Es ist so weit: Jetzt führt eine Buslinie durch das Konversionsgelände Franklin. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Mannheim. Noch ist die Strecke ziemlich holprig, die das Fahrzeug der neuen Buslinie 67 meistern muss. Denn ein großer Teil der Route führt durch das Konversionsgelände Franklin, das aktuell zwar schon ein paar Wohnhäuser vorweisen kann, im Großen und Ganzen aber noch eine riesige Baustelle ist. Doch mit Inbetriebnahme der Buslinie geht eine wichtige Säule des Franklin-Mobilitätskonzepts an den Start, das neben einer E-Auto-Flotte auch eine gute ÖPNV-Anbindung beinhalten soll.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Bus durch Engstellen, über Not- und provisorische Wege geschickt wird. "Die Mobilitätsinfrastruktur sollte nicht erst dann kommen, wenn das komplette Wohngebiet steht", so Achim Judt, Geschäftsführer der MWSP, die sich um die Entwicklung der Mannheimer Konversionsflächen kümmert. Ziel sei es ja, den Bewohnern Alternativen zum Auto zu bieten. "Und das schon von Beginn an - bevor es zu spät ist und sich die Menschen Autos gekauft haben."
Ähnlich verhält es sich mit dem eher gewerblich geprägten Taylor-Gelände, auf dem schon rund 700 Menschen arbeiten. Auch dort gab es noch keinen öffentlichen Nahverkehr, was mit der zweiten neu eröffneten Buslinie 66 nun behoben wurde. Auf dem benachbarten Franklin-Gelände leben indes schon etwa 600 Bewohner, die sich über den neuen Busverkehr freuen dürften. "Vor allem ist es eine wichtige Verbindung für die Kinder, die mit der 67 nun bis zur Käfertal-Grundschule gelangen", erklärt Judt. Bislang mussten sie laufen, mit dem Rad fahren oder von den Eltern gebracht werden.
Beide Buslinien sind zudem an das ÖPNV-Netz der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) angebunden, fügen sich unter anderem an die Straßenbahnlinie 5 oder die Buslinie 54 an und schließen damit erst einmal eine Lücke. Die spätere Inbetriebnahme der so genannten Franklin-Stadtbahn, die ebenfalls den Versorgungsgrad mit öffentlichem Nahverkehr erhöht, reiht sich in das Mobilitätskonzept des Mannheimer Vorzeigegeländes ein. "Lasst das Auto stehen und nutzt Busse und Bahn", regt Erster Bürgermeister Christian Specht bei der Pressefahrt mit der neuen 67 an.
Und auch er betont noch einmal, dass die Menschen, die sich auf dem Franklin-Gelände niederlassen, ein ökologisch sinnvolles Angebot erhalten sollen. Dementsprechend ist auch der Bus selbst auf dem Stand neuster Technik: Ein Euro-6-Hybrid Diesel, der weniger verbraucht und weniger Schadstoffe als die älteren Fahrzeuge ausspuckt.
Dass die Bereitstellung einer Buslinie gar nicht so einfach ist, davon konnte Achim Judt ein Liedchen singen. "Ein Problem war, dass die RNV normalerweise gar nicht auf privatem Gelände fährt", erläutert der MWSP-Geschäftsführer. Denn Franklin beispielsweise sei noch Privatgelände und im Besitz der Projektentwicklungsgesellschaft MWSP. Und so mussten einige Lösungen gefunden werden.
"Die MWSP hat einige Auflagen bekommen, die unter anderem den Sicherheitsaspekt betreffen", zählt Judt auf. Diese mussten erfüllt werden. Zudem galt es, die Haltestellen entsprechend mit Schildern auszustatten. Und eine geeignete Strecke durch das Baustellengelände musste gefunden werden, "denn die Busse können ja nicht einfach durch Feld und Flur fahren", so Judt. Doch Pragmatismus und Einvernehmen führten zum Erfolg.
Auch die RNV selbst betrat mit der Entwicklung der beiden neuen Buslinien Neuland. "So etwas haben wir noch nie gemacht", sagt Produktentwickler Stefan Prüfer, bevor die Fahrt losgeht.