Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg. Foto: Rothe
Heidelberg. (rie) Die Universität Heidelberg stellt ihren Technologietransfer neu auf. Zu diesem Zweck hat sie nun eine eigene Verwertungsgesellschaft gegründet: die "ScienceValue Heidelberg GmbH" (SVH). Sie soll künftig geistiges Eigentum der Universität und ihrer Wissenschaftler fit für den Markt machen und Forschungsergebnisse kommerziell verwerten. Das meldete die Universität am gestrigen Montag auf ihrer Homepage.
Die Firmengründung ist auch eine Folge des Bluttest-Skandals am Universitätsklinikum, der die Universität seit Monaten beschäftigt. Uni-Rektor Bernhard Eitel hatte im Mai den Vertrag mit der Technology Transfer Heidelberg GmbH (TTH) gekündigt. Diese Firma war zuvor für den Technologietransfer der Medizinischen Fakultät zuständig – und hatte das Bluttest-Startup Heiscreen mitgegründet. Die TTH ist eine 90-prozentige Tochterfirma des Uniklinikums. Jeweils fünf Prozent Anteile halten die TTH-Geschäftsführer Volker Cleeves und Jörg Rauch.
"Den Mitarbeitern der TTH GmbH wird eine Übernahme in die neue, zu 100 Prozent universitäre GmbH angeboten", heißt es in der Mitteilung der Uni. Auf RNZ-Nachfrage stellte eine Uni-Sprecherin klar, dass dieses Übernahmeangebot nicht für Cleeves und Rauch gilt. "Deshalb steht da explizit: ,Mitarbeiter’. Herr Cleeves und Herr Rauch sind bei der TTH beschäftigt, sie sind aber keine Mitarbeiter."
Zunächst übernimmt die SVH den Technologietransfer und die Patentbetreuung für die Medizinische Fakultät. Später soll die neue Firma auch für die anderen lebenswissenschaftlichen Disziplinen der Uni zuständig sein – und mittelfristig auch für ganz andere Fachbereiche.
Rektor Eitel wird in der Uni-Meldung zitiert. Ohne es direkt auszusprechen, macht er deutlich, dass die Gründung der SVH auch eine Folge des Bluttest-Skandals ist: "Wir sind eine Forschungsuniversität, und es geht uns vor allem darum, unserer Aufgabe nachzukommen, als Einrichtung des Landes über transparente und qualitätsgesicherte Prozesse sicher zu stellen, dass zum einen die Ergebnisse aus der Spitzenforschung zum Nutzen der Gesellschaft zügig und möglichst direkt ihren Weg in die Anwendung finden. Zum anderen sind wir verpflichtet, alle Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis einzuhalten, dazu zählt auch die Verwertung geistigen Eigentums."
Zugleich betont die Universität in ihrer Mitteilung, dass der Ausbau des Wissens- und Technologietransfers schon im Antrag zur Exzellenzstrategie eine bedeutende Rolle spielte. Und dieser wurde schließlich schon 2018 abgegeben – also, bevor der Bluttest-Skandal von der RNZ im März 2019 öffentlich gemacht worden wurde.
Im Zuge dieser Strategie wurde im Rektorat auch ein neues Amt geschaffen: der Prorektor für Innovation und Transfer. Vergangene Woche hat der Senat der Universität den Physiker Prof. Matthias Weidemüller in diese Funktion gewählt. Er soll ab sofort den Wissenstransfer fördern und Kooperationen mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft initiieren.