Die Montpellierbrücke zwischen der Weststadt und der Bahnstadt muss dringend saniert werden: In den Jahren 2023 und 2024 will die Stadt rund 12,5 Millionen Euro in die Sanierung investieren. Foto: Philipp Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die Neckarbrücke zwischen Ziegelhausen und Schlierbach so marode ist, dass sie in den nächsten zehn Jahren durch einen Neubau ersetzt werden muss. Und auch an vielen weiteren der 70 Brücken in der Stadt nagt der Zahn der Zeit: Sie sind so alt, dass sie in den kommenden Jahren saniert oder ersetzt werden müssen. Darunter die Montpellierbrücke und die Brücke über die Karlsruher Straße am Boxbergknoten. Im Bauausschuss stellte Jürgen Weber, Leiter des Tiefbauamtes, jetzt das Konzept vor, wie die Stadt die Bauwerke sanieren will.
Ähnlich wie beim Kataster für den Straßenzustand werden die Brücken in fünf Kategorien eingeteilt: Fünf Bauwerke bekommen dabei das Siegel "sehr gut", vier die Note "gut" und 21 ein "befriedigend". Der überwiegende Anteil erhält die Noten "ausreichend" (25 Brücken), "nicht ausreichend" (sieben) und "ungenügend" (acht). "Die Noten geben vor allem den Handlungsbedarf wieder", erklärt Weber. Bei 15 Brücken bestehe demnach direkter Handlungsbedarf.
Die Brücke über die Karlsruher Straße am Boxbergknoten muss auch saniert werden. Foto: Philipp RotheDer wesentliche Teil der Verbindungen wurde in den 1950er bis 1980er Jahren gebaut: "Brücken dieser Bauzeit zeigen neben der nicht mehr aktuellen Lastannahmen erhebliche konstruktive Defizite", heißt es in der Vorlage. Sie seien nach heutigem Stand der Technik unterdimensioniert und ihre Betondeckung sei völlig unzureichend. "Brücken sind nach heutigen Erkenntnissen für eine Nutzung von 70 Jahren konzipiert", so Weber. Aufgrund der Altersstruktur sei in den nächsten 40 Jahren mit einem hohen Finanzbedarf für Ersatzneubauten zu rechnen. "Ab diesem Jahr werden die ersten Nachkriegsbrücken 70 Jahre alt", warnt Weber.
Besonderes Sorgenkind sind dabei die Spannbetonbrücken, von denen es 21 im Stadtgebiet gibt: "Aufgrund ihrer Bauweise haben sie ein hohes Risikopotenzial", so Weber. Zu diesen Brücken zählen auch die Hebelstraßenbrücke, die gerade bis März 2021 durch einen Neubau ersetzt wird, und die Ziegelhäuser Brücke, auf der Mitte des Monats das zulässige Gesamtgewicht für Fahrzeuge auf 3,5 Tonnen herabgesetzt wird. Zu dieser Brückenart gehört aber auch die Montpellierbrücke: Hier wird der bauliche Sanierungsaufwand als sehr hoch eingeschätzt. 2023 und 2024 will die Stadt dort 12,5 Millionen Euro investieren. Nach der Sanierung soll die Montpellierbrücke 30 weitere Jahre halten.
Die Ziegelhäuser Neckarbrücke muss abgerissen und neu gebaut werden. Foto: Philipp RotheDie schlechteste Zustandsnote wurde auch für die Brücke über die Karlsruher Straße am Boxbergknoten vergeben. Hier spricht die Verwaltung wegen des hohen Aufwands von Sanierung oder gar Ersatzneubau. Ebenfalls "ungenügend" ist der Valeriewegsteg in Schlierbach. Die Fußgängerquerung über die Bahngleise unweit des Karlstorbahnhofs soll 2022 für 1,5 Millionen Euro durch einen Neubau ersetzt werden. Viel Arbeit wird wohl auch die Sanierung der Brücke an der Liebermannstraße in der Südstadt, die von Fußgängern und Radfahrern genutzt wird.
"Bis auf die Ziegelhäuser Brücke bekommen wir alle durch", ist sich Weber sicher. Aber: "Wir müssen die Sanierungen jetzt systematisch angehen, entsprechend dem Zustand der Brücken und nach unserem Sanierungsplan." Webers Ziel: "In jedem Doppelhaushalt wollen wir eine Brücke sanieren." Zehn Millionen Euro wären dafür pro Jahr nötig – allerdings erwartet man einen Landeszuschuss von jeweils 50 Prozent. "Das wird ein Dauerthema, das viel Geld kostet", bilanzierte Baubürgermeister Jürgen Odszuck.