In "MTV West" soll ein Stadtboulevard mit clever platzierten Gebäuden und viel Grün entstehen - so stellt sich dies jedenfalls das Heidelberger Büro "tillschweizer/co" vor, das die Jury mit seinem Entwurf überzeugen konnte. Visualisierung: tillschweizer/co
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Das "Puzzle" Mark Twain Village (MTV) ist komplett: Für die Areale "Sickingenstraße" und "MTV West" wurden ein Tübinger und ein Heidelberger Architektenbüro verpflichtet. Sie hatten sich mit ihren Entwürfen vor der Jury gegen drei andere Konkurrenten durchgesetzt. Am Samstag wurden sie als Sieger der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Nutzung für die zusammen fünf Hektar großen Flächen in der Südstadt war bereits festgelegt: Insgesamt 400 Wohnungen, zwei Kindertagesstätten, Gewerbeflächen und ein Neubau für die Polizei sollen dort entstehen. "Wir wollen ein vielfältiges Angebot haben", sagte Silke Klein vom Stadtplanungsamt. Deshalb sollen auch 70 Prozent der Wohnungen im preisgünstigen Segment angeboten werden. Immer wieder konnten sich auch die Bürger am Prozess beteiligen und Anregungen einbringen. Zur Bekanntgabe der Sieger kamen etwa 30 Besucher in die Sporthalle der Julius-Springer-Schule, in der die Entwürfe noch bis Donnerstag, 29. März, besichtigt werden können.
Noch nicht alles ist perfekt
Ingrid Spengler hatte den Vorsitz der 30-köpfigen Jury und erklärte den Besuchern ihre Wahl. Das Büro "tillschweizer/co" konnte sich mit seiner Idee für das nördliche Areal durchsetzen. "Die Gebäude sind intelligent platziert, dass wir zur Bahn eine Schallabschirmung bekommen", so Spengler. Die großen, mehrstöckigen Zeilenbauten ermöglichen viele ruhige Zimmer an der Ostseite. Und auch das höhere Gebäude im Süden des Bereichs stieß bei der Jury auf Zustimmung: "Weil da noch das doofe Parkhaus ist, über das man dann drüber gucken kann", erklärte die Architektin.
In Stein gemeißelt sind die Entwürfe jedoch noch nicht. Das südöstliche Gebäude sei beispielsweise zu hoch und auch die Tiefgarageneinfahrt noch nicht ganz perfekt gesetzt. "Es könnte besser werden, aber da habe ich überhaupt keine Bedenken", zeigte sich Jury-Chefin Spengler optimistisch.
"Ich habe im Moment noch Probleme, mir das alles vorzustellen", gestand Wolfgang Schlegel. Der 73-Jährige hat schon beschlossen, seinen Altersruhesitz in dem Wohnprojekt gegenüber der Julius-Springer-Schule in der Mark-Twain-Straße einzurichten. Die Verkehrsführung verunsichert den Rentner noch ein wenig, doch der Architekt habe ihn beruhigt, erklärte er. Gerade wenn viele Kinder einziehen, sei es ratsam, die Verkehrsströme umzulenken, findet Schlegel. Dass viele Grünflächen auch im Gebiet bei der Sickingenstraße erhalten bleiben sollen, gefällt ihm dagegen gut.
So geht es auch Marie Leicht-Bott, die ebenfalls in die Nähe ziehen wird. Die großen Zeilen kommen ihr aber doch "sehr massiv vor", so die 68-Jährige. Wirklich begeistert sei sie nicht, "doch es ist trotzdem harmonisch", findet die Rentnerin.
Darum ging es auch bei der Gestaltung des Areals "Sickingenstraße", das einen Übergang zum angrenzenden Stadtteil Rohrbach bilden soll. Das Büro Hähnig/Gemmeke aus Tübingen entschied das Rennen für sich. "Besonders gepunktet hat der Entwurf dadurch, dass er ruhige Innenhöfe schafft", erklärte die Juryvorsitzende Spengler.
Dort soll im Nordosten auch der Polizeineubau mit 12.000 Quadratmeter Geschossfläche entstehen. Den hätten die Architekten so gut "zusammengeschrumpft", so Spengler, dass er nicht mehr so dominant sei. Die mehrstöckigen Zeilenbauten schirmen die Innenhöfe ab, sind aber durchlässig genug, um Austausch und ein lebendiges Quartier zu ermöglichen. Die Entwürfe gehen nun in das Bebauungsplanverfahren ein, in dem die Bürger üblicherweise noch zweimal beteiligt werden.
Info: Alle eingereichten Entwürfe können noch bis Donnerstag, 29. März, in der Sporthalle der Julius-Springer-Schule, Mark-Twain-Straße 1, begutachtet werden.