erderhitzung an. Gleichzeitig schaden sie der Umwelt und der menschlichen Gesundheit durch Feinstäube und Schwermetalle. Ein Teil der Giftstoffe wird aus der Abluft gefiltert und landet dann wiederum teilweise im Abwasser", erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg. Dass das GKM, das zu knapp der Hälfte der öffentlichen Hand gehört, nun trotz Energiewende und Kohleausstieg weiter giftiges Quecksilber in den Rhein einleiten wolle, sei dreist. Richtig skandalös sei, dass die Betreiber veraltete und billige Filtertechnik einsetzen wollen. Eine Erlaubnis zur Einleitung von Giftstoffen in den Rhein durch den Betrieb eines Steinkohlekraftwerks widerspreche dem politischen Wunsch, aus der Verbrennung von Kohle auszusteigen.
Die Großkraftwerk Mannheim AG, an der die MVV Energie zu 28 Prozent beteiligt ist, hatte im vergangenen Jahr einen Antrag auf gehobene wasserrechtliche Erlaubnis gestellt, um weiterhin Abwasser aus der Rauchgasentschwefelung der Kraftwerksblöcke 6, 7 und 8 in den Rhein einleiten zu dürfen. Im April lief die Frist des Regierungspräsidiums Karlsruhe ab, bis zu der Umweltverbände Stellungnahmen abgeben konnten.
"Der geplante Quecksilbereintrag wird den Bewirtschaftungszielen für den Rhein nicht gerecht, denn die Wasserqualität des Flusses ist schlecht und widerspricht den Umweltqualitätsnormen", heißt es vom BUND weiter. Dies liege maßgeblich an hohen Quecksilberkonzentrationen. Da Quecksilber nicht biologisch abgebaut werde, führe jede weitere Einleitung des Schadstoffs zu einer Verschärfung der Situation und widerspricht dem Verschlechterungsverbot.
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"Mit der vom GKM vorgeschlagenen Filtertechnik lassen sich aber nur gerade so die Grenzwerte einhalten. Mit der besten verfügbaren Technik ist es hingegen möglich, von den Kraftwerksbetreibern einzufordern, deutlich mehr Schwermetall aus dem Abwasser zu filtern." Die jetzt erneut beantragte Menge an Abwasser entspreche genau der Menge der letzten Erlaubnis. Dabei seien in der Zwischenzeit zwei Kraftwerksblöcke stillgelegt und die Betriebsstunden der restlichen betroffenen Kraftwerksblöcke in den letzten Jahren gesunken. Die Forderung des BUND: Die genehmigte Menge muss nach unten angepasst werden.
Thomas Schmidt, Pressesprecher des GKM, erklärt dazu: "Die wasserrechtliche Erlaubnis des GKM zur Einleitung der Abwässer läuft turnusmäßig am 31. Dezember 2020 aus. Da diese für den Betrieb unseres Kraftwerks, also die Erzeugung von Strom und Wärme, zwingend erforderlich ist, hat das GKM beim Regierungspräsidiums Karlsruhe einen Antrag auf Erteilung einer neuen wasserrechtlichen Erlaubnis gestellt. Abwässer, die das GKM in den Rhein zurückführt, werden vorher aufwendig gereinigt. Dabei werden alle geltenden Grenzwerte, aber auch zukünftig die neuen, verschärften Grenzwerte der neuen Abwasserverordnung zu jeder Zeit strikt eingehalten."