Homosexualität wegbeten geht nicht: Sören Suchomsky, Klemens Ketelhut, Andrea Lang, Christoph R. Alms und Annika Teichmann im Gespräch. Foto: Hentschel
Von Sophie Krischa
Heidelberg. Seit dem 17. Dezember 2019 sind sogenannte Konversionstherapien für Minderjährige in Deutschland verboten. Mithilfe solcher "Therapien" sollen homosexuelle Menschen "geheilt" werden. Trotz des Verbots gibt es hierzulande Religionsgemeinschaften, die Homosexualität als Krankheit oder Störung von Gottes Ordnung sehen, welche es zu heilen gilt – auch in Heidelberg, getarnt unter harmlosen Namen.
"Das macht es umso gefährlicher. Man riecht den Braten einfach oft nicht gleich. Leute vertrauen solchen Gruppen dann recht schnell", erklärte Danijel Cubelic. Er ist Antidiskriminierungsbeauftragter beim städtischen Amt für Chancengleichheit und war, neben vielen weiteren Zuschauern, zu Gast bei der Podiumsdiskussion "Pray the gay away?" zum Thema Glaube und Konversion für homosexuelle Menschen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom "Queeren Netzwerk Heidelberg" und dem Amt für Chancengleichheit – und scheint einen Nerv getroffen zu haben: Das Café Leitstelle platzte aus allen Nähten. "Mit so viel Andrang haben wir wirklich nicht gerechnet", meinte Annika Teichmann. Die junge Religionswissenschaftlerin führte als Moderatorin durch den Abend und sorgte so für eine angeregte Gesprächsrunde.
Marius Emmerich ist Mitglied des "Queeren-Netzwerks" und organisierte die Veranstaltung mit. Und das aus gutem Grund: "Homosexualität ist keine Krankheit. Das sollte mittlerweile eigentlich klar sein. Deswegen ist es uns so wichtig, heute über die Gefahren der Konversionstherapien aufzuklären." Um möglichst viele Blickwinkel auf die Thematik werfen zu können, kamen Experten aus ganz Deutschland.
So erzählte Andrea Lang als Psychologin der "Psychologischen Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar" (Plus) von den traumatisierenden Erfahrungen, die ihre Patienten bei Konversationstherapien machen mussten: "Das sind massive psychotechnische Eingriffe. Oft wird auch Gewalttherapie angewandt. Dadurch entsteht nicht nur seelisches, sondern auch körperliches Leid." Nicht zuletzt deswegen wurde sie von einem Kollegen begleitet, der Betroffenen im Publikum zur Seite stand und den ganzen Abend über psychologische Betreuung anbot.
Ebenso auf dem Podium vertreten waren Klemens Ketelhut von der "Heidelberg School of Education" und der Karlsruher Gemeindepfarrer Soeren Suchomsky. Ketelhut ist sich sicher: "Besonders für junge Menschen, die in ihrer Persönlichkeit noch nicht so gefestigt sind, können diese Therapien sehr gefährlich sein." Das könne sogar bis zum Suizid führen. Die Runde komplett machte Christoph Alms, der Leiter der Geschäftsstelle des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg. Er weiß: "Durch diese Therapien treten nur Verschlechterungen ein." Deshalb sei es natürlich wichtig, "solche Veranstaltungen per Gesetz zu verbieten". Das Wichtigste, darin waren sich alle einig, sei aber die Verantwortung der Gesellschaft, jedem das Gefühl zu geben, gut zu sein – so wie man ist.
Info: Betroffene können sich per E-Mail an team@plus-mannheim.de oder telefonisch unter 06221 / 3362110 melden.