Von Gerhard Bühler
Mannheim. Wer den geteerten Radweg entlanggeht, der mitten durch das Camping-Gelände in Neuostheim führt, kann die einstigen Parzellen noch gut erkennen. Hier liegt ein modriges Stück Jägerzaun neben einst gepflanzten Hecken und Büschen, dort markiert eine betonierte Bodenplatte den ehemaligen Standplatz eines Wohnwagens. Gehwegplatten führen in leere Parzellen. Ein Gerätehäuschen aus Blech steht offen. Daneben ein rostiger Grill, verwitterte Gartenstühle aus Kunststoff, auf dem Boden liegen Plastikplanen und alle Arten von Müll. Ein paar marode Wohnwägen wurden einfach zurückgelassen, die Türen stehen offen.
Vor kurzem haben hier noch Wanderarbeiter aus Rumänien und Bulgarien regelrecht gehaust, sagt Marcus Becker vom Fachbereich Sport und Freizeit. Seit Anfang der Woche entsorgt ein Abschleppunternehmer im Auftrag der Stadt die Reste des einstigen Campingidylls direkt am Neckarufer. Zu Ende geht damit auch die Geschichte des Vereins der Campingfreunde Neuostheim.
Becker kümmert sich seit mehreren Jahren um das Streitthema Campingplatz Neuostheim. Eigentlich sollte schon Ende 2015 Schluss sein. Zu diesem Zeitpunkt ist der Pachtvertrag des Vereins mit der Stadt ausgelaufen, "ab da hätte jede der 40 Parzellen geräumt sein müssen", erläutert Becker.
"Wir haben viele Gespräche mit dem Vereinsvorstand geführt, aber keine Chance gesehen, dass das solide weitergeführt wird." Als Gründe für die Räumung gibt Becker die schlechten sanitären Verhältnisse und das Hochwasserrisiko an. Nicht zuletzt führt die internationale Radwegroute mitten durch den unansehnlichen Platz. "Hier wird viel und schnell gefahren", das sei an dieser Stelle nicht ungefährlich.
Zweifel herrschten offenbar auch an der Zukunftsperspektive des Vereins aufgrund der Altersstruktur und fehlenden Finanzkraft. Doch die verbliebenen rund 20 Pächter hätten gern noch weitergemacht, wie Ute Ernst betont. Sie habe den Verein der Campingfreunde vor 25 Jahren zusammen mit sieben Leuten gegründet. Die übrigen seien inzwischen alle gestorben, sie sei die letzte Gründerin, erzählt die 75-Jährige.
Damals habe Oberbürgermeister Gerhard Widder sogar zur Vereinsgründung gratuliert. "Warum der Verein jetzt weg soll, wissen wir nicht, die Stadt hat uns das nicht erklärt", zeigt sie sich enttäuscht. Die Mitglieder haben um ihren Verein gekämpft. Vergeblich. Eine teilweise problematische Klientel auf dem Platz und ein Brand an Weihnachten 2014, dem der Vereinskiosk zum Opfer fiel, besiegelten letztendlich das Aus. Inzwischen ist der Vereinsvorstand zurückgetreten, der Verein wurde aufgelöst, die juristische Abwicklung am Amtsgericht läuft, wie Becker sagt.
Die Kosten des Abtransports und Entsorgung der Wohnwagen schätzt der städtische Mitarbeiter auf 1000 Euro. Dazu kommt die Räumung und Säuberung der Parzellen. Nach Plänen der Stadt soll der Campingplatz renaturiert werden. "Wir haben alle Parzellenbesitzer angeschrieben und mitgeteilt, dass sie die Kosten tragen müssen", so Becker. Die Antwort darauf habe oft gelautet, dass diese aus Altersgründen nicht mehr selbst helfen könnten. Die Entfernung betonierter Flächen kann mehrere Tausend Euro kosten.
Was die Campingmöglichkeiten in Mannheim betrifft, will sich die Stadt künftig ganz auf die Anlage im Strandbad im Stadtteil Neckarau konzentrieren. "Der Campingplatz dort ist in gutem Zustand und wird professionell betrieben", so Becker. Doch auch in Neuostheim, ganz in der Nähe des alten Platzes, soll künftig ein modern ausgestatteter Stellplatz für rund 15 Wohnmobile angelegt werden. Mit dem Campingidyll am Neckar, wo manche früher ihren ganzen Sommer verbrachten, hat das dann nichts mehr zu tun.