Aus Drei mach Zwei: Der Gemeinderat hat beschlossen, Variante 1.4 nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen wird zusätzlich zu den anderen beiden Trassen eine Seilbahnlösung geprüft.
Von Denis Schnur
Heidelberg. Wenn tatsächlich in den nächsten Jahren eine Straßenbahn in den neuen Stadtteil in Patrick-Henry-Village gebaut wird, dann wird die Trasse ziemlich sicher über das Kirchheimer Feld, durch Bergheim und über die Ernst-Walz-Brücke ins Neuenheimer Feld führen. Denn der Gemeinderat hat am Donnerstagnachmittag mit klarer Mehrheit beschlossen, nur die beiden Streckenvarianten mit diesem Verlauf weiter zu prüfen – bei einer würde die Bahn dazwischen durch die Bahnstadt fahren, bei der anderen über die Montpellierbrücke und durch die Weststadt. Das bedeutet vor allem, dass die Trasse durch Pfaffengrund und Wieblingen und über eine neue Neckarbrücke auf den Campus beerdigt wurde. Statt dieser Trasse soll nun zusätzlich eine Seilbahnverbindung vom Neuenheimer Feld in den neuen Stadtteil geprüft werden.
Ein Gutachten hatte zuvor ergeben, dass von den drei möglichen Straßenbahntrassen nach aktuellem Stand keine die Kriterien für eine Bundesförderung erfüllen würde. Jedoch werden die Kriterien derzeit überarbeitet – sodass die Hoffnung besteht, dass es künftig leichter ist, Fördermittel zu erhalten.
Dennoch wurde die Variante, die den Anforderungen laut einer Berechnung eines Gutachters bislang am nächsten kommt, nun beerdigt. Denn sie würde zwar die schnellste Verbindung von dem neuen Stadtteil in das Neuenheimer Feld schaffen und zugleich den S-Bahnhof Pfaffengrund / Wieblingen direkt an den Uni-Campus anbinden – jedoch müsste dafür eine neue Neckarquerung im Naturschutzgebiet Altneckar gebaut werden. Und das lehnt eine breite Mehrheit im Gemeinderat vehement ab.
Entsprechend erzwangen Grüne, SPD, Linke, Bunte Linke und GAL nun die Beschränkung auf die zwei Straßenbahntrassen über Bergheim. Sie sollen optimiert und weiter geplant werden – in der Hoffnung, dass sie nach der Überarbeitung der Kriterien doch förderfähig sind. "Die Verwaltung kann sich jetzt auf zwei Varianten konzentrieren, das spart ja auch ein bisschen Arbeit", erklärte Christoph Rothfuß (Grüne). Sören Michelsburg (SPD) kritisierte, dass die Trasse mit der zusätzlichen Neckarquerung überhaupt so lange – und mit so viel Aufwand – verfolgt wurde, wo doch klar sei, dass es dafür keine Mehrheit gebe. "Da wurde Lehrgeld bezahlt."
Im Rest des Gemeinderates sieht man das jedoch völlig anders. Alexander Föhr (CDU) bezeichnete den Ausschluss der erfolgversprechendsten Variante als "große politische Eselei". Marlies Heldner (Heidelberger) findet alle drei potenziellen Trassen problematisch. "Gerade deshalb sollten wir sie zuerst vollständig prüfen und dann entscheiden – und nicht vorschnell eine ausschließen." Dass die Mehrheit stattdessen eine Seilbahnverbindung in die Prüfung aufnehmen ließ, in der Hoffnung das Naturschutzgebiet ohne größere Eingriffe überqueren zu können, finden beide Fraktionen ebenfalls nicht zielführend: "Wir halten das für eine völlige Illusion", so Föhr.
Während der mögliche Trassenverlauf also weiterhin für Streit sorgt – und wohl auch in Zukunft sorgen dürfte –, herrschte zumindest bei einer anderen Frage komplette Einigkeit: In die weiteren Planungen sollen nicht nur die Verwaltungen der Umlandgemeinden, sondern auch der Eppelheimer Gemeinderat eng eingebunden werden. Das beschloss das Heidelberger Stadtparlament sogar einstimmig. Schließlich verlaufen alle Trassen, die derzeit noch im Rennen sind, im Süden der Nachbarkommune an den Wild-Werken vorbei. "Wir müssen uns da eng abstimmen", betonte etwa Sören Michelsburg. "Nicht dass wir nachher wieder umsonst geplant haben."