Lutz Pauels (re.) von der Werbegemeinschaft mit Initiator Thomas Mück. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Es ist eine Aktion, die Aufsehen erregen soll: Auf 290 Metern entsteht in der Mannheimer Fressgasse zwischen Ring und dem Quadrat P5, also entlang der Großbaustelle Q6/Q7, ein bunter Kunstteppich aus Wünschen für Mannheims Zukunft. Hinter dem Vorhaben steckt der Verein "Pro bono - für Kunst und Kind", die Freie Kunstakademie Mannheim (FKMA) und die Werbegemeinschaft Mannheim City.
Unter Anleitung des Dozenten und Künstlers Werner Degreif als Kurator und sechs angehenden Kunstpädagogen der Kunstakademie werden Jugendliche der Johannes-Kepler-Werkrealschule und der Institution "Freezone", die sich um Straßenkinder kümmert, das riesige Werk in der Woche vom 20. bis 26. Juli erschaffen. Danach können es Interessierte in vollem Umfang betrachten. Aber es ist ein vergängliches Werk. Ab September steht die Sanierung des Bürgersteigs an, dann wird der Kunstteppich entsorgt. "Unsere Idee ist es, noch einmal etwas Schönes aus Altem zu machen, das bald zerstört wird", erklärte Initiator Thomas Mück, der Vorsitzende von "Pro bono".
Insgesamt sechs Gruppen aus jeweils fünf bis acht Kindern bemalen den Bürgersteig mit umweltfreundlichen Acrylfarben und kreieren damit ein Bild mit den gigantischen Ausmaßen von 290 mal drei Meter. Im Vorfeld werden die jungen Menschen in Workshops künstlerisch fit gemacht. Denn es soll kein wahlloses Gekritzel werden, sondern richtige Kunst. Die Kunstpädagogen kümmern sich um die Grundstrukturen, die dann mit den Ideen der Kinder und Jugendlichen gefüllt werden. Somit entsteht eine erkennbare Gesamtstruktur. Entwickelt wurde das Konzept von Kurator Degreif und FKMA-Studenten.
Das Projekt verfolgt mehrere Ziele. Einerseits soll jungen Menschen die Kunst nahe gebracht werden. Es soll verbinden: "Wir hoffen, dass ein Austausch zwischen den Schülern und den ‚Freezone’-Kindern zustande kommt", so Mück. Andererseits soll das Kunstwerk viele Besucher in die von der Großbaustelle geplagte Einkaufsstraße locken. "Wir müssen marketingtechnisch für die Einzelhändler etwas tun", erklärte Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim City. Und die Kunst soll zum Mitdenken und Mitmachen einladen. "Jeder Bürger der Region kann daran mitwirken", sagte der "Pro-bono"-Vorsitzende. Mit einer Patenschaft hat jeder die Möglichkeit, sich einzubringen. Mann kann seinen Wunsch für Mannheim formulieren oder einen vorgegebenen aussuchen, der dann von den jungen Künstlern malerisch umgesetzt wird. Das Projekt sei so konzipiert, dass ein Überschuss entsteht, so Mück. Dieser komme dann "Freezone" zugute, ganz im Sinne des gemeinnützigen Vereins "Pro bono".
Und ganz so vergänglich ist das Ganze dann doch nicht. Der Kunstteppich wird fotografiert und in Form eines Leporellos veröffentlicht, der ausgeklappt den kompletten "Teppich" zeigt. Geplant sei, dass die Paten - Institutionen, Firmen, Privatpersonen - in Zusammenhang mit ihrem Teilstück und ihrem Wunsch darin namentlich erwähnt werden, sodass auch sie etwas Bleibendes in den Händen halten können. Die Stücke des Bürgersteigs mit nach Hause zu nehmen, sei nicht möglich.
Info: Das Projekt kann man live verfolgen unter www.probono-kuk.de.