Der Neckarbogen mit dem Neuenheimer Feld. Foto: Eisnecker
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Akteure des Bündnisses Bürgerbeteiligung sind mit dem Masterplanprozess weitgehend zufrieden. Allerdings befürchten sie, dass im Campus am Neckarbogen bereits vor Abschluss des Verfahrens unliebsame Fakten geschaffen werden. Denn auch in den nächsten beiden Jahren wollen die wissenschaftlichen Einrichtungen natürlich weiter bauen.
Im Oktober haben die vier beauftragten Stadtplanungsteams ihre ersten Ideen für einen möglichen Masterplanentwurf vorgestellt. Fast alle Büros wollen das Handschuhsheimer Feld erhalten. In einigen der Vorschläge ist dagegen eine Fünfte Neckarquerung als Option enthalten. Trotzdem ziehen die Wieblinger und die Handschuhsheimer immer noch an einem Strang, wenn es darum geht, ihre Naturschutz- und Naherholungsgebiete zu verteidigen. "Wer Verkehr sät, wird Verkehr ernten, davon sind wir alle überzeugt", sagt Gernot Burkhardt vom Verein Ökostadt.
Ein Detail aus der Entwurfsskizze von Stadtplanerin Kerstin Höger (Zürich). Den Bündnispartnern gefällt gut, dass sie keine neuen Flächen antasten will und stattdessen mit ihren urbanen Rastern auf Nachverdichtung und umweltfreundliche Technologien setzt. Repro: RNZ
Birgit Müller-Reiss von der Interessengemeinschaft Handschuhsheim fügt hinzu: "Die Pläne für eine Fünfte Neckarquerung, der Ausbau des Klausenpfads und der Nordzubringer greifen ineinander." Daher lehne das Bündnis diese Ideen ab. "Die Nachhaltigkeit ist das wichtigste Ziel", betont auch Regine Buyer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Ingrid Herrwerth vom Stadtteilverein Wieblingen sagt: "Es kann doch nicht sein, dass Planer sich einen Park-and-Ride-Parkplatz direkt an der Liselottestraße vorstellen können.
Das Bündnis Bürgerbeteiligung hat sich bereits intensiv mit den acht Vorschlägen der Planungsteams auseinandergesetzt, die im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Ideen von Kerstin Höger (Zürich) kommen bei ihnen am besten an: Sie will die Grenzen des Bebauungsplans von 1961 einhalten und stattdessen das Neuenheimer Feld bei der Nutzung umweltverträglicher Technologien nachverdichten. Dabei sollen Neubauten konsequent mit Tiefgaragen versehen und die bestehenden Parkhäuser neu bebaut werden. Die Straßenbahntrasse führt in Högers Entwurf in den Augen des Bündnisses in einer "Ideallinie" durch die Straße "Im Neuenheimer Feld".
Was dem Bündnis noch viel zu kurz kommt: Keines der Planungsteams hat sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, einzelne Institute oder Einrichtungen wie das Max-Planck-Institut für ausländisches Recht und Völkerrecht oder die Pädagogische Hochschule in andere Stadtteile zu verlagern. Zu diesem frühen Zeitpunkt des Masterplanverfahrens könne man sicherlich noch nicht so weit denken, gibt Birgit Müller-Reiss zu. Sie hofft aber, dass dieser Schritt noch folgen wird.
Was Müller-Reiss und ihre Mitstreiter aber richtig ärgert, ist, dass die Universität bereits fertige Entwurfsplanungen für das Projekt "Heidelberg for Life" von Nobelpreisträger Stefan Hell vorgelegt hat und diese ohne Bürgerbeteiligung in das Masterplanverfahren einfließen sollen. "Das ist nicht mehr ergebnisoffen", so Müller-Reiss. Sie wehrt sich auch gegen einen Vorschlag der CDU, das Neuenheimer Feld schnell mit einem Shuttle-Bus zum Autobahnanschluss Dossenheim anzubinden.
Das wäre ein "Nordzubringer light". Auch die Idee, eine Busspur durch den Klausenpfad zu führen, lehnt das Bündnis ab. Denn dafür müsste dieser landwirtschaftlich genutzte Weg ausgebaut werden. "Hier würden vollendete Tatsachen geschaffen", fürchtet Müller-Reiss.
Abseits dieser unisono vorgetragenen Kritik wird auch deutlich, dass es im Bündnis Bürgerbeteiligung durchaus unterschiedliche Stimmen gibt. "Es gibt auch viele Bergheimer, die für eine Fünfte Neckarquerung sind", gibt Heinz Delvos zu. Seine persönliche Meinung dazu ist: Erst einmal sollte der Nahverkehr vernünftig ausgebaut werden.