Kräftig gebaut wird bereits auf der Konversionsfläche der ehemaligen Turley Barracks im Stadtteil Neckarstadt. Hier soll ein urbanes Stadtviertel mit einer guten Durchmischung verschiedener Wohnformen, Kreativzentrum und offenem Bürgerhaus entstehen. Foto: vaf
Von Harald Berlinghof
Nichts Geringeres als das Künstler- und Intellektuellenviertel SoHo in New York hat man sich zum Vorbild genommen für die Umgestaltung und Entwicklung der ehemaligen Turley-Barracks in der Neckarstadt. Wie während des 2. Wirtschaftsdialogs Konversion in den Räumen der IHK Rhein-Neckar zu hören war, soll hier ein urbanes Stadtviertel mit einer guten Durchmischung verschiedener Wohnformen, einem Kreativzentrum, einem offenen Bürgerhaus und modernen Arbeitsformen entstehen. Zahlreiche potenzielle Investoren machten sich bei der IHK-Veranstaltung ein aktuelles Bild über die Fortschritte auf den Konversionsflächen der Stadt.
Die Frankfurter Tom Bock Group und die Mannheimer Wohnwerte GmbH teilen sich die Aufgabe auf dem Gelände des Turley-Areals. Naturgemäß sind die Planungen und Umbauarbeiten auf diesem Gelände am weitesten fortgeschritten, denn die wurden bereits 2008 als erste Fläche an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben. Angeblich ist der Inhaber der Tom Bock Group im Jahr 2011 um die Turley Kaserne herumspaziert und hat sich innerhalb von fünf Minuten dazu entschlossen, an dieser Stelle zu investieren.
Die acht Konversionsflächen mit insgesamt 510 Hektar Fläche bieten komplett verschiedene Möglichkeiten. Turley wird zum innerstädtischen Wohn- und Wohlfühlbereich. Neben attraktiven Wohnflächen, um "die Entscheider in der Stadt zu halten und damit Identifikationsmuster aufzubauen", so der stellvertretende Leiter der Wirtschaftsförderung Dr. Wolfgang Miodek, sollen gewerbliche Flächen erschlossen werden, um den Bedarf in der Stadt, die laut Miodek bezogen auf die wachsende Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten am besten im Land durch die Wirtschaftskrise gekommen ist, zu decken. "Es gibt eine steigende Nachfrage nach Gewerbeflächen, aber bisher nur eine begrenzte Verfügbarkeit", konstatierte er.
Rund 6000 Menschen sollen die neuen Wohnareale auf den Konversionsflächen in die Stadt ziehen oder zumindest am Wegziehen hindern. Auf dem Gelände der Coleman Kaserne im Norden sollen Logistikunternehmen eine wichtige Rolle spielen. "Aber nicht Amazon oder Zalando, die der Stadt nichts bringen außer Verkehrsbelastung und Dumping-Arbeitsplätze", sagte Miodek. Logistik ja, aber bitte mit Bezug zur Stadt und deren Unternehmen. Nicht nur ein Zwischenlager an der Autobahn.
Ein "Green Logistic Park" soll auf Coleman entstehen. Eine Bündelung von Güterverkehr in Richtung Mannheim soll dort erfolgen, wenn möglich auf Basis der Elektromobilität. "Das würde die Stadt von Lärm und Abgasen entlasten". Die Taylor Kaserne mit 46 Hektar soll überwiegend gewerblicher Nutzung zugeführt werden. Aber nicht ausschließlich. Ein Grünzug mitten durch das Gelände mit 22 Prozent der Fläche soll die Attraktivität als potenzielle Wohnfläche erhöhen.
Benjamin-Franklin-Village ist nach Coleman die größte Konversionsfläche und entsprechend vielgestaltig. Ein Baumarkt und ein Möbelhaus wollen sich dort ansiedeln. Gleichzeitig soll dort rund um den ehemaligen Platz der Freundschaft ein Energie-Effizienz-Zentrum Rhein-Neckar entstehen.
Auf der Hammonds- und der benachbarten kleinen Loretto-Kaserne in Seckenheim sollen laut vorliegendem Rahmenplan 350 Wohneinheiten rund um ein großes grünes Zentrum entstehen. Dort geht die BImA einen anderen Weg. Man verkauft nicht an die Stadt, sondern vermarktet die Baugrundstücke an private Bauherren selbst.