Jaroda Marinic, SWR-Moderatorin Silke Gmeiner, Cacau und Fatih Cevikollu (v.l.) diskutierten über Integration. Foto: Auber
Von Benjamin Auber
Mannheim. "Jeder hat es in der Hand, verantwortlich mit den Werten der Gesellschaft umzugehen", sagt Muhterem Aras. Die Präsidentin des baden-württembergischen Landtags hat eine Mission: Mit ihrer Gesprächsreihe "Wertsachen, was uns zusammenhält", die diesmal im Jugendkulturzentrum Forum in Mannheim zu Gast war, möchte sie für die Prinzipien einer offenen Gesellschaft werben. Dazu gehöre es fundamental, dass nach Artikel 3 des Grundgesetzes niemand wegen seiner Herkunft oder seiner Sprache diskriminiert wird.
Um diese Botschaft in alle Landesteile zu bringen, hat Aras nach Mannheim prominente Unterstützung mitgebracht. Ex-Fußballnationalspieler Cacau, Kabarettist Fatih Cevikkollu und Jagoda Marinic, Leiterin des Interkulturellen Zentrums in Heidelberg, legten auf dem Podium mit spitzfindigen Beiträgen immer wieder den Finger in die Wunde unserer Integrationsgesellschaft.
"Den Alltagsrassismus gibt es überall. Man ist aber gut geschult, um ihn zu verdrängen", sagt Jagoda Marinic. Obwohl "immer mehr Menschen nach Deutschland passen", liege noch ein weiter Weg, um die Gesellschaft für Integration zu sensibilisieren. Dabei gebe es viele Möglichkeiten, Vorurteile abzubauen - durch Worte, Musik, Tanz und auch Fußball. "Das habe ich besonders gemerkt. Wenn du ein Tor schießt, dann ist die Herkunft ganz egal", fügt Cacau hinzu.
Kabarettist Fatih Cevikkollu ist im Sinne der Integration unterwegs, denn Lachen sei die schönste Form, Menschen zusammenzubringen. Hart ins Gericht ging Cevikkollu mit der Politik vor der Jahrtausendwende, die darauf abzielte, Integration zu behindern. Als deutsch-türkischer Junge habe er nicht verstanden, warum und wohin er zurücksollte.
"Der größte Irrtum ist die Arroganz des Helfenden", sagt Cevikkollu. Nichts sei schlimmer, wenn man vor allem in Ämtern nicht ernstgenommen werde. Dieses "Schubladen-Denken" verhindere meist ein Gespräch auf Augenhöhe. Viele Enttäuschungen müssten Migranten ertragen, doch wichtig sei seine eigenen Talente herauszustellen und selbstbewusst mit der Gesellschaft umzugehen, gibt Cacau einen Rat. "Im Prinzip steckt der Rassismus in uns allen", fasst Schriftstellerin Marinic zusammen. Entscheidend sei allein, wie wir damit umgehen.
In der anschließenden Fragerunde musste Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz Rede und Antwort stehen, wenn es um die Integrationsleistung in seiner Stadt geht. Der CVJM Mannheim kritisiert, dass zu wenig Geld für Projekte mit Bulgaren und Rumänen bereitstünde. Wie bei allem - so auch beim Kampf um Ressourcen - sei das "lustvolle Spiel der Demokratie" maßgebend, antwortete Kurz. Beim Stehempfang der Justus-Von-Liebig-Schule bestand noch die Möglichkeit, sich über Integration austauschen, denn nur so kann sie funktionieren.