So könnte die Teststrecke für den sogenannten „UpBUS“ bei der Buga 2023 in Mannheim aussehen. Noch ist allerdings nicht sicher, ob sich das Projekt auch wirklich finanzieren lässt. Grafik: RWTH Aachen
Von Anna Manceron
Mannheim. Wenn in knapp drei Jahren die Bundesgartenschau 2023 eröffnet, gibt es in der Quadratestadt vielleicht mehr als nur blühende Landschaften zu bestaunen. Denn bei der Ausstellung für Gartenbau und Landschaftsarchitektur könnte auch ein neues Verkehrsmittel erstmals zum Einsatz kommen: der sogenannte "upBUS". Gemeint ist ein Kleinbus, der sich in eine Seilbahngondel verwandeln kann.
"Wir stehen in Verbindung mit den Verantwortlichen und haben uns erkundigt, inwieweit man den upBUS bei der Buga einsetzen könnte", erklärt Tobias Meinert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strukturmechanik und Leichtbau der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Sein Team hat den Seilbahn-Bus erfunden und arbeitet gerade an einem Prototyp.
Die Forscher wollen laut eigenen Angaben ein neues Verkehrsmittel entwickeln, das "nahtlose Mobilität" ermöglicht. "Nach unserem Kenntnisstand wäre es weltweit erstmalig, dass eine Transportkapsel im laufenden Betrieb das Verkehrsmittel wechselt", sagt Meinert. Und das sieht ungefähr so aus: Man steigt in einen Bus und fährt damit bis zu einer Seilbahnstation. Dort wird die Buskabine von den Rädern abgekoppelt und wechselt ans Seil. Ohne Umsteigen, ohne Anhalten. "Im besten Fall bekommen Sie als Fahrgast nicht mit, dass Sie gerade das Verkehrssystem gewechselt haben", sagt Meinert. Zudem löse man ein weiteres Problem von Seilbahnen in Städten: Die Anbindung an andere Verkehrsmittel.
Vor ein paar Wochen nahmen die Aachener Forscher Kontakt mit den Verantwortlichen der Buga auf. Allerdings stand da schon fest, welches Verkehrsmittel die beiden Mannheimer Schauplätze der Ausstellung miteinander verbinden soll: Eine ganz normale Seilbahn (ohne Busgondeln) soll die Besucher vom ehemaligen US-Gelände Spinelli zum Luisenpark bringen – und umgekehrt.
Nun steht die Option im Raum, den "upBUS" bei der Buga auf einem separaten Testfeld einzusetzen. Rund 200 Meter Seilbahn und eine ebenso lange Busstrecke seien dafür denkbar, sagt Meinert. Die autonom fahrenden Elektrobus-Kabinen sind prinzipiell für jeweils etwa 35 Personen gedacht. Zunächst seien allerdings auch kleinere – und dadurch günstigere – Kabinen für acht bis zehn Personen denkbar, sagt Meinert. Für die Entwickler wäre dieser Testlauf ein wichtiger Schritt, um ihre Erfindung über einen längeren Zeitraum hinweg auszuprobieren und bekannt zu machen. "Die Buga hat sich schon sehr oft als ideales Testfeld für neue Verkehrsmittel gezeigt", so Meinert. Außerdem könne die Bus-Seilbahn-Konstruktion ohne Probleme ab- und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden.
Doch ob der "upBUS" in drei Jahren tatsächlich über Mannheim schwebt, ist derzeit alles andere als sicher. Technisch sollte das aus Sicht der Forscher kein Problem darstellen – obwohl der Zeitplan eng ist. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass die technische Entwicklung bis 2023 abgeschlossen ist und wir für die Buga eine erste Kleinserie aufbauen können", sagt Meinert.
Weitaus schwieriger gestaltet sich hingegen die Finanzierung. "Wir gehen davon aus, dass die Kosten für den Aufbau der Teststrecke zwischen einer und drei Millionen Euro liegen", sagt Meinert. Hinzu kommt, dass noch nicht feststeht, wie es mit dem "upBUS"-Projekt in den nächsten Jahren weitergeht. Bis Ende 2020 wird die Arbeit der Aachener Forscher noch von der Abteilung Raumfahrtmanagement beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt finanziert. "Für nächstes Jahr sind wir aber noch auf der Suche nach einem Investor", berichtet Meinert.
Er hofft nun, dass es ihm und seinem Team gelingt, nationale oder europäische Fördermittel für das Projekt zu gewinnen. "Sobald wir die Gelder für die weitere Entwicklung von upBUS haben, werden wir unsere Bemühungen verstärken, eine Förderung für den Aufbau der Teststrecke auf der Buga zu erhalten", betont Meinert.
Die Mannheimer Buga-Gesellschaft hält sich derweil noch bedeckt. Geschäftsführer Michael Schnellbach bestätigt zwar auf Nachfrage der RNZ, dass man mit den Wissenschaftlern der RWTH bezüglich des "upBUS"-Projekts in Kontakt stehe. Mehr will er dazu zurzeit aber nicht sagen. Nur so viel: "Ein solches Fortbewegungsmittel wird sicherlich nicht nur für eine Bundesgartenschau, sondern auch für den Verkehr in den Kommunen eine bahnbrechende Entwicklung sein", so Schnellbach. Tobias Meinert jedenfalls hofft, dass sein Prototyp die Chance bekommt, auf der Buga in Mannheim sein Potenzial zu zeigen.