Der "Nah und gut"-Laden in der Hauptstraße 16 (Ecke Sandgasse) schließt zum Monatsende. In direkter Nachbarschaft eröffnet in der nächsten Woche "Tegut" im Wormser Hof. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Seitdem die "Kaufhalle" in der Hauptstraße 9-13 vor ziemlich genau 20 Jahren schloss und gleich darauf die "Sportarena" einzog, hatte die Altstadt keinen halbwegs größeren Supermarkt mehr. Das wird sich in der nächsten Woche ändern. Denn da eröffnet nach über zwei Jahren Umbau der neue "Tegut" im Erdgeschoss des "Wormser Hofes – also dort, wo bis Anfang 2014 das Lux-Harmonie-Kino untergebracht war. Der Supermarkt des hessischen Lebensmittelhändlers wird allerdings ein ganz anderes Sortiment haben als die recht günstige "Kaufhalle": eher hochpreisig und mit Schwerpunkt auf "Bio".
In der Zwischenzeit hielt im Grunde nur Sven Rüdinger mit seinen beiden Märkten in der Hauptstraße 116 und 198 die Fahne des Lebensmitteleinzelhandels hoch, doch nun, so verkündet es ein Zettel, wird der eine in der Hauptstraße 116 - kaum 50 Meter vom neuen "Tegut" entfernt - zum 30. September schließen. "Natürlich hat das etwas mit ,Tegut‘ zu tun", sagt Sven Rüdinger auf RNZ-Anfrage, "der Vermieter hat etwas anderes vor und mir gekündigt. Er wollte mit mir nicht mehr weitermachen, im Frühjahr soll hier etwas Neues eröffnen - was, das weiß ich nicht."
Von sich aus hätte er den Markt nicht geschlossen, so Rüdinger: "Ich hätte es drauf ankommen lassen." Sicher, es hätte mit dem neuen "Tegut"-Markt für einen Laden, der von Edeka beliefert wird, Umsatzeinbußen gegeben, vielleicht in der Größenordnung von 15 Prozent, aber im Grunde seien die Sortimente doch zu unterschiedlich. Und natürlich die Größe: "Tegut" mit 800 Quadratmetern und einer Frischetheke plus Café und "Nah und gut" (135 Quadratmeter) mit den vielen Edeka-Eigenmarken. Aber nun habe sein Vermieter die Entscheidung getroffen und Rüdinger musste für die acht Beschäftigten einen Sozialplan aufstellen.
Nun bleibt Rüdinger, der seit 1995 im Lebensmitteleinzelhandel arbeitet und seit 2008 Geschäftsführer ist, nur noch der eine, etwas kleinere Markt in der Hauptstraße 198. Bis vor neun Jahren hatte der Händler sogar noch drei Standorte in Heidelberg: die beiden in der Altstadt und einen in der Rohrbacher Straße (Weststadt), in den dann "Alnatura" einzog. Der "Nah und gut"-Laden in der Hauptstraße 116, der nun schließt, ist selbst ein Stückchen Lebenmitteleinzelhandelsgeschichte: Erst firmierte er unter dem Namen Goedecke, dann unter Nanz, 1999 übernahm ihn Sven Rüdingers Vater Emil unter dem Edeka-Etikett für kleinere Läden "Nah und gut".