Der neue Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs entwickelte sich zum Skandal. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg
Heidelberg. (rie) Es ist eine Reise, die viele Fragen aufwirft: Ende Februar flogen Frauenklinik-Chef Christof Sohn und seine Forscherin Sarah Schott nach China. Für die beiden Professoren des Universitätsklinikums war es bereits die dritte Asien-Reise in den vergangenen anderthalb Jahren. Sohn und Schott zeichnen gemeinsam für den am 21. Februar in einer PR-Kampagne gehypten Brustkrebs-Bluttest verantwortlich.
Dieses Mal eröffneten Sohn und Schott in der Zehn-Millionen-Stadt Wuhan das "gemeinsame NKY-Heiscreen Brustkrebs-Forschungszentrum", wie das chinesische Unternehmen NKY Medical auf seiner Homepage mitteilt. Diese Pharmafirma vermarktet gemeinsam mit der Heidelberger Firma Heiscreen NKY den Brustkrebs-Bluttest in China. An der Heiscreen NKY ist die Uniklinik-Tochter Technology Transfer Heidelberg (TTH) mit 80 Prozent beteiligt. Schott gehören zwölf, Sohn acht Prozent.
Die entscheidende Frage: Eröffneten Sohn und Schott das Forschungszentrum als Vertreter des Uniklinikums - oder als Unternehmer in eigener Sache? NKY Medical jedenfalls brüstet sich mit der Verbindung zum international angesehenen Medizin-Standort Heidelberg und seiner weltbekannten Universität. Wörtlich heißt es in einer Pressemitteilung: "Das Forschungszentrum kooperiert mit der Universität Heidelberg." Und auch im November 2017, als Sohn und Schott in China die Kooperationsvereinbarung für das Forschungszentrum unterzeichneten, taten sie das aus Sicht des chinesischen Partners ganz klar als offizielle Vertreter der Uniklinik.
"NKY Medicals Kooperation mit dem Universitätsklinikum Heidelberg wird sicherlich fruchtbare Ergebnisse erzielen", hieß es damals auf der Homepage. Nur: Der Vorstand des Uniklinikums war offenbar nicht eingeweiht worden. "Der Vorstand war und ist mit diesem Forschungszentrum in keiner Weise befasst", teilt das Uniklinikum auf RNZ-Anfrage mit. Mit der Kooperation, die Sohn und Schott in China über Monate vorbereiteten, hatte der Heidelberger Arbeitgeber der beiden Professoren demnach nichts zu tun.
Und wer bezahlte die drei Reisen von Sohn und Schott? Auf diese Frage antwortet das Uniklinikum der RNZ mit nur einem Satz: "Die Reisen wurden aus Drittmittel-Konten Mamma-Screen finanziert." Mamma-Screen war der Name des Projektes, in dessen Rahmen der Bluttest zur Diagnose von Brustkrebs am Uniklinikum entwickelt wurde. Woher die Gelder von den "Drittmittel-Konten" genau stammen, teilt das Universitätsklinikum nicht mit.