Neujahrsempfang von „HiB“: Waseem Butt, Mitarbeiterin Diane Jeeranut Pitzer und Gastredner Jamal Qaiser (v.l.), der über die Situation im Iran und im Nahen Osten sprach. Foto: Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. Es ist nicht einfach, die Weltpolitik zu erklären, auch wenn dies im Rahmen des Neujahrsempfangs der Wählervereinigung "Heidelberg in Bewegung" (HiB) von Jamal Qaiser versucht wurde. Der deutsch-pakistanische Unternehmer, Buchautor und Berater bei den Vereinten Nationen war auf Einladung von Stadtrat Waseem Butt als Ehrengast in das kleine Büro von "HiB" gekommen.
Das platzte aus allen Nähten, denn nicht nur Mitglieder und Freunde von "HiB" waren gekommen, sondern auch diejenigen, die die Ankündigung des Themas "Krieg oder Frieden?" neugierig gemacht hatte – auch deshalb, weil man sich wohl erhoffte, das große politische Weltgeschehen, geprägt durch eine "Spirale aus Machtgier, Öl und Nationalismus", auch kommunalpolitisch einordnen zu können. Das erwies sich als schwierig, da das Thema derart komplex ist, dass es fast den ganzen Abend einnahm und nur in der anschließenden Diskussion den Anwesenden die Möglichkeit gab, sich etwa über den Streit um das Flüchtlings-Ankunftszentrum zu äußern.
Schwerpunkt waren aber die Ausführungen von Jamal Qaiser, der über "Geld, Macht und Doppelmoral" sprach, die die Weltpolitik beherrschten. Dabei ging er schwerpunktmäßig auf die Weltmächte USA, China und Russland und ihr Verhältnis zu anderen Ländern wie etwa dem Iran, aber auch zu Deutschland ein. Es ging um Kriege, Waffenlieferungen und um das westliche Demokratieverständnis, das in anderen Ländern so nicht vorhanden sei. "Demokratie ist nicht die einzige Regierungsform", so Qaiser, der den Eindruck vermittelte, "die Kraft des Faktischen", wie er sagte, zu tolerieren. Dass man, wie Qaiser ausführte, in Deutschland ebenso wie in anderen Staaten in dem aktuellen ungleichen Machtgefüge "mit den Wölfen heulen" müsste, stieß in der Diskussion ebenso auf Widerstand wie die Äußerung, dass "unsere Wirtschaft es sich nicht leisten kann, gegen die Amerikaner vorzugehen".
"Wir sind verknüpft mit der amerikanischen Wirtschaft", ergänzte der Unternehmer und Unternehmensberater seine Meinung, geht aber davon aus, "dass man nur im Pakt stärker werden kann". Mit Konfrontation in aussichtsloser Position sei nichts zu erreichen. Wichtig sei, die europäische Idee und die gemeinsame Außenpolitik zu stärken, ebenso die Verteidigungsfähigkeit.
Das ließ das Thema der Waffenlieferungen aufkommen, unter anderem auch die, die von der deutschen Regierung genehmigt werden. Während im Publikum dies entweder grundsätzlich oder "nur nicht an Terroristen" abgelehnt wurde, sprach der Redner von der "Illusion einer waffenlosen Welt", was nicht unwidersprochen hingenommen wurde. "Wir wollen keine illegalen Kriege führen", so das Fazit einer Zuhörerin, der Stadtrat Butt am Ende der Diskussion beipflichtete und erwähnte, wie wichtig eine Bürgerbeteiligung für den Frieden auf der Welt sein könnte. Was dann doch noch dazu führte, auch Heidelberg – das Flüchtlinge aus vielen Krisengebieten aufnimmt – in den weltweiten Rundumschlag mit einzubetten.
So sei trotz hier herrschenden Friedens, der, so Butt, "vor unserer Haustür anfangen muss", leider auch nicht alles in Ordnung. Die wohl anstehende Entscheidung für eine Verlagerung des Ankunftszentrums aus Patrick-Henry-Village nötigte ihm den Satz ab: "Man predigt Willkommenskultur und entscheidet dann so."