Streit um die neue Chef-Position: Die drei Mitglieder der Jungbullen-Wohngemeinschaft im Zoo Yadanar (l.), Ludwig (M.) und Tarak (r.) kämpfen nach dem Umzug Gandhis nach Frankreich um ihren Platz in der Rangfolge. Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg
Heidelberg. (RNZ) Es war ein schmerzlicher Abschied - für den Zoo, Freundes des Zoos, die Elefanten und auch für die RNZ: Denn im Oktober vergangenen Jahres hat Gandhi, der ehemalige Leitbulle bei den Asiatischen Elefanten im Zoo und zudem das Paten-Tier der RNZ, den Zoo verlassen und ist an den Atlantik nach Frankreich gezogen. Dort soll er nun als neuer Zuchtbulle für Nachwuchs sorgen.
Für die drei zurückgebliebenen Tiere in Heidelberg - die Elefanten Tarak, Ludwig und Yadanar - heißt das nun: Einer muss der neue Chef werden, damit die Rangordnung in der Gruppe wieder hergestellt wird. Und das sorgt derzeit für ganz schön viel Action auf der Elefantenanlage, was auch für die Zoo-Mitarbeiter und Elefantenpfleger besonders spannend zu beobachten ist.
Auch Zoodirektor Klaus Wünnemann weiß: "Im Elefantengehege ist derzeit ganz schön was los. Tarak, Yadanar und Ludwig kämpfen viel. Nach Gandhis Auszug aus der WG müssen die drei nun unter sich ausmachen, wer das Zeug zum neuen Anführer hat. Das kann kein Tierpfleger beeinflussen", so Wünnemann, der auch Kurator für die Asiatischen Elefanten ist.
Das Rangfolgen-Schauspiel ist aktuell nahezu täglich im Zoo zu beobachten: Die Elefanten schieben sich gegenseitig durch das Gehege, versperren die Laufwege des anderen oder jagen sich über die Anlage. Das kann zum Teil auch richtig gefährlich aussehen. Doch bis auf kleine Schrammen oder Kratzer gab es noch keine ernsthaften Verletzungen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Leitbulle den Zoo verlässt. Die Tierpfleger konnten daher inzwischen wichtige Erfahrungen mit dieser Situation sammeln. "Nicht nur neue Elefanten mischen die Gruppe auf, auch der Fortgang von Tieren sorgt für Unruhe. Meist dauert es mehrere Monate, bis jeder seinen Platz gefunden hat und wieder Normalität einkehrt", berichtet Wünnemann.
Und auch, wenn derzeit noch alles im Fluss ist, zeichnet sich ein möglicher Nachfolger ab: Elefant Tarak könnte der neue Chef werden, wie die Experten im Zoo vermuten. Mit 13 Jahren der Älteste in der Gruppe, steht er bisher im Rang über den beiden jüngeren Elefanten Yadanar und Ludwig. Neben dem Alter spielt jedoch auch die Persönlichkeit der Elefanten eine Rolle, wenn es um die Position als Leitbulle geht. Ein Elefant mit Führungsqualitäten benötigt Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und Stärke, nur so wird er von der Gruppe akzeptiert. Tarak ist ein vergleichsweise sanftmütiger Zeitgenosse. Er sucht seltener die Konfrontation als seine beiden jüngeren Mitbewohner. Diese beiden sorgen dagegen eher für Aufruhr in der Dreiergruppe. Der neunjährige Yadanar testet jetzt vermehrt seine Grenzen gegenüber Tarak und provoziert ihn deutlich. Bisher kann sich Tarak gegen Yadanar jedoch behaupten und weist ihn in seine Schranken.
Ludwig, mit seinen acht Jahren das Nesthäkchen und das neue Patentier der RNZ, hat sich noch nicht für eine Seite entschieden und versteht sich mit beiden seiner Artgenossen gut. "Es herrscht weiterhin deutliche Dynamik in der Gruppe. Im Moment sieht es für uns so aus, als ob Tarak das Rennen macht - es heißt aber abwarten", erklärt Wünnemann.