Davon träumten die alten Bayern nicht mal: Die beiden Palmen am Danteplatz gehören zwar der Stadt, sie sorgen allerdings für ein schönes Flair am Biergarten "Boulevard-Café" in der Weststadt. Foto: Philipp Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Der Biergarten ist - wie sollte es anders sein - eine Erfindung der Bayern. 200 Jahre später dürfen auch Sonnenschirme statt Kastanienbäume Schatten spenden - und mittlerweile auch Speisen angeboten werden. Das hatte der (übrigens in Schwetzingen geborene) bayerische König Maximilian I. seinen Brauern nämlich untersagt. Kuldip Raj hat mit seinem Kiosk am Danteplatz in der Weststadt die Definition von Biergärten noch mal etwas modernisiert und international gemacht. Im zweiten Teil der Sommerserie "Heidelbergs Biergärten" geht es um sein "Boulevard Café".
Die RNZ testet die Biergärten in Heidelberg. Dieses Mal haben wir uns das "Boulevard Café" in der Weststadt angeschaut. Nun ist Ihre Meinung gefragt: Wieviele Sterne würden Sie dem Biergarten am Danteplatz geben?
Die Atmosphäre: Mitten in der Weststadt gelegen, wirkt der Danteplatz mit den zwei Palmen recht idyllisch. Gelegentlich schiebt sich eine Straßenbahn durch die Schillerstraße und wirkt dabei, als hätte sie sich zwischen den Gründerzeitvillen verfahren. Die ausladenden Sonnenschirme sorgen für verlässlichen Schatten, doch an warmen Tagen sind auch die Sonnenplätze schnell belegt.
Sitzplätze: An 20 Tischen kommen insgesamt 80 Personen unter. Auch innen gibt es ein paar Sitzgelegenheiten.
Die Spezialitäten: Sogar aus Dossenheim kämen die Leute zu ihm in die Weststadt, um seine Currywurst zu essen, lacht Raj. 6,90 Euro kostet die mit Pommes. Das Besondere daran: Der Kioskbetreiber kommt aus Indien - und versteht daher etwas von Curry. "So gibt es die nirgendwo sonst", schmunzelt der 64-Jährige. Außerdem kocht seine Frau Bindu die zwei bis drei indischen Gerichte, die auf der Karte stehen. Sie kosten zwischen 6,50 und 8,90 Euro.
Die Getränkepreise: Ein großes Pils vom Fass kostet 3,50 Euro, ein großes Hefeweizen 3,60 Euro und der selbst gemachte Mango-Lassi (0,3 Liter) schlägt mit 3,20 Euro zu Buche. Außerdem gibt es Wein, auch als Schorlen (3,80 bis 4,30 Euro).
Die Geschichte: Vor 18 Jahren übernahm Raj den Kiosk in der Weststadt. Der hatte bis dahin allerdings schon eine lebhafte Vergangenheit: Schon 1983 baute die damalige Betreiberin Ursula Bönke den Kiosk erstmals zu einem Straßencafé mit 60 Sitzplätzen, Palmen und Sonnenschirmen aus, nachdem die Stadt den verkehrsberuhigten Bereich umgebaut hatte. Raj schuf Anfang der 2000er Jahre insgesamt 80 Sitzgelegenheiten für die Außenbewirtschaftung und baute beim Kiosk noch zusätzlich an. Dort gibt es immer noch Zigaretten, Zeitschriften und mittlerweile sogar Lotto. "Das ist nebenbei ein kleiner Gästeservice", lacht der Betreiber.
Die Öffnungszeiten: Der Kiosk hat in den Sommermonaten montags bis samstags von 9 bis 23 Uhr geöffnet. An schönen Tagen auch sonntags von 14.30 bis 23 Uhr. Und gerade davon gab es in letzter Zeit ziemlich viele: "Ich hatte in den letzten acht Wochen keinen Tag frei", lacht Raj.
Info: Hier finden Sie alle bislang vorgestellten Biergärten. In den jeweiligen Artikeln ist es möglich, bis zu fünf Sterne an die einzelnen Lokale zu verteilen und zwar jeweils bis zu eine Woche nach Erscheinen des Artikels.