Pilotprojekt

Kostenloser Nahverkehr auch in Heidelberg?

Drei Gruppierungen im Gemeinderat fordern, dass sich die Stadt um Bundesmittel bemüht

22.02.2018 UPDATE: 23.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Symbolfoto: RNZ-Archiv

Heidelberg. (ste) Soll in Mannheim ein kostenloser Nahverkehr getestet werden? Darüber wird in der Quadratestadt diskutiert, seit sie in einem Brief der Bundesregierung an die EU-Kommission als mögliche Modellkommune für einen solchen Versuch genannt wurde. Geht es nach der Fraktion der Linken/Piraten und der Bunten Linken im hiesigen Gemeinderat, soll sich auch Heidelberg um die Aufnahme in das Bundesprogramm bemühen, gerade als Stadt mit einem hohen Anteil an Pendlerverkehr. Das steht in einem Antrag, den die Gruppierungen am nächsten Donnerstag im Gemeinderat stellen wollen.

Allein könne die Stadt die Kosten für ein solches Projekt natürlich nicht stemmen, zudem würde die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch ein Gratis-Angebot um ein Mehrfaches zunehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der Antragsteller. Das sieht auch Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck so: "Wenn man es mit einem kostenlosen ÖPNV für alle ernst meint, muss in erster Linie über die Finanzierung gesprochen werden", sagte er auf RNZ-Anfrage. Allein in Heidelberg finanzieren die Fahrgäste laut Odszuck den öffentlichen Nahverkehr pro Jahr mit rund 32 Millionen Euro, die sie für Tickets bezahlen. "Das ist eine Summe, die keine Kommune auffangen kann", so der Erste Bürgermeister.

Zudem müsse man im Vorfeld weitere Fragestellungen und Effekte sorgfältig betrachten. "Bei einem massenhaften Umstieg auf einen kostenlosen ÖPNV müsste massiv in Infrastruktur und neue Bahnen und Busse investiert werden", gibt Odszuck zu bedenken. Die Idee eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs hält er aber für einen "spannenden Denkanstoß für ein Ballungsgebiet wie die Region Rhein-Neckar". Schon im letzten Jahr regten die Linken an, die Einführung eines kostenlosen ÖPNV in Heidelberg zu prüfen. Derzeit erstellt die Stadtverwaltung dazu eine Informationsvorlage.

Der jetzige Antrag enthält aber auch Vorschläge, die nach Ansicht der drei Gruppierungen ohne Unterstützung des Bundes umgesetzt werden könnten. So könne die geplante neue Elektrobuslinie vom Hauptbahnhof zum Karlstor für die Nutzer kostenlos betrieben werden. Außerdem könnten Inhaber von Zeitfahrkarten der Rhein-Neckar Verkehr GmbH einen Preisnachlass von zehn bis 20 Prozent für öffentliche Einrichtungen erhalten, etwa das Theater, das Kurpfälzische Museum, Schwimmbäder oder den Zoo.

Auch die SPD-Gemeinderatsfraktion hält den kostenlosen ÖPNV für eine gute Idee, geht aber nicht so weit wie die Kollegen von Linke/Piraten und Bunte Linke. Die Heidelberger Sozialdemokraten wollen vielmehr die Ergebnisse eines möglichen Modellversuchs in Mannheim abwarten. Die dortige SPD-Fraktion setzt sich zudem für die Erarbeitung einer Verkehrsstudie ein, in der unter anderem Fragen zu Finanzierungsmöglichkeiten geklärt werden sollen.

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