Kurios: Im Mittelbau des "H-Gebäudes" sind die Fenster nur aufgemalt. Foto: Blatt
Von Steffen Blatt
Heidelberg. "Bis zum Jahreswechsel steht auf jedem Baufeld ein Kran", sagt Hans-Jörg Kraus. Der Heidelberger Immobilienunternehmer meint damit das 4,6 Hektar große Areal in den Campbell Barracks in der Südstadt zwischen Paradeplatz und dem zukünftigen Karlstorbahnhof. Zwar kam Kraus beim Wettbewerb um die Entwicklung des Geländes mit seinem Konzept nicht zum Zug, der Sieger BPD aus Frankfurt holte ihn aber hinterher ins Boot. Jetzt kümmert sich Kraus überwiegend um die Gewerbeflächen, während BPD den Wohnbau übernimmt. Im Gespräch mit der RNZ verriet Kraus nun, welche Mieter für seine Objekte schon feststehen.
"70 Prozent der Flächen sind schon weg, obwohl wir noch gar nicht in die aktive Vermarktung eingestiegen sind. Wir hatten noch nie eine solche Nachfrage wie hier", sagt Kraus. Es sei das besondere Flair des Geländes, das die Interessenten fasziniere: die Geschichte als US-Hauptquartier, die zukünftige Nutzung mit Kultur, Kreativwirtschaft, Wohnen und Dienstleistungen. "Viele Ideen sind in persönlichen Gesprächen entstanden", berichtet der Unternehmer, der in Heidelberg bestens vernetzt ist. So kam es auch, dass Kraus nun eine Kindertagesstätte baut, obwohl das gar nicht geplant war.
Es war sein "Hausarchitekt" Jan van der Velden-Volkmann, der Kraus auf die missliche Lage des Montessori-Kinderhauses hinwies. Das muss zum 30. April mit einer Gruppe aus seinem Domizil in Kirchheim ausziehen. Eigentlich ist geplant, alle Montessori-Einrichtungen im Hospital-Gelände in Rohrbach - ebenfalls eine ehemalige US-Fläche - zusammenzuziehen, den Auftrag dazu hat van der Velden-Volkmann. Weil die Entwicklung dieses Areals aber noch nicht so weit ist, musste eine andere Lösung her. Die konnte Kraus liefern, und so entsteht nun in einem Bestandsgebäude im Süden des Campbell-Geländes (siehe Grafik: Gebäude 37) eine Kita für sechs Gruppen. Sie wird an einen privaten Betreiber vermietet mit der Maßgabe, drei Gruppen für zwei Jahre an das Montessori-Kinderhaus unterzuvermieten. In zwei Neubauten auf diesem Baufeld (G51 und 52) ziehen Dienstleistungsbetriebe und ein Serverhotel von Heidelberg IT.
Weiter westlich, in Gebäude 16, werden sich die E-Bike-Manufaktur Cobog und der Mikroskophersteller Luxendo ansiedeln. Die beiden Unternehmen teilen sich jetzt schon Flächen in der ehemaligen Heidelberger-Druck-Zentrale in der Kurfüstenanlage und wollen sich vergrößern. "Denen gefällt das so gut, dass sie zusammenbleiben wollen, obwohl ihre Produkte nicht viel miteinander zu tun haben", so Kraus. In Gebäude 15 soll ins Erdgeschoss eine Arztpraxis einziehen. In den Stockwerken darüber entstehen 1600 Quadratmeter geförderter Wohnraum.
Auf dem ehemaligen Reitplatz werden zwei neue Gebäude errichtet. Das südliche planen und bauen die beiden Heidelberger Architekturbüros SSV und AP88, die dort dann auch selbst einziehen und weitere Flächen untervermieten. Den nördlichen Bau hat sich das Unternehmen Heidelberg Instruments gesichert, das Laser-Druckmaschinen herstellt. Die Firma ist derzeit noch auf drei Standorte im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd verstreut und zieht nun mit Zentrale und Produktion in die Campbell Barracks. Und weil sie so viel Platz braucht - insgesamt 11.000 Quadratmeter - bekommt sie auch einen Teil von Baufeld 1 im Norden. Die dort geplante Parkgarage wird trotzdem gebaut, nur muss ein Geschoss jetzt in den Boden wandern.
Besonders hat es Kraus das "H-Gebäude" angetan (G12 und 14). Dort war im Mittelbau der "War Room" angesiedelt, in dem US-Generäle wichtige Entscheidungen trafen. Wegen dieser Geschichte darf das ansonsten schmucklose Gebäudeteil nicht abgerissen werden. Kraus will den rund 250 Quadratmeter großen War Room als Club verpachten. Eine Gastronomie mit Außenbewirtschaftung ist ebenfalls geplant, in den ersten Stock zieht die Freikirche "Mosaik". Außerdem wird der Mittelbau aufgestockt, dort siedelt sich der Schuh-Hersteller Melvin & Hamilton an. Kurios sind die aufgemalten Fenster, die zum Teil zwischen den Geschossdecken sitzen. "Die Markierungen werden wir erhalten, wir machen aber richtige Fenster rein", erklärt Kraus. Im westlichen Teil des H-Gebäudes kommt ins Erdgeschoss eine städtische Kita, die weiteren Räume werden gewerblich genutzt. Im östlichen Teil werden 115 Mikroappartments entstehen.