Mannheim

35-Jähriger muss sich wegen schweren Raubs verantworten

Der Angeklagte soll fünf Supermärkte überfallen haben, allerdings bestreitet er die Vorwürfe.

03.11.2021 UPDATE: 04.11.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Das Landgericht Mannheim. Foto: dpa

Von Harald Berlinghof

Mannheim. Eine silberfarbene mutmaßlich ungeladene Schreckschusspistole spielt im am gestrigen Mittwoch begonnenen Prozess gegen einen 35-jährigen Mannheimer eine große Rolle. Im Juristendeutsch muss man korrekterweise von einer "nicht ausschließbar ungeladenen" Waffe sprechen. Will heißen, dass der Nachweis vor Gericht wohl nur schwer zu erbringen ist, ob die Waffe bei fünf Supermarktüberfällen geladen war. Schwerer Raub in mehreren Fällen lautet die Anklage.

Zwischen 8. Januar und 1. März 2021 hat der Angeklagte, der seit fast acht Monaten in Untersuchungshaft sitzt, nach Auffassung der Staatsanwaltschaft zweimal in Mannheim und dreimal in Ludwigshafen in Supermärkten die Mitarbeiterinnen bedroht und verlangt, dass sie die Kassen öffnen. Dabei soll er nach Angaben des Staatsanwalts knapp 8400 Euro. Bei einem sechsten Vergehen am 6. März in Mannheim wurde der Angeklagte beim Versuch, Buntmetall von einem abgestellten Anhänger einer Dachdeckerfirma zu stehlen, dank einer aufmerksamen Zeugin festgenommen. Dabei wurde auch sein Rucksack sicher gestellt, in dem sich die ungeladene Schreckschusspistole befand. Seit seiner Festnahme ist der 35-Jährige in Untersuchungshaft.

Die fünf Supermarktüberfälle fanden alle in den frühen Abendstunden statt und liefen alle nach demselben Schema ab. Der Angeklagte betrat die Supermärkte mit vorgehaltener Schreckschusspistole und forderte das Personal dazu auf, die Kassen zu öffnen. Daraus entnahm er das Bargeld und floh.

Die Staatsanwaltschaft sieht in diesem Vorgehen einen schweren Raub in fünf Fällen und zusätzlich einen versuchten Diebstahl, bei dem die Festnahme erfolgte. Die Abstände zwischen den einzelnen Straftaten, die sich zu einer Serie aneinander fügen, liegen nur bei wenigen Tagen.

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Beim Prozessauftakt wirkt der Angeklagte ruhig und sortiert. Seine Angaben über seinen Lebenslauf und seine Motivation für die Taten bringen zutage, dass sich der Beschuldigte in eine Drogenkarriere hinein manövriert hat, die bereits im Alter von neun Jahren mit Alkohol begann. Als Zwölfjähriger machte er Bekanntschaft mit Cannabis, danach kamen bewusstseinsverändernde Schmerzmittel zum Einsatz, Amphetamine und schließlich Heroin. Bei der Bundeswehr, in der Berufsschule und später in der Lehre sowie im Berufsalltag griff der Angeklagte laut eigenen Aussagen immer wieder darauf zurück.

"Und ist das jetzt in der Untersuchungshaft? Wie geht es Ihnen da?", möchte der Richter wissen. "Es geht so. Auch mit Methadon. Gezwungenermaßen muss es halt gehen", erklärt der 35-Jährige und bringt zum Ausdruck, dass er eine Entziehungskur machen und aus Mannheim wegziehen möchte, um aus der Drogenszene heraus zu kommen. Nach eigener Aussage hat er Schulden in Höhe von 6000 Euro angehäuft. Anfang des Jahres begann er nach Meinung der Staatsanwaltschaft mit den Raubüberfällen.

Das bestreitet der Angeklagte allerdings. Er räumt mithilfe seines Anwalts nur die Tat ein, bei der er gefasst wurde – eben jenen versuchten Diebstahl von Buntmetall. Die Waffe habe er nur dabei gehabt, um sich gegen aggressive Bekannte aus dem Drogenmilieu verteidigen zu können. Die fünf Raubüberfälle auf Supermärkte in Mannheim und Ludwigshafen habe er nicht begangen.

Im weiteren Verlauf des Prozesses sollen zahlreiche Zeugen und ein Sachverständiger gehört werden. Es sind vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 3. Dezember fallen.

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