Die Universität Heidelberg. Archivfoto: joe
Heidelberg hofft auf Titel
Es geht um viel Geld und um viel Prestige: Morgen entscheidet die Exzellenzkommission des Bundes, welche Hochschulen künftig den Titel "Exzellenz-Universität" tragen dürfen. Neben 16 weiteren Universitäten und zwei Hochschulverbünden hat auch die Uni Heidelberg Chancen darauf. Die Ruperto Carola ist bereits seit 2007 Exzellenz-Uni. Den bis zu elf Gewinnern des diesjährigen Wettbewerbs winkt eine langfristige und üppige Bundesförderung. Sie erhalten alle zusammen jährlich 148 Millionen Euro - und das mindestens bis zum Jahr 2026.
Uni-Rektor Bernhard Eitel ist optimistisch: "Wir alle haben unser Bestes gegeben und sehen daher nun mit Zuversicht der Entscheidung entgegen", erklärt er auf RNZ-Anfrage. Und auch beim Landeswissenschaftsministerium betont man: "Die Universität Heidelberg bringt alle Voraussetzungen mit, Exzellenz-Universität zu bleiben." Jedoch sei der Wettbewerb diesmal besonders hart - und zudem noch insgesamt sechs Bewerber aus Baden-Württemberg im Rennen.
Und auch der Skandal um den Brustkrebs-Bluttest an der Uniklinik könnte die Chancen senken. Zwei Untersuchungskommissionen wiesen am Dienstag in Zwischenberichten zu dem Thema auf fachliche Fehler bei der Forschung sowie Führungsversagen am Klinikum hin. Ob dies Einfluss auf die Entscheidung der Exzellenzkommission hat, ist jedoch unklar. Beim Wissenschaftsrat, der den Förderwettbewerb gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgesellschaft organisiert, betont man, es gelte die "Unschuldsvermutung". (dns)
Von Denis Schnur und Sebastian Riemer
Die Vorbereitung für das Sommerfest der Universität Heidelberg läuft auf Hochtouren. Am Freitag lädt das Rektorat ab 18 Uhr zu Musik und Tanz in den Marstallhof. Doch wie gut die Stimmung an dem Abend tatsächlich wird, entscheidet sich wohl schon gegen 16.30 Uhr. Dann verkündet die Exzellenzkommission, welche deutschen Hochschulen künftig den Titel "Exzellenz-Universität" tragen dürfen. Ab 16 Uhr gibt es einen Livestream im Marstallcafé.
17 Universitäten und zwei Hochschulverbünde sind noch im Rennen, darunter auch die Heidelberger Uni, die schon seit 2007 Exzellenz-Universität ist. Sie alle hoffen auf die Auszeichnung, die mit viel Renommee und ebenso viel Geld verbunden ist. Bis zu elf Elite-Unis soll die Kommission bestimmen.
Uni-Rektor Bernhard Eitel ist optimistisch: "Wir alle haben unser Bestes gegeben und sehen daher nun mit Zuversicht der Entscheidung entgegen."Auch beim baden-württembergischen Wissenschaftsministerium ist man zuversichtlich: "Die Universität Heidelberg bringt alle Voraussetzungen mit, Exzellenz-Universität zu bleiben", erklärt Pressesprecherin Denise Burgert. Sie betont aber auch: "Der Wettbewerb ist dieses Mal besonders hart. Und es sind sechs Universitäten aus Baden-Württemberg noch im Rennen um die elf Plätze." Die Entscheidung wird zwar offiziell nach wissenschaftlichen Kriterien getroffen, in der Vergangenheit spielte aber auch die regionale Verteilung eine Rolle.
Zweifel an den Chancen Heidelbergs kamen in den letzten Monaten auch wegen des Debakels um den Brustkrebs-Bluttest auf. Zwar wurden die Fehler wohl vor allem beim Uniklinikum gemacht, das größtenteils eigenständig ist. Aber bei der Universität geht seitdem die Angst um, der Skandal könnte den Titel kosten.
Die Unabhängige Kommission, die die Vorgänge aufklären soll, zeichnete bei einer Pressekonferenz am Dienstag ein verheerendes Bild vom Führungsversagen am Klinikum - und auch der Dekan der Medizinischen Fakultät, Andreas Draguhn, kam in dem Zwischenbericht schlecht weg. Am selben Tag stellte auch die universitäre Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis ihren Zwischenbericht vor und bemängelte zahlreiche fachliche Fehler bei den Forschungen zum Bluttest.
Beim Rektorat will man sich zur Frage, ob der Skandal die Exzellenz-Chancen dämpft, aktuell nicht äußern. Eitel versuchte aber in den letzten Monaten eifrig, Herr der Lage zu werden: Er kündigte die Verträge mit der Technologietransfer-Firma TTH, die die Uni für die Medizinische Fakultät abgeschlossen hatte. Und er zog die Entscheidung zur Verwertung von medizinischen Forschungsergebnissen an sich. "Die Universität demonstriert mit ihrem Vorgehen, dass sie konsequent handelt", meint Ministeriumssprecherin Burgert.
Die Vorsitzende des Aufsichtsrats des Klinikums und Amtschefin im Wissenschaftsministerium, Simone Schwanitz, sagte bei der Pressekonferenz am Dienstag: "Die Exzellenz-Initiative bezieht sich auf die Forschungsleistung - und da ist die Uni Heidelberg unbestritten international renommiert." Natürlich spiele aber auch der Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten eine Rolle. Sie jedenfalls "drücke alle Daumen - Heidelberg ist nicht zu Unrecht immer schon Exzellenz-Universität".
Neben Heidelberg ist auch Tübingen - wo Hirnforscher falsche Ergebnisse veröffentlicht hatten - mit "Verdachtsfällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens" aufgefallen, wie Christiane Kling-Mathey sagt. Sie ist Sprecherin des Wissenschaftsrates, der die Exzellenz-Strategie mitorganisiert. Sie betont jedoch: "In jedem Fall gilt die Unschuldsvermutung, solange die abschließenden Ergebnisse der unabhängigen Prüfungskommissionen nicht vorliegen." Man gehe davon aus, dass eine transparente Aufbereitung sowie eine rückstandslose Aufklärung erfolge.