Mehr als 10 000 Besucher strömten von Freitag bis Sonntag in den Neubau. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Mannheim. Schon kurz vor 17.30 Uhr wartet am Freitagabend bereits eine kleine Menschenansammlung vor den noch geschlossenen Türen des Neubaus der Mannheim Kunsthalle. Weihnachtslieder dudeln leise im Hintergrund vom Weihnachtsmarkt am Wasserturm herüber. Im Innern werden noch rasch die letzten Tische zurechtgerückt, die Sicherheitsleute instruiert, letzte Absprachen getroffen. Die Spannung auf beiden Seiten steigt spürbar. Um Punkt halb sechs öffnen sich lautlos die elektrischen Eingangspforten und geben den Weg frei in eine bis dahin noch unbekannte Welt. Dabei bewegt eine Frage gleichermaßen Erbauer und Betreiber: Wird den Menschen die neue Kunsthalle gefallen?
Die ersten Schritte in den Neubau erfolgen orientierungslos. Die strahlend weißen Wände verwirren etwas. Die erste Überraschung folgt nur ein paar Schritte weiter, wenn der große "Marktplatz" erreicht ist, von dem aus ein erster Rundumblick die Dimensionen des Baus erahnen lässt. Drei Etagen geht es nach oben. Die großzügige und offene Bauweise erstaunt die Eröffnungsgäste sicht- und spürbar. Sie strömen in alle Richtungen aus. Und langsam aber sicher füllt sich das Gebäude mit Leben. Wie angekündigt, gibt es an den drei Tagen der offenen Tür noch nicht viel Kunst zu sehen. Doch immer mal wieder stößt man auf einen Ausstellungskubus, in dem sich Werke befinden.
Neue Kunsthalle Mannheim - Die FotogalerieDie stehen an diesen Tagen aber nicht wirklich im Vordergrund. Und irgendwie erscheinen die Verzögerungen, die dazu geführt haben, dass kaum Kunstwerke in die neuen Hallen einziehen konnten, vielleicht sogar als ein kleiner Glücksfall. Denn es ist die Architektur, die erst einmal alle Aufmerksamkeit erfordert. Und die Besucher scheinen auch nicht böse zu sein, dass sie sich teilweise nur weißen leeren Wänden und Räumen ausgesetzt fühlen.
"Ich bin überwältigt. Die Weite, die Helligkeit, die Schönheit", schwärmt Bernd Kilchling, der mit seiner Frau Alexandra auf einer Bank Platz genommen hat. Die beiden Seckenheimer sind begeistert, wie sie sagen: von dem klaren Konzept und von den sehr modernen Strukturen des Neubaus.
Allein am Freitag kommen rund 3400 Menschen, heißt es seitens der Kunsthalle. Von jeweils 7500 Gästen ist am Samstag und Sonntag die Rede. Unter den Freitagsbesuchern ist auch die Mannheimerin Gertraud Hartmann-Gunkel. Gebannt blickt sie von der ersten Etage runter auf das Foyer. "Man hat so viel über den Neubau gelesen. Und es wurde so viel darüber geschimpft. Es hat mich einfach interessiert, mir das anzuschauen", erzählt sie. Hartmann-Gunkel ist positiv überrascht. Ihr erster Eindruck: "Sehr groß. Vielleicht, weil die Räume noch so leer sind."
Die neue Kunsthalle hat auch sie überzeugt. "Ich werde auf jeden Fall öfter hierher kommen." Ein halbes Jahr muss sich Gertraud Hartmann-Gunkel noch gedulden. Denn nach den Tagen der offenen Tür und dem heutigen, nichtöffentlichen Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schließt der Neubau bis zum "Grand Opening" im Juni.