Susanne Eisenmann (CDU) ist Ministerin für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von Anica Edinger
Heidelberg. Landauf, landab diskutieren aktuell Politikerinnen und Politiker, ob Schulen geöffnet bleiben können, ob mehr Maßnahmen ergriffen werden müssen, wie es weitergeht mit dem Betrieb unter Pandemiebedingungen. Die Unsicherheit ist groß – vor allem bei Schülerinnen und Schülern, bei Lehrkräften, bei Eltern. In Heidelberg stellte sich nun Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) den Fragen der Betroffenen. Gut eineinhalb Stunden stand die Ministerin via Zoom-Konferenz aus dem Klub-K des Karlstorbahnhofs Rede und Antwort, hörte sich Sorgen und Nöte an – und zeigte sich geduldig, aber auch kämpferisch. Die wichtigsten Themen im Überblick.
Frühere Weihnachtsferien: Nordrhein-Westfalen hat es schon beschlossen, andernorts wird noch heftig debattiert: Zum Eindämmen der Pandemie wollen einige Länderchefs die Weihnachtsferien um einige Tage vorziehen. Die Kultusministerin hielt nun fest: "Es wird dazu keine Ansage von uns geben." Schulen müssten selbst entscheiden, ob sie von ihren beweglichen Ferientagen Gebrauch machen. In Heidelberg soll an den Gymnasien dazu gegen Mitte der Woche eine Entscheidung fallen.
Luftfilter-Geräte: Gegen Aerosole in Klassenräumen helfe nur eines, so Eisenmann: "Lüften, lüften, lüften." Das sei eine zentrale Erkenntnis einer Studie des Umweltbundesamtes. An dieser orientiere sich das Kultusministerium, wenn es um die Frage geht, Luftfilter-Geräte für die Schulen anzuschaffen. In der Studie stehe auch, dass Aerosole, die zur Verbreitung des Coronavirus beitragen, durch diese Geräte nicht etwa entsorgt, sondern "rumgeschleudert" werden. Auch auf den Einwand von Ralf Kelle, dass es durchaus Studien gebe, die zu anderen Ergebnissen kämen, ließ sich die Ministerin nicht von ihrem Standpunkt abbringen. "Wir verlassen uns da auf Fachkräfte", sagte sie, "deshalb wird es vom Land keinen Einstieg in diesen Bereich geben."
Sportunterricht: Paul Goldschmidt, Schüler an der Carl-Bosch-Schule, zeigte sich irritiert darüber, dass Sportunterricht stattfindet – ohne Mund-Nasen-Schutz. "Den ganzen Tag tragen wir überall Masken – und im Sportunterricht ist dann alles egal", so Goldschmidt. Wie das zu rechtfertigen sei, wollte der Schüler wissen. "Es ist ein Abwägungsprozess", konterte Eisenmann. Man habe als Landesregierung entschieden, den Sportunterricht auch und gerade in Pandemiezeiten anzubieten. "Um zumindest für etwas Bewegung zu sorgen." Schließlich seien gerade im November die Freizeit- und Sportmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche wieder sehr eingeschränkt. "Sehr, sehr viele sind deshalb sehr dankbar, dass es den Sportunterricht gibt", berichtete Eisenmann.
Hybrid- und Fernunterricht: Barbara Hadders-Lorenz vom Englischen Institut war überzeugt: "Früher oder später werden die Schulen wieder geschlossen." Man habe es in der zweiten Welle mit viel mehr Infizierten als in der ersten, mit mehr Toten und einer angespannten Lage auf den Intensivstationen zu tun. Wieso man da jetzt nicht schon vorausschauend handle – und in den Schulen wieder umsteige auf Hybrid- und Fernunterricht, wollte die Lehrerin wissen. Eisenmann: "Das gibt die Faktenlage derzeit nicht her." Von 1,5 Millionen Schülern "sind – Stand heute – nicht einmal ein Prozent infiziert", so die Ministerin. Und: "Wir brauchen den Präsenzunterricht. Bildung muss auch in Pandemie-Zeiten möglich sein." Denn abgesehen von der Betreuungsfrage für Eltern, seien viele Jugendliche mit dem Fernunterricht nur schlecht klargekommen. Das unterstrich auch die Handschuhsheimer Kinderärztin Ines Brösse. "Es ist gigantisch, was die Kinder seit Beginn der Pandemie mitgetragen haben." Viele fühlten sich sehr belastet durch das Geschehen. Unterricht vor Ort – auch der Sportunterricht – seien deshalb weiter essenziell.
Maske tragen: Minyue Wei, Jugendgemeinderätin, berichtete von den Probleme, die das Maske-Tragen mit sich bringe. "Viele Mitschüler können sich schlecht konzentrieren und klagen über Kopfschmerzen." Eisenmann zeigte Verständnis – und befand: "Pädagogisch finde ich Masken auch schwierig." Sie seien aber ein notwendiges Übel, um die Schulen überhaupt offen zu halten. Sie versprach: "Sobald es die Zahlen zulassen, werden wir auf die Maskenpflicht verzichten."
Digitalisierung: Wer kümmert sich um die neuen digitalen Endgeräte an Schulen? Das wollte Elternbeiratsvorsitzende Andrea Dittmar wissen. Eisenmann gestand: "Wir brauchen Spezialisten, die sie als Schule anrufen können, wenn die Technik nicht funktioniert." Das müsse ausgelagert werden: "Es ist nicht Aufgabe der Lehrkräfte", so die Ministerin. Seit Anfang des Jahres verhandle man nun von Landesseite aus mit den Kommunen über Lösungen – "das war überfällig", sagt Eisenmann, "und ist jetzt dringend notwendig".