Das Konversionsareal Turley: Bei der unbebauten Fläche an der B38 handelt es sich um die beiden verkauften Baufelder. Foto: Sommer
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP tritt von allen Verträgen mit der Tom Bock Group (TBG) zurück. Das teilten die MWSP und die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GBG am Freitag mit. Sie warfen in der Erklärung dem Frankfurter Investor "massive Leistungsstörungen seit geraumer Zeit" vor. Betroffen sind die beiden Konversionsflächen Turley und Sullivan.
Die MWSP habe sich zu diesem Schritt entschlossen, um die ihr vom Gemeinderat auferlegten Aufgaben erfüllen und die Areale vollständig entwickeln zu können. Dazu zähle auch "der dringend notwendige" Bau der Tiefgarage unter dem Appellplatz des Turley-Geländes.
MWSP-Geschäftsführer Achim Judt hatte vor wenigen Wochen in einem Zeitungsinterview deutlich gemacht, dass sich die Tom Bock Group zum Bau der Tiefgarage mit rund 300 Stellplätzen für Eigentümer und Mieter vertraglich verpflichtet habe. Die Fertigstellung hätte bereits 2017 erfolgen sollen. Judt sagte in dem Interview, man gehe von einem Baubeginn "in diesem Sommer" aus.
Offenbar hat die MWSP diese Hoffnung nun aufgegeben. "Wir finden uns nicht damit ab, dass die TBG die Entwicklung von Turley weiterhin blockiert. Darum haben wir nach Beratung mit unseren Juristen entschieden, von den Verträgen mit dem Investor zurückzutreten", sagte GBG- und MWSP-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings laut der Mitteilung. Die Konversionsgesellschaft bereite jetzt andere Wege vor, um die Umsetzung der Projekte auch auf Sullivan sicherzustellen.
Dort hat der hessische Investor ebenfalls Verträge abgeschlossen. Nach Informationen des "Mannheimer Morgen" geht es dabei um etwa 70.000 Quadratmeter Fläche, der Kaufpreis lag dem Blatt zufolge bei rund 26 Millionen Euro. Die MWSP sei mit dem Rücktritt von den Verträgen "den denkbar weitesten Schritt gegangen", sagte Frings. Damit habe man sich zugleich Schadenersatzansprüche oder die Möglichkeit eröffnet, mit anderen Partnern die Projekte zu realisieren.
"Wir befinden uns jetzt in einer rechtlichen Auseinandersetzung mit der Bock-Group", sagte GBG-Sprecher Christian Franke auf RNZ-Anfrage. "Wir sind noch nicht auf der gerichtlichen Ebene angelangt", stellte er klar. Sollte der Investor seine vertraglich zugesicherten Leistungen doch noch erfüllen, sei man gesprächsbereit. Theoretisch ist also eine Rolle rückwärts denkbar.
Die Tom Bock Gruppe hat nach eigenen Angaben bisher 130 Millionen Euro für die Entwicklung des Turley-Geländes in die Hand genommen, den Altbestand weitestgehend saniert, verkauft und vermietet. Langanhaltende Diskussionen gab es im Frühjahr, nachdem bekannt wurde, dass der Investor die Baufelder 4 und 5 auf dem Areal der ehemaligen Kaserne im September 2018 für 36 Millionen an die vier Gründer des Sportwettenanbieters Tipico veräußert hat.
Die Tom Bock Group hatte zwischen 2012 und 2015 lediglich rund sechs Millionen Euro für die zwei Grundstücke an die MWSP gezahlt. Allerdings hatte sich die Konversionsgesellschaft im Vertrag keine Wertschöpfungsklausel gesichert, die Stadt profitierte also nicht vom Weiterverkauf um den sechsfachen Preis. Im Auftrag der Tipico-Gründer errichtet der Projektentwickler, die Fortoon Development, 300 Wohnungen auf den beiden Baufeldern. Die Entscheidung der MWSP habe darauf keinen Einfluss, teilte ein Fortoon-Sprecher mit. "Unsere Arbeiten laufen wie geplant weiter."