Am östlichen Leinpfad scheiden sich die Geister
Bezirksbeirat will die hohe Kostenschätzung der Stadt nicht akzeptieren

Von Thomas Seiler
Heidelberg-Ziegelhausen. Die Situation des nachhaltig beschädigten Lein- und Treidelpfads, der im östlichen Teil des Neckarufers kein Durchkommen mehr ermöglicht, beschäftigt den Bezirksbeirat schon seit Jahren. Nun hat das Gremium einen Vorstoß gewagt: Es forderte die Stadt auf, im westlichen Teil nach der Schiffsanlegestelle "Stift Neuburg", dem Aufgang zum Recyclinghof und zum Kloster hin eine Weiterführung zu untersuchen, vorausgesetzt sie lässt sich technisch sowie vom Verkehr und den Finanzen her umsetzen.
Noch einmal ging der Leiter des Tiefbauamts, Jürgen Weber, auf den maroden Teil im Osten ein. "Derzeit sind keine Mittel für die notwendige Erstellung eines Gesamtkonzepts sowie dessen Umsetzung vorgesehen", lautete sein ernüchterndes Fazit, zumal einstige Kostenschätzungen nun um weitere 500.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro stiegen. Dies bedeutet im Prinzip auch das endgültige Aus für den 2008 offiziell eingeweihten drei Kilometer langen Bewegungsparcours, der Ziegelhausen mit Schlierbach verbindet und zum Teil dort verläuft. Denn insbesondere die durch Unterspülungen, teilweise durch erheblichen Abrutsch des Pfades sowie durch den Einsturz der Böschungsmauer ruinierte Situation unterhalb brachten die Kosten zum Explodieren, so Weber. Hinzu komme, dass das Areal als Privatweg gelte, was eine Vollsperrung durch den Eigentümer bedingte. Die Stadt verzichtete einst allerdings aus Folgekostengründen darauf, das Areal für einen Euro zu kaufen.
Stattdessen richtete laut Weber das Landschafts- und Forstamt "alternativ eine fußläufige Wegeverbindung" zum Gehweg der L 534 ein. Zudem sei klar, dass punktuelle Ausbesserungen nicht mehr greifen. Außerdem weise das Gelände "mittlerweile einen biotopähnlichen Charakter" auf, da sich Biber und Eidechsen heimisch fühlen, und die gepflasterte Böschung gilt zudem als denkmalgeschützt. "Hier sind naturschutz- und denkmalschutzrechtliche Belange zu berücksichtigen, die sich auf eine Sanierung erschwerend auswirken", betonte Weber.
Roselinde Schwalm (Grüne), die einst das Aktionsbündnis "Freunde der Fußwege Ziegelhausens" mitgründete, wagte dennoch einen Vorstoß: Unterstützt durch den Wasserbau-Ingenieur Herbert Zech und Jörg Sommer stellte sie die von Weber genannte Summe in Abrede und kam selbst auf eine Kostenschätzung, die anno 2016 bei 100.000 Euro lag. "Unsere Zahlen basieren auf Begehungen und einem örtlichen Aufmaß der Schäden", betonte Zech. Er vermisse Umfang oder Inhalt der städtischen Sanierungsmaßnahme. Zudem sei nicht zu erwarten, dass aus Naturschutzgründen "großflächige Reparaturen erlaubt werden". Darüber hinaus wehrte sich Sommer gegen "Fantasiesummen".
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Genervt empfahl Weber am Ende dem Gremium, eine "Grundlage zu finden, auf welchem Weg es weiter gehen" solle.