„Das ist ein langer Weg – aber wir sind dabei“, versicherte Uni-Rektor Eitel den Aktivisten von „Fridays for Future“ im Tropengewächshaus. Die Gruppe hatte die Uni aufgefordert, mehr für den Klimaschutz zu tun. Foto: Hentschel
Von Denis Schnur
Heidelberg. Der Ort war ganz bewusst ausgewählt: Um den Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" auf ihren Forderungskatalog zu antworten, hatte das Rektorat der Uni ins Tropengewächshaus im Botanischen Garten eingeladen. Denn im Prinzip wollte man den Studierenden, die von ihrer Universität deutlich mehr Anstrengungen im Klimaschutz fordern, drei Dinge vermitteln – und für zwei davon steht das Gewächshaus symptomatisch.
Erstens, und das betonte Rektor Bernhard Eitel zu Beginn, wolle natürlich auch die Uni den Klimawandel bekämpfen: "Es gibt keinen Konflikt im Ziel", so Eitel, "ganz im Gegenteil." Als Physio-Geograph befasse er sich schon seit 30 Jahren mit dem Thema und kenne dessen Bedeutung. "Und wir haben in Heidelberg auch schon viel gemacht." Inhaltlich habe man etwa 2011 mit der Einrichtung des "Heidelberg Center for the Environment" einen Schwerpunkt gesetzt. Zudem beziehe man etwa nur noch Öko-Strom und trage mit dem Botanischen Garten zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur nachhaltigen Bildung bei.
Doch eben dieser zeige auch die "Grenzen unseres Handelns", wie es Rektoratssprecherin Marietta Fuhrmann-Koch formulierte. Denn die Gewächshäuser inmitten des Neuenheimer Feldes sind alt: "Im Prinzip heizen wir die meiste Energie nach draußen", so Eitel. "Wir kämpfen seit Jahren um die Sanierung des Gartens." Aber bislang habe das Land keine Mittel zur Verfügung gestellt.
Denn – und das betont die Uni auch in ihrer schriftlichen Antwort auf die Forderungen immer wieder – die Gebäude gehören dem Land. "Die wesentlichen Zielsetzungen können nur bei entsprechenden zusätzlichen Investitionen des Landes erreicht werden", heißt es in dem 16-seitigen Papier deshalb.
Dennoch – und das war die dritte Nachricht an die jungen Aktivistinnen und Aktivisten – sieht die Universität auch Möglichkeiten, sich noch stärker zu engagieren. "Das Thema war bei uns schon im Fokus, aber durch Ihre Initiative kommt da nochmal ein besonderer Drive rein", erklärte Eitel.
Die 50 Forderungen, die im November 450 Studierende in einer "Vollversammlung" mitgetragen hatten, habe man als Anlass für eine Bestandsaufnahme genommen, ergänzte Fuhrmann-Koch. "Und da sind wir auch auf offene Fragen gestoßen." Deswegen wolle man auf der Grundlage nun weiter mit den Klima-Aktivisten reden. "Das ist auf jeden Fall ein langer Weg – aber wir sind dabei", schloss Eitel.
Die Studierenden reagierten bei der Übergabe der Antwort verhalten: "Nach jahrelangen Bemühungen verschiedener Hochschulgruppen hat es tausende Menschen auf dem Uniplatz gebraucht, doch immerhin passiert jetzt was", verwies Felix Borchers auf die "Fridays"-Demo im November. "Wir würden gerne applaudieren, aber wir wissen ja noch gar nicht, was in der Antwort drinsteht."
Die werde man sich nun gemeinsam mit Wissenschaftlern ansehen: "Wir werden die Antwort darauf überprüfen, ob sie der Klimakrise gerecht wird, und auf die zeitnahe Umsetzung der nötigen Maßnahmen pochen", so der Physik-Student, der zudem ankündigt: "Wir können nicht auf die offensichtlich zähen Strukturen der Uni warten und arbeiten daher selber an konkreten Handlungsvorschlägen, sodass sich niemand rausreden kann."
Denn es müssten nun mal dringend konkrete Maßnahmen ergriffen werden: "Sich im Treibhaus gegen den Treibhauseffekt zu inszenieren, ist keine angebrachte Reaktion."