Inge Mauerer-Klesel.Foto: Alex
Heidelberg. (pne) Welche Folgen hat die Pandemie für den Einzelnen? In unserer neuen Serie "Kurz gefragt" kommen Menschen aus Heidelberg zu Wort, die besonders von den Maßnahmen gegen das Virus betroffen sind. Heute: Inge Mauerer-Klesel (74), Chefin der Kinos "Gloria & Gloriette" in der Altstadt und der "Kamera" in Neuenheim.
Frau Mauerer-Klesel, als wir im November das letzte Mal mit Ihnen sprachen, sagten Sie: Sollten die Kinos noch mehrere Monate geschlossen bleiben, würde es eng werden. Wie eng ist die Situation ein Vierteljahr danach?
Die Situation ist nach wie vor sehr angespannt. Wenn wir nicht von verschiedenen Stellen ein wenig Unterstützung bekommen hätten, wäre es noch schlimmer.
Von wem und wie wurden Sie unterstützt?
Einer unserer Vermieter ist uns entgegengekommen. Wir haben zudem Hilfen von Bund und Land bekommen, auch wenn die Dezember- und Januar-Hilfen noch ausstehen. Darauf warten wir natürlich, denn die regulären Kosten bleiben ja. Ich muss Strom und Miete bezahlen, dazu kommen noch regelmäßige Kosten wie die Wartung von Computern.
Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der TU Berlin ist das Infektionsrisiko in Kinos gering. Eine klare Perspektive, wann Kinos wieder öffnen dürfen, gibt es allerdings nicht. Warum?
In unserer Branche versteht das niemand so wirklich. Wir haben große Räume mit hohen Decken, wir hatten schnell ein Hygienekonzept entwickelt. Bei uns stecken sich garantiert weniger Menschen an als in vielen anderen Bereichen. Aber die Kinos werden oft etwas vergessen.
Wann, hoffen Sie, können Sie öffnen?
Natürlich so bald wie möglich. Die einhellige Meinung unter Kollegen ist, dass wir bald – und zwar bundesweit zum selben Termin – aufmachen sollten. Die großen Kinoverbände arbeiten seit Monaten an einer Öffnungsperspektive und stehen dafür eng im Austausch mit der Politik. Wohin es führt, weiß man nicht. Momentan sieht es so aus, dass wir in keinem Fall vor Ostern öffnen.
Das Streaming boomt. Inzwischen feiern Kinofilme auf Portalen wie Netflix sogar Premiere. Was heißt das für Ihre Branche?
Ich denke: Je länger die Leute gezwungen sind, auf diese Weise Filme zu konsumieren, desto schädlicher ist es für unsere Branche. Es gibt aber auch Kollegen, die sind anderer Meinung und sagen: Sobald die Kinos aufmachen, werden die Besucher heilfroh sein, nicht mehr nur auf Streamingdienste angewiesen zu sein. Wir werden sehen.