Friederike Heidland, Simone Fleischmann, Udo Michallik, Hermann Veith, Mathias Ropohl, Andrea Preußker, Jana-Maria Keine und Schulleiter Martin Döpp (v.l.) berichten über den Besuch der Jury zum Deutschen Schulpreis im "Thadden". Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Ein größeres Kompliment kann man eigentlich nicht bekommen: "Hier wird ein idealisiertes Menschenbild gelebt", sagte am Donnerstagnachmittag Udo Michallik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz. Zwei Tage lang hatte er zuvor an der Thadden-Schule in Wieblingen verbracht. Und für Michallik steht fest: "In so einer Umgebung möchte ich gerne leben und arbeiten."
Michallik ist einer der vier Juroren, die derzeit in ganz Deutschland unterwegs sind und insgesamt 20 Schulen genau unter die Lupe nehmen. Denn diese sind noch im Rennen für den Deutschen Schulpreis 2019, der seit 2006 von der Robert-Bosch- und der Heidehof-Stiftung vergeben wird. Nach der Waldparkschule ist das Thadden schon die zweite Heidelberger Schule, die es unter die Top 20 geschafft hat. Und es besteht Hoffnung, dass es für die Thadden-Schule noch eine Runde weiter geht - und sie zur Preisverleihung am 5. Juni in Berlin eingeladen wird. Denn als die Jury nach ihrem Besuch am Donnerstag zur Pressekonferenz lud, wurde deutlich: Alle waren hellauf begeistert. "Die Schüler sind selbstbewusst, aber nicht arrogant, sie halten zusammen und identifizieren sich mit ihrer Schule", berichtete Michallik.
Seine Kollegin Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, war besonders von der wöchentlichen Andacht angetan, die sie miterleben durfte. "Diese Emotionalität hat in den ganzen Tag hineingereicht", sagt sie. Und: "Das war gelebte Selbstständigkeit." Kein Lehrer sei weit und breit in Sicht gewesen. Schließlich werden die Andachten am Thadden häufig von den Schülern ganz allein gestaltet und auch abgehalten. Für Fleischmann der Beleg dafür, dass am Thadden ein ganz besonderer Geist wehe. Und den haben am Mittwoch und Donnerstag alle vier Juroren zu spüren bekommen.
"Sehr erstaunlich" fand das auch Juror Hermann Veith, Professor für Pädagogik und Sozialisationsforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen. Es sei zu spüren gewesen, wie man sich an "dieser Schule wechselseitig vertraut", so Veith. Gemeinschaft werde groß geschrieben am Thadden - in jeglicher Hinsicht. Das sei eine Idee von Persönlichkeitsbildung, von der letztlich die ganze Gesellschaft profitiere. Und genau darum gehe es letztlich an Schulen, wie Fleischmann meinte: "Nicht nur bilden, sondern auch erziehen."
Es waren Aussagen wie diese, die Schulleiter Martin Döpp ganz glücklich stimmten. "Ich fühle mich beschenkt", meinte Döpp, "und wiedererkannt." Denn am Thadden werde Schule gelebt - und das hätten die Juroren offensichtlich erkannt. Demnach sei der Jurybesuch für ihn an sich schon Belohnung genug gewesen. Und dennoch: "Natürlich wollen wir jetzt auch gewinnen", meint Döpp. 100.000 Euro winken als Preisgeld für den Gewinner auf dem ersten Platz. Was mit dem Geld passieren soll, davon haben die Schüler schon eine ganz eigene Vorstellung. "Von einigen kam der Vorschlag, einen Teil an die Partnerschule in Tansania zu spenden", berichtete Juror Michallik.
Als gute Idee befanden das auch die beiden Chefredakteurinnen der Schülerzeitung, Marina und Thank Xuank, die auch bei der Pressekonferenz dabei waren. Ob sie sich besonders auf den Jurybesuch vorbereitet haben? "Nein", meinen beide. "Wir wollten bleiben, wie wir sind", sagt Marina. Auch wenn sich einige vielleicht "ein bisschen schicker angezogen haben". Den Thadden-Geist beschreiben die beiden Schülerinnen so: "Wir halten zusammen und sind eine Gemeinschaft. Es gibt keinen, der außen steht."