Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Foto: dpa
Von Alexander Albrecht und Gerhard Bühler
Mannheim. Oberbürgermeister Peter Kurz drückt aufs Tempo. In seiner Etatrede kündigte er an, dass die Verwaltung relevante Maßnahmen und das Ziel der Klimaneutralität schneller und flächendeckend in ihre Prozesse integrieren will. Kurz beließ es aber nicht bei abstrakten Zielsetzungen, sondern nannte konkrete Beispiele. So sollen Experten der MVV und die Stadtgesellschaft ein Konzept entwickeln, wie man Fernwärme ohne Kohle produzieren kann. Zudem werde angestrebt, das neue Wohngebiet auf dem Spinelli-Gelände klimaneutral zu versorgen.
Ein verändertes, nachhaltiges Bewusstsein und Verhalten könne den Verbrauch von Energie und Ressourcen kurzfristig um bis zu 20 und bis 2050 gar um die Hälfte senken. Kämmerer Christian Specht betonte, die Stadt investiere schon seit 20 Jahren in den Klimaschutz. Er erinnerte an den Bau der Stadtbahn Nord oder das Gewerbegebiet auf dem Taylor-Areal, das zu 35 Prozent begrünt sei. Das Technische Rathaus werde nach neuesten energetischen Aspekten gebaut und im neuen Stadtteil Franklin entstünden zahlreiche Passivhäuser.
Kurz sprach auch von einem Dringlichkeitsplan, der aber nicht wie geplant bei der Ratssitzung am vergangenen Dienstag, sondern am 22. Oktober diskutiert wird. Flankierend dazu haben die Fraktionen der Grünen, SPD und Li.PAR.Tie eine Erklärung erarbeitet, der sich die anderen politischen Kräfte noch anschließen können. Demnach soll in Mannheim der Klimanotstand ausgerufen werden.
Prognosen sagten voraus, dass die Stadt zu den Kommunen mit dem höchsten Anstieg der Durchschnittstemperatur und der Zahl der Hitzetage gehöre, heißt es in dem Papier. Wie Kurz fordern die Unterzeichner, dass der Gemeinderat Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise beschleunigt und ihnen höchste Priorität einräumt.
An diesem Ziel arbeitet die Klimaschutzagentur schon seit ihrer Gründung vor zehn Jahren. Die gemeinnützige Gesellschaft - Träger sind die Stadt, die MVV und das städtische Wohnungsbauunternehmen GBG - berät Bürger in ihrer Servicestelle in D2, hat aber auch die Kampagne "Bleib deinem Becher treu" ins Leben gerufen.
"Allein in Mannheim werden jeden Tag unglaubliche 32.000 To-Go-Pappbecher weggeworfen", sagte Agnes Schönfelder, die Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur. Um das zu ändern, gewann die Gesellschaft Partner wie Cafés, Bäckereifilialen und Verkaufsstellen für ihr Konzept, einen soliden "Kampagnenbecher" immer wieder zu befüllen oder einzutauschen. Mit Erfolg. Mehr als 38.000 solcher Becher seien nun im Umlauf, teilte Schönfelder bei einer Feier zum zehnjährigen Bestehen der Agentur mit.
Das Kerngeschäft ist und bleibt die Beratung der Bürger. Insbesondere Wohnungs- und Hausbesitzer, die eine energetische Sanierung planen, erhalten Tipps, zum Beispiel zu Fördermöglichkeiten. Auch Unternehmen und Vereine können sich bei den Experten informieren. Die Teilnehmer der Feierstunde waren sich einig: In Sachen Bewusstseinswandel für den konkreten Klimaschutz sei noch Luft nach oben. Es sei zwar in den vergangenen zehn Jahren vieles angestoßen worden. Deutschland und die Stadt hätten jedoch ihre selbst gesteckten Klimaziele nicht erreicht.