Die Klinik im Neuenheimer Feld, in dem sich auch die Corona-Ambulanz befindet. Foto: PR-Video
Von Klaus Welzel
Heidelberg. Sind Kinder bis zehn Jahren quasi immun gegen das Corona-Virus? Eine isländische Studie kam zu diesem Ergebnis. In Heidelberg startet nun eine Studie an der Universitätskinderklinik, die diese These überprüft. Beteiligt sind auch die Kinderkliniken in Ulm, Freiburg und Tübingen. Gesucht werden landesweit 2000 Kinder plus jeweils ein Elternteil, 500 davon sollen im Verbreitungsgebiet der RNZ leben. Prof. Georg Hoffmann, Chef der Kinderklinik, erläutert das Projekt.
Eine isländische Studie legt nahe, dass Kinder unter zehn Jahren sich nicht mit dem Corona-Virus anstecken. Ob das wirklich stimmt, wird nun auch am Heidelberger Universitätsklinikum überprüft – unter der Leitung des Kinderklinik-Chefs Prof. Georg Hoffmann. Foto: WelkerProf. Hoffmann, im Rahmen einer isländischen Studie mit 13.000 Probanden kam heraus, dass kein einziges Kind unter zehn Jahren mit dem Coronavirus infiziert war. Erwarten Sie bei der hiesigen Studie ein ähnliches Ergebnis?
Wir erhoffen uns das, aber das ist sehr unsicher. Es gibt auch eine Studie aus China, die wiederum zeigt, dass Kinder ähnlich infiziert sind wie Erwachsene – und das Virus auch übertragen, was ja in Island nicht der Fall war.
Sie testen jeweils ein Kind zwischen eins und zehn und dazu ein Elternteil – wieso denn das?
Wir wollen wissen, wie viele Kinder aktuell infiziert sind, oder die Infektion schon hinter sich haben; schließlich verlaufen vermutlich auch viele Infektionen ohne Symptome. Und wir vergleichen mit einem Elternteil, um zu sehen, ob Kinder gleich häufig infiziert sind wie Erwachsene, oder eben nicht. Im gemeinsamen Haushalt ist ja die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass gegebenenfalls mehrere Personen infiziert sind. Die gesamte Diagnostik, Nachweis des Virus und der Antikörper, wird in der Virologie am Universitätsklinikum durchgeführt.
Gibt es Ausschlusskriterien für freiwillige Teilnehmer?
So gut wie nicht. Wir möchten aber keine Personen, die bekanntermaßen schon positiv getestet waren und keine chronisch-kranken Patienten aus den Kinderkliniken, sondern Kinder, die sich gesund fühlen – natürlich können die kleinere Krankheiten gehabt haben. Und dann wären Kinder aus Notbetreuungsgruppen ideal; das sind Kinder, deren beide Elternteile in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten, und die deshalb in so einer Art Mini-Kita betreut werden.
Auf was müssen sich die Freiwilligen einstellen?
Zunächst gibt es einen Fragebogen, in dem nach Krankheiten, auch nach Kontakten zu Corona-Patienten und Symptomen wie Husten oder Fieber in den letzten vier Wochen sowie zum sozialen Umfeld gefragt wird. Dann erfolgt bei jedem ein Nasenabstrich, der ist nicht besonders angenehm, aber auch nicht so unangenehm. Und schließlich eine Blutprobe. Da benötigen wir ein Röhrchen, auf Wunsch mit örtlicher Anästhesie.
Für welchen Zeitraum ist die Studie angelegt?
Wir starten am Donnerstag und arbeiten auch am Wochenende. Jeder Teilnehmer kann sich aussuchen, zu welchem Termin er gerne kommen möchte.
Die Teilnehmer müssen nicht in Heidelberg selbst leben?
Im Gegenteil, je weiter weg, desto besser. Wenn jetzt 500 Neuenheimer Kinder mit ihren Eltern zu Fuß kämen, wäre das weniger optimal. Aber die Stadt, das Land, der Odenwald – das wäre prima.
Angenommen Ihre Studie ist erfolgreich, können dann schon bald wieder die Kitas öffnen?
Die Kitas werden, solange wir in einem guten Bereich bei den Infektionen bleiben, ohnehin zumindest teilweise geöffnet. Es würde uns dann ein besseres Gefühl geben, das zu machen. Wir müssten dann eben nicht vor italienischen Verhältnissen Angst haben.
Ihre große Hoffnung bezüglich der Studie?
Was wir sicher wissen: Kinder werden seltener und meistens weniger symptomatisch. Was wir nicht wissen ist, ob sie auch weniger häufig infiziert werden. Das wollen wir durch den Test herausfinden.
Wie sieht es mit älteren Kindern und Jugendlichen aus? Hier liegt die Ansteckungsquote in Island bei 0,8 Prozent. Welche Schlüsse lässt das zu?
Im Vordergrund steht momentan die Öffnung der Kitas und Grundschulen. Deshalb konzentrieren wir uns auf diese Gruppe von Kindern zwischen eins und zehn und ihre Eltern.
Info: Anmeldung zur Studie: Telefon 06221 / 5632122 oder per E-Mail an Iris.Schelletter@med.uni-heidelberg.de