Das Patrick-Henry-Village im Südwesten von Heidelberg. Foto: Kay Sommer
Heidelberg. (dns) Es dürfte das wohl größte Projekt in der Amtszeit von Oberbürgermeister Eckart Würzner werden: Am Donnerstag soll der Gemeinderat mit zwei Beschlüssen die Weichen für die Entwicklung des neuen Stadtteils in Patrick-Henry-Village (PHV) stellen (16.30 Uhr, Großer Saal im Rathaus). Zum einen stimmt das Stadtparlament über den Dynamischen Masterplan ab, den die Internationale Bauausstellung (IBA) entworfen hat. Dieser zeigt auf, wie aus der ehemaligen US-Siedlung, in der bis zu 8000 Soldaten und deren Familien lebten, ein Stadtteil mit Wohnraum für 10.000 Menschen und 5000 Arbeitsplätzen werden soll. Zum anderen soll das Gremium die Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete von PHV auf die Wolfsgärten in Wieblingen beschließen.
Zwar zeichnen sich für beide Punkte Mehrheiten im Gemeinderat ab, aber vor den Abstimmungen wirbt Würzner noch einmal intensiv für die Pläne: "Wir wollen dort einen wirklichen Vorzeige-Stadtteil bauen", sagte er gestern bei seiner Pressekonferenz. Die Pläne der IBA seien eine hervorragende Grundlage für ein attraktives, urbanes und klimafreundliches Quartier: "Aber jetzt wollen wir auch wirklich loslegen."
Dafür sei auch der Beschluss zum Ankunftszentrum zentral, denn dieses sei mit dem Masterplan nicht vereinbar. Stattdessen sieht das Stadtoberhaupt im Standort Wolfsgärten den richtigen Kompromiss: "Die Fläche ist im Besitz der Stadt und sie passt zu den Anforderungen des Landes. Und ich bin überzeugt, dass trotz der Lage am Autobahnkreuz ein gutes Umfeld für Geflüchtete entsteht." Zudem betonte er nochmal, dass Heidelberg die einzige Stadt in ganz Baden-Württemberg sei, die dem Land aktiv eine Fläche für die Einrichtung anbiete. "Das bitte ich auch einmal wahrzunehmen, bevor man dem Gemeinderat mangelndes Engagement für Menschen auf der Flucht vorwirft."
Dieses Engagement geht einigen in der Stadt jedoch nicht weit genug. So wirbt etwa das neue "Bündnis Ankunftszentrum, Flüchtlinge, Flächenerhalt" (BAFF) dafür, einen Verbleib der Einrichtung in PHV doch noch einmal zu prüfen, da nur innerhalb eines Stadtteils eine echte Willkommenskultur gelebt werden könnte: "Die Wolfsgärten sind ein dreieckiger lärmbelasteter Zwickel zwischen zwei Autobahnen und Bahntrassen. Das Gebiet ist abgelegen und zu klein für das Ankunftszentrum, es müsste sehr dicht und massiv bebaut werden, Freiflächen sind nicht möglich", schreibt das Bündnis, in dem sich unter anderem Mia Lindemann, die Vorsitzende des Asylarbeitskreises, engagiert. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern ruft sie zu einer Kundgebung am Donnerstag vor der Gemeinderatssitzung auf. Diese findet um 16 Uhr vor dem Rathaus statt.