Ausverkaufte Stadthalle im Jahr 2018. Die Stuckdecke oberhalb der Empore soll nach den aktuellen Sanierungsplänen entfernt werden. Ein weiterer Knackpunkt ist, wie rechts unter der Empore ein Durchgang von Westen nach Osten abgetrennt werden kann. Foto: studio visuell
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Das Landesdenkmalamt hat laut Baubürgermeister Jürgen Odszuck keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Sanierungspläne für die Stadthalle. Und auch das Wirtschaftsministerium stehe dem Projekt positiv gegenüber und werde dem Petitionsausschuss des Landtags empfehlen, dem Konzept des Architekten Felix Waechter zuzustimmen. "Es geht in kleinen Schritten voran. Sie könnten aber so langsam auch ein klein wenig größer werden", gab Odszuck am Dienstag im Rahmen einer Skype-Konferenz zu. Der Bauantrag wurde bereits im Juni eingereicht, da ein Nachbar aber Einwendungen gegen das Projekt gemacht hat, liegt die endgültige Entscheidung über die Baugenehmigung nun beim Regierungspräsidium Karlsruhe. "Das wird voraussichtlich noch mindestens zwei Monate dauern", wagt Baurechtsamtsleiter Jörg Hornung eine vorsichtige Prognose. Die RNZ hat die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand des Verfahrens zusammengestellt.
Wie stehen die Denkmalschützer zu dem Gesamtprojekt? Die Einbindung der Denkmalpflege sei ein fortschreitender Prozess, klärt Odszuck auf. Bei allen Planungsschritten sei das Landesdenkmalamt einbezogen worden. Die aus seiner Sicht gute Nachricht sei, dass die Denkmalschützer die Grundprinzipien für die Sanierung abgesegnet hätten. Das heißt, im großen Saal dürfen Hubpodien eingebaut werden – eine Nutzung sei also künftig sowohl in der ebenerdigen Bankett-Variante als auch mit aufsteigendem Gestühl als Konzertsaal möglich. Zum Neckar hin darf vom großen Saal ein Gang als "Bypass" abgetrennt werden, wodurch die Besucher der Stadthalle – ohne den Konzertbetrieb zu stören – vom Foyer im Westen in den Meriansaal im Osten gelangen können. Noch ungeklärt ist die Frage, ob die Trennwand komplett aus Glas sein darf und wie sie an die historische Decke mit ihren Ornamenten anschließen soll. In diesem Punkt muss Architekt Felix Waechter noch nacharbeiten. Ein weiterer Pluspunkt für Odszuck: Der Portikus hin zum Neckar darf verglast werden. Und Hornung betont: "Die Denkmalschutzbehörde ist froh, dass die Stadthalle saniert wird." Denn man dürfe ja auch nicht vergessen, dass es einige Brandschutzmängel gegeben habe. "Wenn ein Feuer ausbrechen würde, würde dies das Denkmal erst recht zerstören."
Welche Bedenken gibt es? "Es gibt eine ganze Reihe von Planänderungen", berichtet Odszuck. So seien zu Beginn im Foyerbereich einige Mauerdurchbrüche vorgesehen gewesen, die man für Durchgänge nutzen wollte. Doch das Landesdenkmalamt pochte darauf, dass hier die historische Bausubstanz erhalten werden muss. Skeptisch äußern sich die Denkmalschützer bisher auch zu einer Veränderung, die die Akustik im Konzertsaal verbessern soll. So würde Architekt Waechter gerne die Stuckdecken über der Empore entfernen und durch eine Textilbespannung ersetzen, um so ein größeres Raumvolumen zu erhalten. Dafür müssen aber erst noch die Muster vom Landesdenkmalamt begutachtet werden, ob sie dann tatsächlich wie die historischen Stuckdecken aussehen. Dies soll laut Odszuck im Februar geschehen. "Falls die Decken doch nicht geöffnet werden, müssen wir diese Kröte schlucken", sagt der Baubürgermeister. Natürlich wolle man bei der Umsetzung eines optimalen Konzeptes möglichst keine Kompromisse eingehen, aber auch die Stadt wolle dem Denkmal Stadthalle gerecht werden.
Wieso erlaubt das Landesdenkmalamt mehr Stuhlreihen auf der Empore? Zuletzt konnten die Zuschauer dort oben in drei Reihen Platz nehmen, künftig sollen es fünf sein. Damit kehre man wieder zum historischen Ursprungszustand nach der Eröffnung im Jahr 1903 zurück, betonen Hornung und Odszuck. Wie die notwendigen Absturzsicherungswände gestaltet werden sollen, sei noch im Detail zu klären. Ein ganz anderer Punkt ist hingegen schon entschieden: Das Rondell auf dem Montpellierplatz, das in den Jahren 1979 und 1980 in Buntsandstein errichtet worden war, darf abgerissen werden. Dies werde sogar vom Landesdenkmalamt begrüßt, so Odszuck.
Wie geht es mit der Petition zum Landtag weiter? Die "Konzertfreunde der Stadthalle" hatten im vergangenen Sommer den Petitionsausschuss des Landtages angerufen, weil sie die Hubpodien unbedingt verhindern und die Stadthalle lieber in einem optimierten Ist-Zustand sanieren wollen. "Wann der Landtag entscheiden wird, wissen wir nicht", sagt Hornung. Doch da das zuständige Ministerium sich nach dem eigenen Bekunden positiv zu den Sanierungsplänen äußern werde, habe die eingereichte Petition keine aufschiebende Wirkung für das Bauvorhaben mehr. "Die vorbereitenden Arbeiten sind fertig", so Odszuck. Die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) stehe als Projektträger in den Startlöchern.
Gibt es noch offene Fragen? Viele Detailfragen wie zur Farbgestaltung müssen noch abgeklärt werden. Die wichtigsten Gutachten wie das zur Verbesserung der Akustik für die historische Voit-Orgel liegen aber schon vor.
Und wann ist Wiedereröffnung? Zuletzt war stets von November 2022 die Rede. "Ich habe keinen aktuelleren Zeitplan", so Odzsuck. Wenn die Baugenehmigung in zwei Monaten erteilt werden sollte, gebe es keine größeren Verzögerungen.
Info: Mehr zum Thema lesen Sie unter www.rnz.de/stadthallenumbau.