Fahrrad-Leihstation von VRN Nextbike. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Elektroroller könnten längerfristig den Heidelberger Nahverkehr sinnvoll ergänzen. Diese Hoffnung hegte Bürgermeister Jürgen Odszuck in der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am Mittwochabend, als es um die Ausweitung des Fahrradverleihsystems Nextbike ging. "Uns liegen fünf Angebote von Verleihfirmen vor", teilte Odszuck mit. Im Endeffekt wolle man sich auch bei den E-Scootern für einen Anbieter entscheiden und dies auch beim Ausschreibungstext so berücksichtigen.
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Vorbild könnte das Fahrradverleihsystem Nextbike sein, das in Heidelberg Furore machte. Bei nur einer Enthaltung stimmte der Ausschuss am Montag für die Ausweitung dieses Angebots. Demnach sollen neben den bereits bestehenden 220 Mieträdern 100 neue "Smart-Bikes 2.0" angeschafft werden. Diese Räder sind mit einem Bordcomputer und GPS-System ausgestattet.
Auch die alten "Classic-Bikes" werden nachgerüstet. Der Vorteil: Dadurch sind die Räder nicht mehr auf feste Ständer mit Terminal angewiesen, sondern können in sogenannten "Rent by App"-Stationen abgestellt werden. Die "Station" ist nur noch durch ein Schild gekennzeichnet, im Umkreis von 20 Metern können die Nextbikes geparkt und per App wieder ausgeliehen werden.
E-Scooter im Praxistest
Redaktion und Test: Daniel Bräuer / Kamera und Produktion: Reinhard Lask
Seit Einführung von Nextbike in Heidelberg haben sich die Ausleihen deutlich erhöht. Wurden 2016 noch 173.000 mal Fahrräder angemietet, waren es im letzten Jahr schon 306.000. Die Konsequenz: Auf den besonders häufig gefahrenen Strecken sind die Verleihstationen oft leer geräumt und stehen keine Räder mehr zur Verfügung. Aus diesem Grund forderte CDU-Stadtrat Alexander Föhr, dass die Abstellanlagen noch häufiger befüllt werden. Föhr: "Hier sollte man nicht am Personal sparen."
Ähnlich argumentierte Christoph Rothfuß (Grüne). Besonders die Station am Springer-Verlag und Tiergartenschwimmbad im Neuenheimer Feld sei häufig leer geräumt, dabei würden dort die Räder besonders gebraucht. Rothfuß wunderte sich aber auch über den hohen Anschaffungspreis für die 100 neuen Smartbikes, die mit 148.000 Euro zu Buche schlagen. Fast 1500 Euro für ein doch recht einfaches Fahrrad halte er für ziemlich viel.
Insgesamt muss die Stadt für die Nachrüstung und Neuanschaffung knapp 230.000 Euro aufwenden. Ein Teil der Kosten werden über das Projekt "Verbesserung Verkehr im Neuenheimer Feld" gestemmt. Dort werden die meisten neuen Räder eingesetzt, um den Autoverkehr zu entlasten.
Leichte Kritik an dem System äußerte Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke). Wenn die Fahrräder mit Kleinbussen von einer Verleihstation zu einer anderen gebracht werden müssten, sorge dies für neuen zusätzlichen motorisierten Verkehr in der Stadt. Allerdings verwies Bürgermeister Odszuck darauf, dass ja immer mehrere Fahrräder gleichzeitig transportiert werden.