Momentan werden die Materialfuhren in der Maimarkthalle verstaut und aufgestellt. Foto: Gerold
Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Das Spezialkreisimpfzentrum auf dem Maimarktgelände ist startklar. Bis zu 1600 Menschen können sich dort täglich gegen das Virus impfen lassen, sobald das Präparat zugelassen und in ausreichender Menge angeliefert ist. Der Vorgang an sich ist simpel: Ärmel hochkrempeln, Oberarm freimachen, desinfizieren und die Spritze bekommen. Aber noch ist nicht klar, wann in der riesigen Maimarkthalle überhaupt die ersten Impfungen Wirklichkeit werden.
Die Feuerwehr jedenfalls hat ihre Hausaufgaben generalstabsmäßig erledigt und das Zentrum für den Regelbetrieb mit 170 Mitarbeitern fit gemacht. Es gibt bereits einen Eingangsbereich, in dem Anmeldung und Personalien geprüft werden. Von dort aus geht es über ein Einbahnstraßensystem weiter in das Wartezimmer und einen Raum für maximal zehn Personen, in dem ein Aufklärungsfilm läuft.
Die Bildschirme, auf denen das Video gezeigt werden soll, fehlen allerdings noch. An allen Ecken und Enden hängen aber bereits Spender mit Desinfektionsmitteln. In von kalkweißen Wänden eingerahmten Kabinen sollen einmal die eigens rekrutierten Ärzte sitzen. Sie stehen für individuelle Fragen zur Verfügung. Ihr Stundensatz: 130 Euro. Die schützende Injektion selbst übernimmt das medizinische Fachpersonal. Ausgebildete Krankenschwestern, Medizinstudenten höherer Semester oder Arzthelferinnen arbeiten im Schichtbetrieb von sieben Uhr bis 21 Uhr an sieben Tage in der Woche. Ihr Salär bleibt überschaubar bei rund 28 Euro pro Stunde.
Noch sucht das Uniklinikum nach Freiwilligen, aber das könnte einen bestimmten Grund haben. In Mannheim wird für diese Tätigkeit laut Feuerwehr nur halb so viel bezahlt wie in der Nachbarstadt auf der anderen Seite des Rheins. Das Land Baden-Württemberg zeichnet für diese unterschiedliche Entlohnung verantwortlich. Nach dem "Pieks" wartet noch in ein Ruheraum. Hier sollen die geimpften Personen vermutlich eine halbe Stunde lang zur Beobachtung bleiben. Eine Sicherheitsmaßnahme, falls es sofort zu allergischen Reaktionen auf die Impfung kommt.
Auch an ausreichend Notausgänge ist gedacht. So können beispielsweise Menschen die Halle verlassen, wenn sie sich in letzter Minute doch gegen die Spritze entscheiden. Läuft alles nach den Wünschen der Stadtverwaltung und nimmt die Bevölkerung das Angebot an, kann die Massenimpfung beginnen. Ob das noch in diesem Jahr passiert, erscheint unwahrscheinlich. Zunächst sollen mobile Teams zu Bewohnern von Pflegeheimen aufbrechen, um sie gegen Covid-19 zu immunisieren. Nachsitzen muss die Verwaltung in Sachen Aufklärungsbroschüren. Die Flyer sollen in der multikulturellen Stadt gleich in mehreren Sprachen aufliegen. Darin wird in einfachen Worten auf Risiken und Nebenwirkungen der Impfungen hingewiesen. Die Kommune zählt fast 150.000 Einwohner mit Migrationshintergrund.
Obwohl das Gesundheitsamt keine detaillierten Daten über Nationalitäten infizierter Personen offenlegt, sieht eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gerade bei diesen Bevölkerungsgruppen eine überproportionale Anfälligkeit für Corona und große Informationsdefizite. Die Herausforderung an die Stadtverwaltung: Ohne Mitwirkung aller Ethnien lässt sich die Pandemie nicht eindämmen. Aus diesem Grund ist eine groß angelegte Informationskampagne in Vorbereitung.
Und eine technisch anspruchsvolle Herausforderung gibt es auch noch zu bewältigen: der erwartete Impfstoff der Firma Biontech gilt als extrem sensibel. Der erste Ultratiefkühler für die Lagerung bei über minus 70 Grad Celsius ist bereits auf dem Maimarktgelände eingetroffen. Er steht an einem gesicherten Ort, kostet er doch immerhin den Preis eines Kleinwagens.
Dieser sogenannte Deep Freezer wird ebenso wie die Unmengen an technischen Geräten – und später einmal der Impfstoff selbst – rund um die Uhr von privatem Sicherheitspersonal bewacht.